Bela B. Foto: promo

Auf der Bühne steht ein deutscher Rockstar. Bela B. ist einer, für den Frauen bei Saalöffnung in die ersten Reihen vor der Bühne spurten. Der Rest der 650 Zuschauer am Dienstagabend im Liveclub LKA in Stuttgart ist trotzdem gespannt.

Auf der Bühne steht ein deutscher Rockstar. Bela B. ist einer, für den Frauen bei Saalöffnung in die ersten Reihen vor der Bühne spurten. Der Rest der 650 Zuschauer am Dienstagabend im Liveclub LKA in Stuttgart ist trotzdem gespannt.

Stuttgart - Noch bevor Bela B., abgesehen vom Betreten der Bühne, irgendetwas getan hat, fliegt ihm ein BH ins Gesicht. Dunkelblau, direkt aus der Mitte seiner Fans, die unten stehen. Oben steht ein deutscher Rockstar. Einer, für den Frauen bei Saalöffnung in die ersten Reihen vor der Bühne spurten. Der Rest der 650 Zuschauer am Dienstagabend im Liveclub LKA in Stuttgart ist trotzdem gespannt.

Denn für die einen enthält „Bye“, das dritte Soloalbum des Sängers und Schlagzeugers der Berliner Punkband Die Ärzte, unter Umständen zu viel Country, und für die puristische Rockabilly-Szene ist genau das hier der Szene-Ausverkauf. Wie ernst es der 51-Jährige mit der Countrymusik meint, wird dadurch deutlich, dass Bela B. nicht mit einer Kirmestruppe als Begleitband antritt, sondern mit der Undergroundgruppe Smokestack Lightning.

Im Stile alter „The Grand Old Opry“-Showrevues beginnt das Nürnberger Quartett den Abend, ehe sich die kalifornische Sängerin Lynda Kay zu ihnen gesellt. Eine kurze Pause später kommen Smokestack Lightning mit Sängerin Peta Devlin zurück, dann Bela B. – und eben ein BH. Während die Country-Version von „Manchmal haben Frauen“ noch wie ein vorbeugendes Zugeständnis an die Ärzte-Fans im Publikum wirkt, sind „I Put A Spell On You“ von Screamin’ Jay Hawkins oder „Johnny Remember Me“ von John Leyton weit treffender.

Und ein weiteres Zeichen: Bela B. leuchtet – obwohl er sich und seinen Charme dem Bandgefüge und Country unterordnet. Die passenden eigenen Songs hat er auch: „Immer So Sein“, ein wunderschönes Liebeslied oder das lustige „Sentimental“, in dem er tatsächlich romantisch einen Spermafleck besingt.

„Lass den Opa mal vom Krieg erzählen“, scherzt Bela B., als er nach einer Lobpreisung für Vinylplatten kaum Zustimmung vom bestens aufgelegten Publikum erntet. Und auch das ist Bela B.: ein selbstironischer Entertainer. Sein weißes Fransenhemd bleibt dennoch der einzige Gimmick dieser zweistündigen Show.