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In der katholischen Einrichtung Sankt Franziskus tut sich mehr, als viele vielleicht denken.

Benningen - Wo sonst rund 80 Kinderstimmen durch die Räume und Gänge hallen, ist es gerade ziemlich still. Und das seit Wochen schon. Der katholische Kindergarten Sankt Franziskus in Benningen ist, wie andere Einrichtungen wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Bis Freitag waren zwei Kinder in der Notbetreuung.

Zeit zum Zurücklehnen hatte und wollte das 25-köpfige Erzieher-Team um Leiterin Saskia Franz aber nicht. Im Gegenteil. Es wurde ganz schön was geschafft im Sankt-Franziskus-Kindergarten. „In der Presse heißt es oft, wir Erzieher machen jetzt Portfolio-Arbeit und Bastelsachen. Das ärgert mich“, sagt Saskia Franz. Denn in „normalen Phasen“ werde oft über die Qualität in der frühkindlichen Bildung gesprochen. „Endlich haben wir auch die Zeit, das umzusetzen. Ja, wir können basteln und wir können Portfolio, aber es ist nicht unser Hauptaugenmerk.“

Das lag, als die Einrichtung Mitte März schließen musste, erst einmal darauf, wie die Erzieher Kontakt mit den Kindern und ihren Familien halten können. „Damit haben wir uns ganz intensiv beschäftigt.“ So entstand dann auch schnell die Kinderpost, in der die Jungen und Mädchen einmal wöchentlich einen Umschlag von ihrem Kindergarten bekommen. Drin enthalten sind unter anderem Geschichten, Experimente, Bastelvorlagen und etwas Besonderes. Das waren schon Blumensamen, Wackelaugen oder ein Osternest. Zudem ist die Post auch dem jeweiligen Alter der Kinder angepasst.

Wie sie zu den Kindern kommt? Die Jungen und Mädchen verteilen die Post selbst. „Der Posten als Postbote ist heiß begehrt“, weiß Saskia Franz. Zeitversetzt dürfen jeweils etwa sieben Austräger mit ihren Eltern zum Kindi kommen und zehn Briefe mitnehmen. Die werden dann bei den Kindergarten-Freunden eingeworfen. Außerdem gibt es eine Menge Aktionen, wie den großen Regenbogen am Eingang des Kindergartens. „Wir vermissen euch“, steht da und die Kinder konnte auch selbst Bilder malen, die dann aufgehängt wurden. Hinter einem Guckloch, durch das die Jungen und Mädchen spitzeln dürfen, verbergen sich zudem immer neue Überraschungen. Jede Woche gibt es zudem ein Video, in dem eine Erzieherin ein Bilderbuch vorliest und die Eltern schießen Fotos von ihren Kindern beim Bearbeiten der Kinderpost. „Wir lassen uns immer etwas Neues einfallen“, betont Saskia Franz.

So darf die Vorschulgruppe zum Beispiel wie auch in den vorherigen Jahren den Gruppennamen für die neuen Kindergartenkinder aussuchen. Jetzt eben per Kinderpost mitsamt Stimmzettel und Wahl. „Vereinzelt suchen wir auch Unterstützung durch die Eltern“, berichtet Saskia Franz. Etwa, wer draußen auf der Pfarrwiese helfen kann. Hier haben Mütter und Väter inzwischen das Balancier-Krokodil abgeschliffen und neu lackiert und bei den Beeten geholfen. „Wenn eine Familie ohne eigenen Garten mal Zeit auf der Pfarrwiese verbringen möchte, koordinieren wir das auch.“

Im Kindi wurde derweil ebenfalls viel geschafft. „Wir haben unser Raumkonzept erweitert und verändert sowie Großputz gemacht, an unseren Qualitätsstandards gearbeitet, ein Schutzkonzept geschrieben, uns um Brandschutz und Hygiene gekümmert, und, und, und . . .“, zählt die Kindergartenleiterin auf.

Grundsätzlich gelte: „Wir vermissen die Kinder, keine Frage.“ Aber im normalen Betrieb sei man oft von Projekt zu Projekt gestolpert. „Jetzt war die Zeit, das aufzuarbeiten und Platz zu machen für neue Ideen.“ Deshalb würde Saskia Franz auch die momentane Situation als erfolgreiche Phase bezeichnen. „Wir wissen um die belastende Situation für die Familien und wünschen uns auch, dass wieder Normalität herrscht. Aber wir haben die Zeit gut genutzt.“ Kommende Woche geht die erweiterte Notbetreuung los.