Die Handballsaison in Württemberg steht kurz vor dem Abbruch. Foto: dpa/Jens Wolf

Der Abbruch der aktuellen Runde ist so gut wie beschlossen. Die Auswirkungen sind allerdings noch unklar.

Marbach/Bottwartal - Die Empfehlung des Deutschen Handball-Bundes (DHB) ist da, der Handballverband Württemberg (HVW) hat sich dieser Empfehlung angeschlossen – sofern der Bundesrat sie beschließt. Und dies wird nach Einschätzung von HVW-Präsident Hans Artschwager noch im Laufe dieser Woche geschehen. Das würde bedeuten: Alle Handballligen in Deutschland unterhalb der 3. Liga beenden mit sofortiger Wirkung die Saison. Es wird Aufsteiger geben, aber keine Absteiger.

Was sich im ersten Moment recht einfach anhört, wirft aber noch einige Fragen auf, vor allem in Württemberg. Denn zur kommenden Saison 2020/21 war ja eine Strukturreform geplant: Die Reduzierung von bisher zwei Staffeln in der Württembergliga auf eine, die Einführung einer Verbandsliga mit zwei Staffeln darunter und die Erweiterung von drei auf vier Staffeln in der Landesliga. „Die Strukturreform ist auch nach wie vor beschlossen, daran hat sich bisher nichts geändert“, stellt HVW-Verbandsmanager Thomas Dieterich klar und gibt zu bedenken: „Bei der jetzt angedachten Konstellation hätten wir ohne die Reform etwa 300 Spiele mehr. Es wäre nicht zu schaffen, die alle mit Schiedsrichtern zu besetzen.“

Doch der Reihe nach: Nachdem der Bundesratsbeschluss gefallen ist, muss zunächst entschieden werden, wie die Saison gewertet wird. Drei Varianten stehen offenbar im Raum. Die unwahrscheinlichste scheint zu sein, dass nur die Hinrunde gewertet wird. Bei einer Wertung anhand des aktuellen Tabellenstandes wäre die Frage, ob man nur die Punkte an sich wertet, wie es im Tischtennis gemacht wurde, oder einen Punkteschnitt errechnet, wie es die Volleyballer gemacht haben. Man würde also ermitteln, wie viele Punkte eine Mannschaft durchschnittlich pro Spiel geholt hat und anhand dieses Quotienten den Tabellenstand festlegen. Somit würde man eben auch die teils unterschiedliche Anzahl an absolvierten Partien berücksichtigen. Diese Variante erscheint am wahrscheinlichsten. „Man möchte aber auch hier bundesweit möglichst einheitlich verfahren“, sagt Thomas Dieterich. Der Hintergrund bei allen Entscheidungen: „Man möchte die Gefahr und die Erfolgschancen von Klagen möglichst gering halten.“

Steht nun der Wertungsmodus fest, muss noch geklärt werden, ob auch alleMannschaften für die gleiche Liga wie bis- her melden. Denn die Beschlussempfehlung des DHB sagt: „Ein freiwilliger Abstieg in die nächst niedrigere Spielklasse ist möglich.“ Um den Vereinen die nötige Zeit zu geben, die neue Lage zu klären, wird der Meldeschluss für die neue Saison um einen Monat auf den 15. Mai verschoben. „Erst dann kann man sicher sagen, welche Mannschaft in welcher Liga spielt“, erklärt Dieterich.

Und erst dann beginnt offiziell die große Rechnerei: Von oben runter werden dann die Ligen und Staffeln zusammengestellt. „Das würde man anhand der bisherigen Ligenstruktur machen. Wenn dies geschehen ist, würde die Strukturreform greifen und die Verbandsliga eingefügt“, so Dieterich. Daher könne derzeit auch noch niemand absolut sicher sagen, ob zum Beispiel den Männern des SKV Oberstenfeld
der aktuelle siebte Platz für die eingleisige Württembergliga reichen würde, auch wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist. „Wir feiern noch nicht. Aber wir gehen davon aus, dass wir in der eingleisigen Württembergliga dabei sein werden. Das wäre eine tolle Sache, weil wir auch den Kader entsprechend zusammengestellt haben“, ist SKV-Teammanager Uwe Salvo vorsichtig optimistisch.

Dagegen kann sich die SG Schozach-Bottwartal
sicher sein, dass sie als Vierter oder Fünfter (je nach Wertungsarithmetik) in der eingleisigen Württembergliga dabei wäre. „So hatten wir es geplant, und wir freuen uns, dass es klappt. Aber lieber hätten wir die Saison komplett gespielt“, sagt Teammanager Christoph Hauser.

Für die beiden Landesliga-Mannschaften der HABO SG
bleibt es bei dem, was sich schon im bisherigen Saisonverlauf abgezeichnet hat: Sie werden weiterhin in der Landesliga spielen. Die Männer des TV Mundelsheim
können sich dagegen jetzt doch noch leise Hoffnungen auf die Verbandsliga machen. Durch den Wegfall von Absteigern könnte sich von oben alles so weit verschieben, dass ihr fünfter Platz reichen würde. „Im Mannschafts-Chat ging es schon rum, dass diese Chance wohl besteht. Doch da ist natürlich noch viel hätte, wäre und wenn dabei“, gibt Trainer Gerrit Irion zu bedenken. „Aber wir würden es mitnehmen. Die Verbandsliga war ja auch das Ziel, das wir zu Saisonbeginn ausgegeben haben.“ Pikantes Detail am Rande: Die Mundelsheimer sind nur aufgrund des minimal besseren Torverhältnisses Fünfter vor der SG Schorndorf. Und genau dort hätte man am 15. März spielen müssen, wäre es nicht zur Corona-bedingten Aussetzung und dem späteren Saisonende gekommen.

In der Bezirksliga waren die Männer des SKV Oberstenfeld II
eh schon weit enteilt und steigen nun in die Landesliga auf, während die HABO SG II
ihre Abstiegssorgen los ist, ebenso wie die Frauen der HSG Neckar,
der HABO SG II
und des SKV Oberstenfeld.

Die Frauen der SG Schozach-Bottwartal
derzeit Vierter in der 3. Liga, hängen dagegen noch etwas in der Luft. Denn hier ist die Saison zumindest offiziell noch nicht beendet. Das ist zwar vermutlich nur noch eine Formsache, da ja die 1. und 2. Bundesliga schon beendet sind, „aber wir sind halt noch in der Schwebe. Und solange müssen alle Spielerinnen noch dreimal pro Woche individuell trainieren“, erklärt Coach Michael Stettner.