Für Lena Brandt wäre ein Engagement im Musical "Rebecca" die erste große Rolle. Foto: Leonie Hemminger

Eine Jury sucht die perfekte Darstellerin für das Musical "Rebecca". Wir waren beim Casting dabei.

Stuttgart - „Ich hoffe, dass es bald vorbei ist“, sagt Lena Brandt und lächelt nervös. „Das Warten ist das Schlimmste.“ In wenigen Minuten soll sie vor einer Jury von acht Leuten vorsingen, danach werden die Choreografen ein Auge auf ihr tänzerisches Talent werfen. Die 23-Jährige hat es in die finale Castingrunde für die Hauptrolle „Ich“ im Musical „Rebecca“ geschafft.

Anfang Dezember feiert das Stück im Stuttgarter SI-Centrum Premiere, die Proben beginnen im Oktober. Aus rund 1000 Bewerbern hat die Jury 130 Teilnehmer ausgewählt und in die dreitägige Endrunde ins Stage Palladium Theater eingeladen. Etwa 20 von ihnen kommen für die weibliche Hauptrolle in Frage.

Lena Brandt hat sich intensiv vorbereitet

Für Lena Brandt wäre es die erste große Rolle. Gerade hat die 23-Jährige ihre Musical-Ausbildung in Wien abgeschlossen. An der Figur „Ich“ reizt die junge blonde Frau „die Entwicklung, die sie durchmacht vom jungen Mädchen zur starken Frau“. Ihre eigene Stärke sieht sie im Gesang, das Tanzen werde „schon funktionieren“.

Vorbereitet hat sie sich hauptsächlich, indem sie die Texte auswendig gelernt und die Lieder einstudiert hat. Auf den Charakter der „Ich“ wollte sie sich vorab nicht zu sehr versteifen. „Die Jury arbeitet ja mit dir, man sollte also in der Rolle nicht zu festgelegt sein“, sagt sie.

Was die achtköpfige Jury – darunter der Regisseur, der Komponist, der Choreograf und der musikalische Direktor – sucht, ist das Gesamtpaket: Die Darstellerin muss nicht nur in Schaupiel, Gesang und Tanz Können vorweisen, sondern sie muss auch perfekt mit dem männlichen Hauptdarsteller harmonieren. „Es kann passieren, dass die Jury eine Bewerberin für die Beste hält, die aber nicht zum männlichen Part passt. Den Zuschlag bekommt dann vielleicht die Zweitbeste“, erklärt Stephan Jaekel, Unternehmenssprecher von Stage Entertainement.

Die Jury sucht einen wandelbaren Charakter

Simone Linhof, die Associate Producerin, schaut bei der Wahl der Hauptdarstellerin vor allem darauf, dass sie die Entwicklung von „Ich“ glaubhaft verkörpern kann. „Anfangs ist sie unschuldig und jung, später dann sehr selbstbewusst. Beim Casting versuchen wir herauszubekommen, ob es beide Möglichkeiten in einer Person gibt“, sagt Linhof. Ähnliches gilt für den Gesang: Auch stimmlich müssen beide Charakterzüge dargestellt werden können – mal zart, mal kräftig.

Als Lena Brandt schließlich vorsingen darf, wirft sie ihre anfängliche Nervosität schnell ab und taucht ein in ihr Element, das Singen. Vergessen scheinen die dutzenden Augenpaare, die sich auf sie richten. Die Jury nickt anerkennend, der künstlerische Leiter lächelt ihr aufmunternd zu.

Die Jury will noch mehr von Lena Brandt hören

„Das war toll“, lobt der Musical Supervisor Kevin Stites. Lena Brandt ist schon fast zur Türe raus, da ruft er sie noch einmal zurück. Ob sie noch „etwas Sopraniges“ singen könne? Lena Brandt strahlt, als hätte sie darauf gewartet, ihr Können in den hohen Lagen unter Beweis stellen zu können, und schmettert eine Arie aus Johann Strauß' Operette „Die Fledermaus“.

Ob es ein gutes Zeichen war, dass sie ein zweites Stück zum Besten geben durfte? Oder ein schlechtes? Mit der Antwort muss sie sich noch gedulden, denn wann die Jury die Entscheidung fällt, ist noch offen. Aber selbst, wenn es für die Hauptrolle nicht reichen sollte, bleibt für Lena Brandt immer noch die Chance auf die Zweitbesetzung. Wie sie die Zeit bis zur Entscheidung herumbringen wird, weiß sie schon: „Damit, dauernd auf das Handy zu starren.“

Die Handlung

„Rebecca“ basiert auf dem 1938 erschienenen, gleichnamigen Bestseller-Roman von Daphne du Maurier. Alfred Hitchcock verfilmte den Stoff 1940. Seine Arbeit wurde mit zwei Oscars ausgezeichnet. Das packende Musical erzählt die Geschichte des jungen Mädchens „Ich“, das den Adligen Maxim de Winter heiratet. Als die beiden auf dessen Landsitz Manderley ankommen, regiert dort noch immer die Erinnerung an Rebecca, der ersten Frau von Maxim, die ein Jahr zuvor auf mysteriöse Weise ums Leben kam. Vor allem die Haushälterin des Anwesens, Mrs. Danvers, pflegt das Andenken in jedem Winkel des Hauses. Für das jung verheiratete Paar beginnt ein Kampf gegen die Schatten der Vergangenheit und für ihre Liebe.

Kartenreservierungen sind unter Telefon 01805/4444 oder online möglich.