Die Buttenolympiade verlangt Standfestigkeit und Ausdauer. Foto: Ralf Poller/Avanti

Eine Blindverprobung gehört zu den Höhepunkten im Programm des Beilsteiner Weinbergfests. Die ebenfalls traditionelle Böllerei löst dagegen wegen der Trockenheit Aufregung aus.

Man nehme liebliche Toskanahügel und Weinberge, setze obendrauf eine pittoreske Burg, streue feiernde, glückliche Menschen hinein, garniere mit zwei hübschen Weinprinzessinnen und lasse viel edlen Rebensaft fließen. Unterhalten werden die Menschen von guter Musik, einem Feuerwerk und spannenden Wettkämpfen tapferer Menschen. Was sich wie ein Rezept für den Bau einer Märchenlandschaft liest, hat einen Namen: Beilstein, überragt von seiner Burg Hohenbeilstein. Im Volksmund wird sie wegen des fünfeckigen Bergfrieds einfach kurz „Langhans“ genannt. Und selbst das Fest und die Wettkämpfe gibt es. Als Weinbergfest zieht es jährlich zahlreiche Menschen ins Obere Bottwartal. Und zu der Unterländer Butten-Olympiade treffen sich die besten Buttenträger und ermitteln ihren Sieger.

Die Anfänge des Fests waren vergleichsweise bescheiden

Was 1973 ganz klein mit fünf Tischen und zehn Bänken der Weingärtner auf dem Parkplatz unterhalb der Burg begann, ist heute ein Fest über vier Tage von Freitag bis Montag und zum Aushängeschild weit über die Tore Beilsteins hinaus geworden.

Seit 1975 wird die Weinprinzessin gekürt, und ihr Auftritt verleiht dem Fest zusätzlichen Glanz. Im Jahr darauf entsteht die wandernde Weinprobe und bereichert den Samstagnachmittag. Auf Anregung des damaligen Albvereinsvorsitzenden Heiner Weidner beschäftigen sich seither viele Menschen mit dem Thema Wein. In einer Blindverprobung müssen auf der Wanderung zwei Weiß- und zwei Rotweine erkannt werden. Die Kombination aus Wein, Genuss und Bewegung kommt gut an und hat 213 wandernde Genießer in Bewegung gesetzt.

Die einen schleppen 50 Liter, die anderen 30 Liter Wasser

Ebenfalls seit 1976 kommt die Unterländer Buttenolympiade am Sonntagnachmittag als weitere Attraktion hinzu. Hier gilt es, für Männer 50 Liter Wasser und für Frauen und Senioren 30 Liter in Butten beim Lauf über Hindernisse möglichst verlustfrei ins Ziel zu bringen.

Das Feuerwerk am Sonntagabend hat in diesem Jahr für Aufregung bereits im Vorfeld gesorgt. Ein Komitee auf Forstamt, Feuerwehr und Weingärtnern hat dann am Sonntagvormittag Entwarnung gegeben und den Startschuss für die Böllerei am Abend gegeben. Etwas Regen am Samstag hatte zumindest für klimatische Entspannung gesorgt.

Die Besucher haben das goutiert. Allein am Freitagabend, schätzt Bürgermeisterin Barbara Schoenfeld, „haben rund 4000 bis 5000 Besucher ausgelassen gefeiert“. Bei einer Mega-Stimmung, sagt sie. Das bestätigen die Gäste wie Alexander Deuring aus Gronau: „Freitags treffe ich immer viele Leute, die ich das ganze Jahr nicht sehe.“ So sieht das auch Harald Steeb aus dem benachbarten Oberstenfeld. Höchstes Lob stellt Alexander Fischer aus Stuttgart dem Fest aus: „Das ist das schönste Fest in der Region“.

Etwas länger unterwegs zu dem Beilsteiner Fest war das zehnköpfige Team aus der 600 Kilometer französischen Partnerstadt Pontault-Combault im Pariser Becken. Die Crêpiers tragen zu einem der kulinarischen Höhepunkte bei. Und tatsächlich: Es haben sich lange Schlangen mit halbstündiger Wartezeit vor ihren Leckereien gebildet.