Jackie Bristow und Mark Punch haben mit ihrem Auftritt Lust auf mehr gemacht. Foto: avanti

Jackie Bristow hat bei ihrem Auftritt gezeigt, dass es für gute Musik nicht viel Schnickschnack braucht.

Beilstein - Der Innenhof der Burg Hohenbeilstein ist ohnehin ein Platz mit besonderer Atmosphäre. Wenn dann noch die Abenddämmerung und wenig später die von zahlreichen bunten Lichtern stimmungsvoll erhellte Nacht und eine schöne Stimme wie die von Jackie Bristow hinzukommen, ist der Zauber eines Sommerabends perfekt. Und auch wenn es der Zauber am Freitag nicht ganz schaffte, den drohenden Gewitterschauer fernzuhalten, so gelang es ihm doch, dass sich keiner der rund 100 Besucher davon die gute Laune verderben ließ.

Gerade ein Lied schaffte die gebürtige Neuseeländerin, die nach einem Umweg über Australien heute in Nashville in den USA gelandet ist – „wie viele, die die Musik lieben“, erklärte sie –, dann öffnete der Himmel seine Schleusen. Ein kurzes Zögern, dann verpackten die Techniker rasch ihre Ausrüstung in vorsichtshalber mitgebrachte blaue Müllsäcke, und Jackie Bristow und ihr musikalischer Begleiter Mark Punch flüchteten zusammen mit dem Publikum unter das vorsorglich aufgebaute Zeltdach. Nur eine kleinere Gruppe, die sich clevererweise von Anfang an unter einen Pavillon gesetzt hatte, bewahrte die Ruhe: „Wir bleiben hier sitzen, auch wenn die innen spielt“, zeigten sie sich hartnäckig. „Die“ spielte aber nicht innen. Denn nach einer halbstündigen Pause hatte der Himmel ein Einsehen, Bänke wurden trockengewischt, die Technik wieder aufgebaut, und nach einer weiteren Viertelstunde ging es weiter mit einem wunderbaren Konzert.

„Wenn die Wettervorhersage eindeutig gewesen wäre, hätten wir von Anfang an im Zelt aufgebaut“, sagte ein hörbar frustrierter Thomas Arndt vom Kulturverein Oberes Bottwartal, auf dessen Einladung Jackie Bristow und Mark Punch nach Beilstein gekommen waren. Doch andererseits gehören solche kleinen Unwägbarkeiten zu einem Open-Air-Konzert einfach dazu. Und von einem zweiten leichten Regen nach der ganz kurzen Pause ließ sich dann auch niemand mehr von den Bänken vertreiben.

Der Auftritt von Jackie Bristow und Mark Punch im Burghof hat gezeigt, dass gute Musik keinen Schnickschnack braucht. Zwei Gitarren und zwei Stimmen – wobei Punch nur die dezente Unterstützung bei dem einen oder anderen Refrain übernahm, dafür aber mit virtuosem Slide-Gitarrenspiel begeisterte –, mehr ist nicht nötig, um die Zuhörer auf eine musikalische Reise mitzunehmen. Lebhafter Beifall, unterbrochen von anerkennenden Pfiffen, belohnte den gelungenen musikalischen Auftritt der zwei bis dato in der Region völlig unbekannten Musiker. Die überwiegend von Bristow, teilweise auch mit Mark Punch zusammen geschriebenen Songs offenbarten einen Mix aus Folk und Country mit einer Prise Rock. Auch bei den Texten lohnte es sich immer wieder hinzuhören. Angefangen bei „Shot of Gold“, einem Lied für die Benachteiligten der Gesellschaft, wie Jackie Bristow erklärte, über „Fallen Youth“, das den Tod eines jungen Soldaten beschreibt und in seiner ebenso schlichten wie einprägsamen Melodiosität ein wenig an die Lieder von Joan Baez erinnerte, bis hin zu „Broken Record“, in dem sich das lyrische Ich klein, müde und schwach fühlt und auf Rettung hofft, offenbarte sich eine ganz eigene Poesie. Auch die zarten Liebeslieder kamen niemals platt daher. Ein Auftritt, der Lust auf mehr gemacht hat.