Fernweh haben derzeit viele, sagt Peter Rode. Doch wann Reisen wieder möglich ist, steht in den Sternen. Foto: dapd

Das Reisebüro Rode hat sein Büro in Steinheim geschlossen, in Beilstein arbeiten nur noch zwei Mitarbeiter. Bei Tuja Reisen ist die Lage nicht besser.

Wie die Lage in den Reisebüros der Region aktuell ist? Dafür braucht man in Zeiten von Corona kein Hellseher sein. „Ganz schlecht“, bestätigt Peter Rode vom Reisebüro Rode in Steinheim und Beilstein. „Dramatisch“, berichtet Terttu Jauss vom Reiseveranstalter Tuja Reisen aus Benningen. Denn seit rund acht Wochen steht der Reisemarkt still. Es gilt eine weltweite Reisewarnung für nicht notwendige, touristische Reisen. Der internationale Flugverkehr liegt am Boden, viele Grenzen sind geschlossen und es bestehen auch innerhalb der Urlaubsländer Ausgangssperren und Reisebeschränkungen. Ein Ende ist bis heute nicht in Sicht – und genau das treibt die Menschen in der Branche um. „Wenn keine Gelder fließen – und wir haben jetzt beispielsweise seit acht Wochen keine Einnahmen – wird es im Frühjahr nur noch ein Drittel der Reisebüros geben“, glaubt Peter Rode, der es so auf den Punkt bringt: „Die gesunden Betriebe werden die Zeit irgendwie durchstehen, alle anderen nicht.“ Er selbst zählt sein Unternehmen zu den gesunden, kann aber auch nicht alles schlucken. „Wenn es die Sommerferien auch noch trifft, dann wird es ganz brenzlig. Das ist so was von frustrierend“, sagt er.

Terttu Jauss geht es genauso. „Es hilft jetzt nichts anderes mehr als Geld. Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir Kurzarbeit haben. Mit diesem Instrument kann ich individuell steuern, wie ich die Mitarbeiter brauche und sie bekommen zumindest etwas Gehalt. Aber so lange wir nicht reisen können, verdienen wir nichts, und das kann so nicht weitergehen. An der Situation hat keiner Schuld, das ist höhere Gewalt. Aber nun müssen wir alle zusammenhalten. Wenn wir dem Tourismus nicht bald helfen, ist er kaputt“, sagt sie. Vor allem die Regierung nimmt sie dabei in die Pflicht, hat schon zahlreiche E-Mails an Politiker geschrieben. Denn in ihren Augen muss sich auch schnell etwas ändern. „Fällt bei den Landwirten eine Ernte wegen höherer Gewalt aus, dann bekommen sie eine Vergütung. Das hier ist nichts anderes. Doch wir müssen aktuell noch draufzahlen. Das kann nicht sein.“ Peter Rode bläst diesbezüglich ins gleiche Horn und erwartet Unterstützung von der Regierung. Denn: Das Reisebüro Rode sowie der Reiseveranstalter Tuja Reisen erhalten erst Geld, wenn eine Reise absolviert ist. In den vergangenen Wochen kam dementsprechend: nichts. Und die Gelder werden auch nicht irgendwann kommen.

„Für uns ist es deshalb extrem wichtig, dass die Menschen, die gebucht haben, ab Anfang Juli wieder reisen dürfen“, sagt er. Dass die Leute gerne in den Urlaub gehen würden, das bekommt der Reiseprofi immer wieder zu spüren. „Und doch verbringe ich meine Tage gerade damit zu sagen: ‚Es tut mir leid, es geht leider nicht‘ – und das macht wirklich keinen Spaß.“ Von seinen 14 Mitarbeitern arbeiten aktuell nur noch zwei, alle anderen hat er in Kurzarbeit geschickt. Das Büro in Steinheim hat Rode geschlossen. Die verbliebenen zwei Mitarbeiter sind in Beilstein. „Am Samstag waren wir ausnahmsweise einmal zu sechst da, nachdem die Reisewarnung am Freitagabend bis zum 14. Juni verlängert wurde. Wir haben dann alle unsere betroffenen Kunden angerufen“, berichtet Peter Rode, der sich sicher ist, dass der „große Massentourismus so schnell nicht wiederkommen wird. Insgesamt wird es das normale Geschäft nicht mehr geben. Denn es ist nichts mehr normal, was normal war.“

Terttu Jauss sieht das etwas optimistischer, sie ist aber auch auf Skandinavienreisen spezialisiert und ist damit in den vergangenen Jahren fast zum „Winterreisespezialisten“ geworden, wie sie es selbst nennt. Ihre Hauptreisezeit liegt demnach noch etwas weiter entfernt als bei Peter Rode. „Wenn wir ab Dezember wieder reisen können, dann sind wir gerettet. Bis dahin müssen wir durchhalten. Sollte aber eine zweite Corona-Welle kommen, dann überstehen wir das nicht“, macht Terttu Jauss ganz klar.