Ein Hygiene-Set enthält ein Stück Schnur, einen Kanister, ein langes Stück Seife, einen Eimer und einen großen Sack Foto: Katharina Petry

Die Beilsteinerin Katharina Petry leistet ihren Freiwilligendienst in Uganda. Von dort berichtet sie heute über den Besuch in einem Flüchtlingscamp.

Beilstein/Uganda - Anfang Mai stand für mich hier in Uganda etwas ganz Besonderes auf dem Programm: Ich hatte die Möglichkeit, eine Woche lang ein Projekt meiner Entsendeorganisation, der Welthungerhilfe in Uganda, zu begleiten. Meine Wahl fiel auf den Norden des Landes, genauer gesagt auf den kleinen Ort Yumbe. Dort arbeitet das 17-köpfige Team der Welthungerhilfe im Bidibidi-Flüchtlingscamp, einem der größten Flüchtlingscamps der Welt.

Immer mehr Südsudanesen strömen ins Nachbarland Uganda, um sich in Sicherheit zu bringen, denn die Situation im Südsudan ist momentan mehr als prekär. Der Krieg, der dort seit einigen Jahren herrscht, scheint immer wieder neu auszubrechen. Bereits knapp eine Million Südsudanesen sind bereits in Uganda, davon mehr als 270 000 im Bidibidi-Camp. Und täglich kommen etwa 1000 Neuankömmlinge dazu. Ugandas Flüchtlingspolitik gilt als eine der besten der Welt, denn jede der Flüchtlingsfamilien bekommt ein Stück Land zugeteilt, auf dem sie alles machen kann, was sie möchte – ob nun ein Haus bauen oder Lebensmittel anpflanzen. Das ist auch der Grund, weshalb das ganze Bidibidi-Areal weniger an ein Flüchtlingscamp aus Zeltlandschaften erinnert, sondern eher wie viele kleine Dörfer aussieht. Und so ist das ganze Gebiet auch aufgebaut: in Zonen und Dörfer.

Natürlich sind Konflikte nicht zu vermeiden, denn vor allem zwischen verschiedenen Stämmen kommt es auch in den Flüchtlingscamps ab und an zu Auseinandersetzungen. Auch die angespannte Situation der Menschen, die nicht wissen, wann sie wieder in ihr Heimatland zurückkönnen, trägt dazu bei.

Nach zwei Tagen im Bus bin ich also vom im Südwesten gelegenen Kasese über die Hauptstadt Kampala bis in den äußersten Norden, unmittelbar an der Grenze zum Südsudan, nach Yumbe gereist. Schon zu Beginn fiel mir auf, wie viele Organisationen sich hier tummelten. Später erfuhr ich, dass jede ihren eigenen Schwerpunkt besitzt, der genau mit UNHCR (United Nations High Comissioner for Refugees), die die Koordination der Nothilfeorganisationen übernommen hat, abgesprochen ist. Die Welthungerhilfe hat sich auf so genannte WASH (Water, Sanitation and Hygiene)-Aktivitäten spezialisiert, das heißt zum Beispiel Latrinen bauen, Brunnen bohren oder Training zum korrekten Hände waschen geben. Wie wichtig diese wasserbezogenen Aktivitäten sind, wird mir erst dort so richtig klar, denn ohne eine gewisse Koordination des Wassers wäre der Alltag und auch das Leben vieler Menschen bedroht.

Während meiner Zeit in Yumbe machte ich mich jeden Tag auf den Weg ins Bidibidi-Flüchtlingscamp, um den Mitarbeitern der Welthungerhilfe zuzuschauen, und wenn möglich etwas zu assistieren.

Einen Tag ging ich mich zum Beispiel zusammen mit dem Welthungerhilfe-Mitarbeiter Alli ins Feld, genauer gesagt in Zone Drei, in das Dorf Eins des Bidibidi-Refugee-Settlements, um sogenannte Hygiene-Sets zu verteilen. Ein Set enthält ein Stück Schnur, einen Kanister, ein langes Stück Seife, einen Eimer und einen großen Sack. Das Ziel dieser Sets ist es, dass sich die Familien eine Art Wasserhahn bauen können. Dafür befestigen sie das Stück Schnur am einen Ende am Kanister, am anderen, nach unten hin gehend an einem Stock. Wenn man nun auf den Stock tritt, dreht sich der Kanister so, dass wenn Wasser darin ist, es durch ein Loch fließen kann. Gedacht waren diese Hygiene-Sets vor allem für die Familien, die bereits eine Latrine gebaut haben. Denn somit haben sie bereits einen großen Beitrag zu hygienischeren Rahmenbedingungen geschaffen und sollen durch den Wasserhahn noch motivierter werden.

Als wir nun ankamen, trafen auch die anderen nach und nach ein. Schon da waren die so genannten Hygiene-Promoter, die von ihrer Community gewählt wurden, um der Welthungerhilfe zu assistieren – beispielsweise Haushalte aufklären wie man Krankheiten wie Cholera durch Hygiene am besten vermeidet oder eben checken, wie weit die einzelnen Haushalte mit dem Bau der Latrinen sind. Die Hygiene- Sets waren schnell verteilt und die Leute nahmen sie wohlwollend entgegen. Alli gab hier und da noch einen Tipp.

Dann ging es auch schon weiter. Bei 38  Grad und Mittagssonne gingen wir mit den Hygiene-Promotern auf einen kleinen Rundgang durch das Dorf. Was läuft gut? Wo wird mehr Hilfe benötigt? Ein Mann berichtete uns, dass bereits zwei Tage kein Wasser kommt, die Menschen können also ihre Kanister nicht mehr füllen und somit weder waschen, kochen noch ihre Hände waschen. Trotz dieses Problems stieß das Dorf auf große Zufriedenheit bei Alli: Mehr als 80 Prozent der Haushalte hatten bereits eine funktionierende Latrine sowie einen Wasserhahn.

Alli erzählte mir, dass noch vor ein paar Monaten der gesamte Bereich nach Fäkalien roch – aufgrund von mangelnder Sanitäranlagen. Um da schnell entgegenzuwirken bauten verschiedene Hilfsorganisationen erst haushaltübergreifende Latrinen und gaben anschließend Materialien an jede Familie aus, damit diese sich eine eigene bauen konnte. Dabei sind ausreichende Luftzirkulation und eine stabile Standfläche zu beachten. Wichtig ist aber auch, die Latrinen in Stand zu halten, damit sie lange bestehen. Und dafür ist jeder Haushalt selbst verantwortlich. Auch hier spielen die Hygiene-Promoter eine große Rolle, indem sie die Einwohner immer wieder zu mehr Hygiene sensibilisieren. Nachdem wir noch eine Latrine begutachtet hatten, der das Dach heruntergeweht wurde, waren wir auch schon durch mit dem Dorf und Alli sprach noch einige motivierende Worte an die Hygiene-Promoter. Ganz nach dem Motto, das auf seinem T-Shirt steht: „Wasser und Seife. . . Hand in Hand“.