Der Hockey Club spielt demnächst zum ersten Mal in der 112-jährigen Geschichte mit beiden Mannschaften in der ersten Hallenhockey-Liga. Ein Blick auf die Bilanz der abgelaufenen Saison, die Ziele und die Herausforderungen.
In dem Moment, in dem der Klassenverbleib der Hockey-Damen des HC Ludwigsburg in der Hallen-Bundesliga feststand, war Clubmanager und Trainer Daniel Weißer gerade mit seiner Familie einkaufen. Denn durch die 5:8-Niederlage des Rüsselsheimer RK gegen den TSV Mannheim war der Abstieg für die Ludwigsburgerinnen durch das bessere Torverhältnis kaum noch möglich. „Da ist mir schon ein Stein vom Herzen gefallen“, sagt Weißer, „und meine zwei Töchter haben direkt den Roller bekommen, den sie sich gewünscht haben“, fügt er lachend an.
Die Anspannung hätte es gar nicht benötigt, hätte der HC Ludwigsburg das direkte Aufeinandertreffen eine Woche zuvor mit dem späteren Absteiger gewonnen. „Das war mein tiefster Moment in der Saison“, meint Weißer. Die Ludwigsburgerinnen gaben eine 4:2-Führung fünf Minuten vor Schluss noch aus der Hand und kassierten in der 57. und 58. Minute die Treffer zum Ausgleich. Zwar hatte der HCL eine Woche darauf den späteren deutschen Meister und den Zweiten der Süd-Staffel, den Mannheimer HC, am Rande einer Niederlage, gegen die direkten Konkurrenten aus Rüsselsheim holten sie in zwei Spielen aber nur einen Punkt. Im nächsten Jahr sollen gegen den Aufsteiger HG Nürnberg vier Punkte herausspringen. „Am Ende muss man sagen, war es schon auch großes Glück, dass wir die Liga gehalten haben“, sagt Weißer.
Im Glück war der Verein auch wenige Wochen später – denn dem Klassenerhalt der Damen folgte die Zweitliga-Meisterschaft und damit der Aufstieg der Herren. Zwei Teams in der Bundesliga – das hat es in der 113-jährigen Geschichte des Vereins nie gegeben. Das Team von Trainer Severin Schmidt spielte sich in einen Rausch und stand schon Wochen vor dem Ende der Saison als Aufsteiger fest. Einzig bei der 7:13-Niederlage gegen die HG Nürnberg zeigte das Team eine schwache Leistung. Alle anderen Spiele gewannen die Ludwigsburger. „Wir freuen uns schon auf das Derby gegen den HTC Stuttgarter Kickers“, sagt Club-Präsident Jürgen Schindler.
Viele Spieler aus der eigenen Jugend
Der Schlüssel zum Erfolg des Vereins: totale Identifikation. Sieben Spieler der Herren-Aufstiegsmannschaft wurden 2017 in der U12 baden-württembergischer Meister. Auch bei den Damen kommen bis auf zwei Spielerinnen alle aus der eigenen Jugend. Den Grundstein dafür legte Clubmanager Weißer, als er vor 15 Jahren als Sportlicher Leiter übernahm. Externe Neuzugänge sind nur selten. „Die Spieler und Spielerinnen bekommen kein Gehalt, sind also alles Amateure“, sagt Schindler. Die meisten engagieren sich jedoch darüber hinaus in verschiedenen Funktionen im Verein.
Organisatorisch wird sich durch den historischen Erfolg jedoch nichts verändern. Die Voraussetzungen hat der Verein rund um Weißer und Jürgen Schindler in den vergangenen Jahren sukzessive aufgebaut. Mit der städtischen Alleenhalle hat der Verein eine passende Spielstätte gefunden, dazu ist die Infrastruktur am Fuchshof auf einem professionellen Niveau. Im 2016 von der Wolfgang-Reisser-Stiftung erbauten Clubzentrum am Sportpark Ost befinden sich neben der Geschäftsstelle auch eine Sporthalle, ein Pool, ein Sport-Hostel sowie Wohngemeinschaften. Direkt dahinter befinden sich die beiden Kunstrasenplätze, auf denen die Herren und Damen sowie die Jugendmannschaften spielen und trainieren.
Auch im Feldhockey erfolgreich
Im Feldhockey stehen die Herren nach der Hinrunde in der 2. Bundesliga derweil auf Platz vier der Süd-Staffel. Die Damen befinden sich sogar gänzlich im Aufstiegsrennen. Mit vier Punkten Rückstand auf den SC Frankfurt stehen sie aktuell auf Rang drei der 2. Liga Süd. Mit einem Aufstieg in die bundesweite Bundesliga haben sich die Verantwortlichen in diesem Wettbewerb noch nicht beschäftigt. „Wenn es dazu kommen sollte, würden wir das aber nicht ablehnen“, sagt Schindler.