Michael Knöpfle vom Bauamt, Jens Wechsler und Thomas Selcho (von links) klären, wie es weitergehen kann. Foto: Oliver von Schaewen

Der Kleinbottwarer Thomas Selcho kann nicht verhindern, dass Arbeiter auf seinem Grundstück einen Graben für einen Glasfaseranschluss ausheben. Danach kämpft er erfolgreich für eine Nachbesserung der Asphaltdecke.

Steinheim-Kleinbottwar - Als Kurierfahrer ist Thomas Selcho viel unterwegs. So war es auch an dem Tag, an dem er heimkehrte und feststellte, dass vor seinem Haus in Kleinbottwar ein Graben ausgehoben wird. Zwar war ihm bekannt, dass die Deutsche Telekom derzeit in dem Steinheimer Teilort durch die Firma Leonhard Weiss Anschlüsse für schnelles Internet herstellt, doch hatte er selbst keinen Bedarf angemeldet. Sauer reagierte der 60-Jährige zunächst aber vor allem, weil ein Subunternehmen auf der Zufahrt zu seinem Haus eine an den Rändern abbröckelnde Asphaltschicht und deutlich sichtbare Unebenheiten hinterließ.

Ein erstes Gespräch vor Ort endete aus Sicht von Thomas Selcho unbefriedigend. „Die Leiharbeiter sprachen kein Wort Deutsch und haben einfach weitergearbeitet – die haben ihre Sache schnell runtergerissen und noch nicht einmal die Asphaltreste weggefegt.“ Bei der Stadt Steinheim habe er zunächst Schulterzucken geerntet. Er müsse wegen seines privaten Grundes mit dem Unternehmen verhandeln. Weil Selcho sich nach einem Gespräch mit dem Subunternehmer vertröstet fühlte und sich nichts mehr tat, wandte er sich an unsere Zeitung.

Die Baufirma entschuldigt sich und lenkt ein

Die Beschwerde von Thomas Selcho sei zu Recht erfolgt, bestätigt Jens Wechsler, bei Leonhard Weiss für den Netzausbau zuständig, auf eine schriftliche Anfrage. Deshalb entschuldige man sich bei dem Hauseigentümer und sei bereit, den Schade wiedergutzumachen. „Vor Ort sind keine Grenzpunkte erkennbar gewesen“, berichtet Wechsler. Deshalb hätten die Bauarbeiter gedacht, sie arbeiteten auf öffentlichem Grund. Man habe Thomas Selcho angeboten, das Leerrohr für den Glasfaseranschluss wieder aus dem Graben zu entfernen. Das habe er aber abgelehnt, da dies am schlechten Zustand des Bestandsasphalts nichts ändern würde.

In der Tat sind die Grundstücksverhältnisse im Areal des gesamten Mittelschlosses unübersichtlich. Private und öffentliche Flächen gehen zum Teil ineinander über. Das bestätigt Michael Knöpfle, stellvertretender Leiter des Steinheimer Bauamtes. Er wie auch Jens Wechsler und Thomas Selcho fanden sich auf Einladung unserer Zeitung am Donnerstagnachmittag noch am selben Tag zum Lokaltermin vor Ort ein. Dabei wurde deutlich: Ein Teilbereich der Zufahrt zum Haus von Thomas Selcho ist eine städtische Fläche – und entsprechend schwer vom privaten Teil zu unterscheiden. „Mein Großvater hat es der Stadt wegen der Kanalarbeiten zur Verfügung gestellt und abgetreten“, erinnert sich Selcho, der in seiner Scheune gerne Steinmetzarbeiten verrichtet.

Der Bürgermeister: „Fehler können vorkommen – wir sind alle nur Menschen.“

Im Gespräch zeigten sich alle Beteiligten lösungsorientiert. Das Problem: Bereits vor den Arbeiten für die Glasfaseranschlüsse waren der Asphalt und sein Untergrund im gesamten Mittelschloss marode. „Da ist vor 40 Jahren schlecht gearbeitet worden“, sagt Thomas Selcho angesichts vieler aufgesprungener Stellen: „Jetzt kommt noch einmal Pfusch auf Pfusch.“ Wegen der neuen Unebenheiten des neuen Asphaltbelags befürchtet er vor seinem unten gelegenen Haus eine unangenehme Pfützenbildung bei Regen. Eine Kompletterneuerung des Areals kann er von der Stadt im öffentlichen Teil nicht erwarten, dies müsse auch wegen hoher Kosten und der komplizierten Grundstücksverhältnisse von Anwohnern angestrebt und vom Gemeinderat beschlossen werden, so Knöpfle. Er sagte dem Kleinbottwarer jedoch einen Ausgleich der Unebenheiten im niedrigen Kostenbereich im öffentlichen Bereich zu, um die Verkehrssicherheit herzustellen. Entgegenkommend äußerte sich auch Jens Wechsler für Leonhard Weiss für den Bereich des Privatgrundstücks.

Den Kompromiss heißt auch der Steinheimer Bürgermeister Thomas Winterhalter gut. „Wir sollten nicht vergessen, dass die Firma Leonhard Weiss für 1200 Hausanschlüsse die Orte Kleinbottwar und Höpfigheim durchbaggert und dass dabei auch Fehler vorkommen können – wir sind alle nur Menschen.“ Mit der Firma sei die Stadt bei vielen Projekten sehr gut gefahren. Und dass das schnelle Internet in den nächsten Monaten immer mehr Menschen in den Teilorten zur Verfügung stehe, sei ein Glücksfall.