Jeden Montag demonstrieren WMF-Beschäftigte gegen die von der Geschäftsführung angekündigte Schließung der Kochtopfproduktion – und dieser Druck soll wachsen.
Geislingen - Jeden Montag demonstrieren Beschäftigte der Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF) gegen die von der Geschäftsführung angekündigte Schließung der Kochtopfproduktion in Geislingen und die Streichung von rund 250 Arbeitsplätzen.
Herr Peters, reicht der Druck auf den WMF-Eigner, die Groupe SEB schon aus?
Wir werden jeden Montag mehr. Im Juli haben wir mit sieben Teilnehmern begonnen, und diese Woche haben sich mehr als 350 Beschäftigte an dem Protestmarsch in der Mittagspause beteiligt. Wir brauchen einen langen Atem, aber wir werden die Mehrheit der Belegschaft gewinnen.
Welche Strategie verfolgen Sie?
Konkrete Pläne werde ich nicht verraten. Aber wir wollen auf jeden Fall eine starke Bewegung schaffen gegen die Gewinnmaximierung, denn das ist ein Ausverkauf. Die WMF ist kein Sanierungsfall, auch wenn der frühere Eigner, der US-Investor KKR alles mitgenommen hat, was nicht niet und nagelfest war und der Firmensubstanz sehr geschadet hat. Wir haben die Fühler zu anderen Unternehmen ausgestreckt, wo Stellen abgebaut werden sollen. Auch bei Schuler in Göppingen haben die Beschäftigten die gleichen Ängste.
Welche Kollegen machen mit?
Neben den Kollegen aus der Topfproduktion erfreulicherweise auch immer mehr Angestellte. Ich rechne damit, dass spätestens bei der Betriebsversammlung Ende September klar sein wird, dass es jeden treffen kann.
Und warum?
Neben der Kochtopfproduktion sind auch Beschäftigte in Werkzeugbau, IT, Einkauf und Vertrieb betroffen, denn die SEB möchte bei der WMF P93, ein EDV-System, das in Frankreich schon eingeführt ist, etablieren, mit dem sich viele Abläufe aus Frankreich steuern lassen. Den ersten Versuch hatte SEB vor einem Jahr gestartet, als die WMF in die zwei Geschäftsbereiche Consumer und Profikaffeemaschinen gespalten werden sollte. Dies scheiterte angeblich aus finanztechnischen Gründen. Und jetzt setzen sie ausgerechnet bei der imageträchtigen Topfproduktion an, obwohl sie rentabel arbeitet und erst automatisiert wurde. Wenn nun nicht genügend Beschäftigte im Freiwilligenprogramm aus der WMF ausscheiden, greift die Sozialauswahl – und dann kann es eben jeden im Betrieb treffen.
Welche Ziele verfolgt SEB mit der WMF?
Bis 2020 soll der Prozess der Umstrukturierung abgeschlossen sein, bei dem es darum geht, das Portfolio abzurunden. Das Hauptinteresse der SEB liegt auf unseren WMF-Gastrokaffeemaschinen. Die sind lukrativ, denn das Kaffeegeschäft wächst weltweit und hier kann die SEB noch Marktanteile gewinnen. Töpfe und Pfannen dagegen können auch andere der vielen SEB-Firmen fertigen.