Der ehemalige US-Präsident Barack Obama nutzte seine Trauerrede auch für Kritik. Foto: AP/Alyssa Pointer

Im Tod schließt sich der Kreis: Die Trauerfeier fand in der früheren Wirkungsstätte der Bürgerrechtsikone King statt, dessen Wegbegleiter der Verstorbene war. Obama verbindet seine Trauerrede mit Kritik.

Atlanta - Drei ehemalige US-Präsidenten haben beim Begräbnis des schwarzen Bürgerrechtlers John Lewis dessen jahrzehntelangen Einsatz für Freiheit und Gleichberechtigung gewürdigt. Lewis sei ein „Mann reiner Freude und unverwüstlicher Beharrlichkeit“ gewesen, sagte Barack Obama am Donnerstag in seiner Trauerrede in der Ebenezer Baptist Church von Atlanta. Dort hatte einst Bürgerrechtsikone Martin Luther King als Pastor gewirkt - die im Radio übertragenen Predigten hatten den damals 15-jährigen Lewis vom gewaltfreien Kampf für Freiheit und Gleichberechtigung überzeugt.

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Obama ging in seiner energischen Rede weit über eine Würdigung des im Alter von 80 Jahren Verstorbenen hinaus. Er verknüpfte Lewis’ Vermächtnis mit dem noch immer andauernden Kampf gegen jene, die versuchten, „Menschen vom wählen abzuhalten“. „Er hat mehr als jeder andere in unserer Geschichte dieses Land unseren höchsten Idealen ein wenig näher gebracht“, sagte Obama weiter. „Und eines Tages, wenn wir diese lange Reise zur Freiheit abschließen, wenn wir eine perfektere Union (Bundesstaat) bilden, sei es nun in Jahren oder Jahrzehnten, oder ob es sogar zwei weitere Jahrhunderte dauert, wird John Lewis ein Gründungsvater dieses volleren, gerechteren, besseren Amerika sein.“ 

„Macht weiter!“

Ex-Präsident George W. Bush sagte, Lewis habe das Evangelium gepredigt und seine Ideale gelebt, „insistierend, dass Hass und Angst mit Liebe und Hoffnung beantwortet werden müssen“. Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, beschrieb, wie über den am Montag im Kapitol aufgebahrten Sarg von Lewis ein doppelter Regenbogen erschienen sei. „Da war ein doppelter Regenbogen. Er sagte uns, „Ich bin Zuhause im Himmel, ich bin Zuhause im Himmel.“ Wir alle wussten immer, dass er an der Seite von Engeln arbeitete, und jetzt ist er bei ihnen.“  Lewis war der erste schwarze Abgeordnete, der in der Rotunde des Washingtoner Kapitols aufgebahrt wurde.

Kurz vor seinem Tod hatte Lewis einen Essay für die „New York Times“ geschrieben und gebeten, ihn am Tag seines Begräbnisses zu veröffentlichen. In dem am Donnerstag erschienenen Text erinnert er an die Lehren Kings: „Er sagte, wir sind alle mitschuldig, wenn wir Ungerechtigkeit tolerieren. Er sagte, es ist nicht genug zu sagen, es wird nach und nach besser. Er sagte, jeder von uns hat eine moralische Verpflichtung, aufzustehen, sich einzusetzen und zu äußern.“ Sein letzter Aufruf: „Obwohl ich nicht mehr mit euch sein kann, appelliere ich an euch, dem höchsten Ruf eurer Herzen zu folgen und dafür einzustehen, an was ihr wahrhaft glaubt. In meinem Leben habe ich alles getan, was ich konnte, um zu zeigen, dass der Weg des Friedens, der Weg der Liebe und Gewaltfreiheit der bessere Weg ist. Jetzt ist es an euch, die Freiheit läuten zu lassen.“

Ex-Präsident Bill Clinton knüpfte an diese Worte an und sagte: „Es ist so passend an diesem Tag seiner Beerdigung, dass er uns seinen Marschbefehl hinterlässt: Macht weiter!“