Die Bagger sind bereits daran, die alten Gebäude der Wohnanlage am Probstsee abzureißen. Anfang Mai soll mit dem Neubau begonnen werden. Foto: Lebenshilfe Stuttgart

Der Verein investiert etwa neun Millionen Euro in den Neubau der Wohnanlage für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Mit den neuen Häusern kann auch das Betreuungskonzept erneuert werden.

Möhringen - Insgesamt 42 Menschen mit einer geistigen Behinderung können bislang an der Balinger Straße betreut werden. 1988 wurden die fünf Gebäude am Probst-see erbaut. Fast 30 Jahre Betrieb gingen allerdings nicht spurlos an der Einrichtung vorbei. Bereits 2010 musste das mittlere Gebäude, welches eine Wäscherei und eine Tagesbetreuung für Schwerbehinderte beherbergt, saniert werden.

Nun geht es den anderen vier Häusern an die Substanz. Weil sie nicht mehr der aktuellen Landesheimbauverordnung entsprechen, werden sie komplett abgerissen und neu gebaut – eine Sanierung wäre nicht wirtschaftlich gewesen. Das schreibt die Lebenshilfe Stuttgart, die Eigentümerin der Wohnanlage, in einer Pressemitteilung. Die Verordnung legt unter anderem fest, dass die einzelnen Zimmer größer sein sollen. Zudem sind nur noch Einzelzimmer mit Bad zulässig, und die Gebäude müssen barrierefrei zugänglich sein.

Zur vollstationären Pflege kommen betreute Wohngruppen hinzu

Die Anlage am Probstsee soll in zwei Abschnitten umgebaut werden. Zunächst werden zwei der fünf Gebäude abgerissen und bis Ende 2018 neu gebaut. Im Anschluss daran geht es mit den anderen beiden Gebäuden weiter. Bis Frühjahr 2020 sollen diese dann bezugsfertig sein. Das mittlere, bereits sanierte Gebäude, bleibt bestehen. Künftig sollen 48 Plätze für die Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung entstehen. 24 davon in ambulant betreuten Wohngemeinschaften nach dem Wohn-, Teilhabe- und Pflegegesetz (WTPG), die andere Hälfte in der klassischen vollstationären Pflege.

Letztere gibt es bereits am Probstsee. Mit den nun neu hinzukommenden ambulant betreuten Wohngemeinschaften kann die Lebenshilfe ihr Angebot in Möhringen erweitern. Maximal acht Personen dürfen nach dem neuen WTPG in einer solchen WG betreut werden. In der privaten Wohnung ist es den Nutzern möglich, externe Dienste wie etwa einen ambulanten Pflegedienst hinzuzuziehen. „Wir begrüßen es sehr, dass dadurch auch für Menschen mit höherem Assistenzbedarf eine ambulante Begleitung ermöglicht wird“, sagt Andreas Galts, Vorstand und Geschäftsführer der Stuttgarter Wohnstätten GmbH, einer Tochter der Lebenshilfe und Betreiber der Anlage am Probstsee. „Es ist ein weiterer Schritt zur Teilhabe, Selbstbestimmung und Inklusion für die Kunden in der ambulanten Wohnbegleitung.“

Die Lebenshilfe trägt den Großteil der Kosten selbst

Die Bewohner, die vom ersten Bauabschnitt betroffen sind, sind bereits in anderen Einrichtungen der Lebenshilfe umgezogen. „Die 48 neuen Plätze sind zunächst den jetzigen Wohnkunden vorbehalten, darüber hinaus entstehende Kapazitäten sind noch nicht verplant“, sagt Galts.

Die Bagger sind in diesen Tagen bereits am Werk, die Gebäude an der Balinger Straße abzutragen. Anfang Mai soll mit dem Bau der neuen Wohnstätten begonnen werden.

Die Lebenshilfe Stuttgart investiert rund neun Millionen Euro für den Neubau am Probstsee. Der erste Bauabschnitt, die ambulant betreuten Wohngemeinschaften, finanziert der Verein komplett aus Eigenmitteln. 4,3 Millionen Euro sind dafür veranschlagt. Für die vollstationären Plätze gibt es Fördermittel vom Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) und der Stadt Stuttgart. Diese übernehmen 30 Prozent der Gesamtsumme von 4,5 Millionen Euro. Den Rest muss die Lebenshilfe tragen.