Man kann die Glems in Ditzingens Mitte sehen, aber das Wasser nicht fühlen. Deshalb wird ein separater Wasserlauf geplant, der greifbarer ist. Foto: factum/Weise

Was können Städte tun, um die Aufenthaltsqualität im Ort zu verbessern? Zwei unterschiedliche Beispiele aus Ditzingen und Gerlingen, die in der Diskussion sind.

Ditzingen - Die benachbarten Städte Ditzingen und Gerlingen haben in den vergangenen Wochen zwei Projekte vorangetrieben, wie sie unterschiedlicher nicht sein können – und doch geht es im Grundsatz um dieselbe Frage: Wie lässt sich eine Innenstadt, ein Quartier, ein Gewerbegebiet so gestalten, dass man sich dort gerne aufhält und die Lebensqualität höher wird?

In Gerlingen lenkte die CDU-Stadträtin Irmgard Schopf in der jüngsten Sitzungsrunde den Blick auf die Gestaltung eines Gewerbegebiets: Es fehle das Bewusstsein, dass Menschen im Gewerbegebiet arbeiten und damit dort auch ein Stück weit leben. Man müsse also darauf achten, dass sich etwa die Luft nicht verschlechtere, forderte Schopf. Die Räte hatten über eine Fläche in der Dieselstraße zu befinden.

Eine Fläche für alle Generationen

In der Nachbarstadt Ditzingen befasste sich der Gemeinderat hingegen mit der Aufwertung einer Fläche in der Ditzinger Kernstadt. Zentraler Bestandteil der Planung ist ein Platz an der Glems. Entstehen soll ein innerstädtischer Aufenthaltsbereich für alle Altersgruppen. Der Platz sei eine der wenigen Flächen, die im Innenbereich noch für eine Begrünung zur Verfügung stünden, ordnete die Stadt die Bedeutung der Fläche für die Stadt ein.

Auf dem Areal soll außerdem das Mühlrad integriert werden. In einem Projekt der Bürgerstiftung hatten Jobpaten und Jugendliche ein historisches Mühlrad saniert. „Der große Charme besteht darin, eine Verbindung von Hinter dem Schloss bis zur ehemaligen Zehntscheuer zu erhalten“, argumentierte die Verwaltung. Dazu zähle neben zahlreichen Fußwegen die Möglichkeiten zu Spiel, Bewegung und Erholung. Deshalb sollen auch zwei Trampoline aufgestellt werden.

Weil die Fläche zwar nahe der Glems ist, aber weder das Wasser im Mühlkanal noch im Bachbett selbst erlebbar gemacht werden kann – man kann das Wasser nicht berühren – ist auf dem Areal zwischen Glems in der Fläche zwischen Glems- und Bauernstraße auch ein separater Wasserlauf geplant. Diese Fläche befindet sich im Anschluss an ein Areal hinter dem Schloss; es bildet den Ausgleich zur Einkaufsstraße.

„Bundesgartenschau auf kleiner Fläche“

Im Technischen Ausschuss von Ditzingen hatte Konrad Epple (CDU) die wiederholte Diskussion über die Umgestaltung bewertet. Auch wenn es die „zigste Beratung“ gewesen sei, sei diese Diskussion doch „wichtig gewesen“. Er regte zudem an, über die Anlage eines Kneippbeckens nachzudenken. „Wir wollen ja, dass es belebt ist“, begründete er seinen Vorschlag. Die Verwaltung versprach, Epples Überlegung als Option zu prüfen. Der Rat beschloss mit großer Mehrheit die Pläne. Einzig Peter Czienskowsky (SPD) kritisiert das Vorhaben als „zu kleinkariert“ und zu teuer: „Das ist eine Bundesgartenschau auf kleiner Fläche.“

Die Gestaltung in der Ebene rückte im weiteren Verlauf der Gerlinger Diskussion in den Hintergrund. Dort ging es vorwiegend um die Fassadengestaltung. Irmgard Schopf machte deutlich, dass es mit einer bloßen Dachbegrünung aus ihrer Sicht nicht getan sei. Daraufhin legte der Bürgermeister Georg Brenner dar, dass im Bebauungsplan ausdrücklich Wert auf eine Fassadenbegrünung gelegt würde. Zusammenhängende oder geschlossene Außenwände, die größer als 40 Quadratmeter sind, seien dauerhaft zu begrünen. Unabhängig davon muss jede Fassade auch mindestens zu zehn Prozent begrünt sein.