Im schwedischen Kiruna wird bereits Eisenerz abgebaut. Foto: dpa/Maja Suslin

Nach der Entdeckung des europaweit wohl größten Vorkommens Seltener Erden in Schweden sind aus Sicht einer Geologin noch viele Fragen offen.

Die Meldung über ein großes Vorkommen seltener Erden im schwedischen Kiruna hat weltweit Aufsehen erregt. Eine rasche Verbesserung der Versorgungssicherheit in Europa, das die begehrten Rohstoffe fast ausschließlich aus China bezieht, ist dadurch aber nicht zu erwarten. „Im Zusammenhang mit dem Fund in Schweden sind noch viele Fragen offen“, sagt Maren Liedtke von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). So sei noch nicht klar, ob es sich bei der geschätzten Menge von mehr als einer Million Tonnen Seltenerdoxiden tatsächlich um wirtschaftlich nutzbare Reserven handele.

Know-how im Bergbau

Das schwedische Bergbauunternehmen LKAB hatte sich ebenfalls zurückhaltend geäußert und erklärt, dass weitere Erkundungen und Analysen nötig seien. Auch die Genehmigungen bräuchten Zeit. Bis zu einem möglichen Förderbeginn würden noch 10 bis 15 Jahre vergehen. Von Vorteil sei, dass in Kiruna schon lange Eisenerz gefördert werde, sagt Maren Liedtke. Dort gebe es schon viel Know-how und die nötige Infrastruktur.

Das Hauptproblem liege woanders, so die Geologin: „Bei den seltenen Erden ist der Engpass nicht der Bergbau, sondern die Weiterverarbeitung der Erze.“ Die finde bisher vor allem in China statt, das weltweit auf einen Anteil von gut 80 Prozent komme. Einzelne Seltenerdmetalle kämen sogar zu 100 Prozent von dort. Größere Kapazitäten gebe es zudem in Malaysia.

Die chinesische Dominanz ist bei der Aufbereitung also noch höher als bei der Förderung, wo Chinas Anteil bei 60 Prozent liegt. Der Grund: Die USA und andere Förderländer verschiffen ihre Erze nach China, um sie dort weiterverarbeiten zu lassen. In Europa gebe es dagegen nur eine kleine Separationsanlage in Estland mit einer Kapazität von etwa einem Prozent der Weltproduktion, so Maren Liedtke.

Ressourcen für mehr als 2000 Jahre

Betrachte man die weltweiten Ressourcen – zu denen auch Vorkommen zählen, die noch nicht sicher nachgewiesen oder mit heutiger Technik nicht wirtschaftlich förderbar sind –, sei die Bezeichnung seltene Erden ohnehin irreführend, sagt Maren Liedtke: „Die Seltenerdmetalle in der Erdkruste würden bei den heutigen Fördermengen für mehr als 2000 Jahre reichen.“ Allerdings gebe es Unterschiede zwischen den einzelnen Metallen, ergänzt die Expertin.

Es ist vergleichsweise aufwendig, die Rohstoffe aus den Erzen zu gewinnen, die ein Gemisch verschiedener Metalloxide enthalten. Nachdem das Material zerkleinert wurde, müssen die Oxide daraus mit Säuren und anderen Chemikalien extrahiert werden, was mit erheblichen Umweltrisiken verbunden ist. Zudem enthalten die Erze häufig radioaktive Elemente wie Uran oder Thorium. Auch der entstehende Abraum ist ein Problem. Klar ist: Wenn Europa bei Seltenerdmetallen unabhängiger von China werden will, müssten nicht nur neue Vorkommen erschlossen werden, wie sie zum Beispiel auch in Grönland gefunden wurden. Parallel dazu müssten auch die nötigen Verarbeitungskapazitäten geschaffen werden. Die EU will zudem das Recycling ausbauen.