Beim Eröffnungsfest am vergangenen Wochenende haben Helfer und Freunde den neuen Begegnungsort im Lautlinger Weg eingeweiht. Foto: Lisa Wazulin

Ein Ort, an dem sich Jung und Alt, Stuttgarter und Flüchtlinge begegnen. Gibt’s nicht? Gibt’s doch. Der Vielplatz in Möhringen kann das alles, und noch viel mehr.

Möhringen - Wie wäre es mit einem Ort, an dem jeder, ob Jung oder Alt. auf seine Kosten kommt? Ein Platz, auf dem Kindern nach Herzenslust toben können während die Älteren einfach mal gemeinsam zusammen sitzen, sich im Brotbacken, Grillen oder im Gärtnern versuchen? Ein Platz, der obendrein auch noch nebenbei ein Begegnungsort ist, an dem sich Kulturen vermischen und Fremde zu Freunden werden? Was fast wie ein Märchen klingt, ist in Stuttgart – genau genommen in Möhringen – zur Realität geworden: Nach knapp einem Jahr Bauzeit ist der Vielplatz am Lautlinger Weg, direkt auf dem Gelände der Flüchtlingsunterkunft, am Freitag, 6. Mai, eingeweiht worden.

„Der Vielplatz und die Zusammenarbeit in Möhringen ist ein Beispiel für alle!“, erklärt Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer an diesem Tag. Besonders herausragend sei die Beteiligung des Stadtbezirks: So haben neben dem Freundeskreis auch Schulklassen und Kindergärtnern beim Bau eifrig mitgeholfen sowie Mitarbeiter der Daimler AG, Bewohner der angrenzenden Flüchtlingsunterkunft und die Anwohner selbst. „Das ist eben kein Spielplatz von der Stange“, findet Fezer und hofft, dass dieses Engagement zum Vorbild für weitere Projekte genommen wird.

Kein Spielplatz von der Stange

„Für mich ist der Vielplatz eine Wunscherfüllung“, gesteht auch Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann. Er selbst hatte gemeinsam mit Bernhard Hanel die Idee, das Projekt Vielplatz zu verwirklichen, das mittlerweile zum Leuchtturm-Projekt in der Flüchtlingshilfe avanciert ist. Hanel ist einer der Leiter der Firma Kukuk, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, naturnahe Spielräume für Kinder aller Altersstufen zu bauen. Damit auch Kinder in Krisengebieten die Chance haben, einfach nur Kind zu sein, baut der eigens dafür gegründeten Verein Kukuk Kultur weltweit solche Spielräume in Krisengebieten.

Aber warum in die Fremde gehen, wenn man direkt vor der eigenen Haustür helfen kann? Was die Möhringer gemeinsam mit der Hilfe vom Verein Kukuk Kultur geschaffen haben, sucht seinesgleichen. „Schon der Bau war ein unglaublich schöner Prozess“, findet Hanel stolz. Er wünscht sich, dass der Vielplatz für die Bürger zum Wohnzimmer im Freien wird. Schon am Eröffnungstag entfaltet der neue Begegnungsort seinen ganzen Zauber: Auf dem Fußballplatz hat sich schnell ein ehrgeiziges Spiel entwickelt, die ganz Kleinen überwinden spielend kulturelle Grenzen und pusten sich fasziniert die bunten Seifenblasen ins Gesicht. Für die Erwachsenen eine willkommene Auszeit, beim Grillen an der Feuerstelle das frisch gebackene Fladenbrot vom hauseigenen Brotbackofen in die Grillsoße zu tunken. Für die jungen Abenteurer gibt es obendrein noch viel mehr zu entdecken: Ob mit der Schaukel hoch in die Luft oder steil nach unten auf der Rutsche – der Vielplatz begeistert schon jetzt alle.

Möhringen ist ein Beispiel für alle

Ein Manko hat der Platz aber doch: Das maßgeschneiderte Wohnzimmer in der Natur ist eben teurer als der Spielplatz von der Stange. „Dafür brauchen wir Spenden“, appelliert Hanel zum Schluss. Er hat gemeinsam mit Fezer schon wieder neue Projekte unter anderem in Bad Cannstatt oder in Stadtteil Hofen geplant. Genau solche Projekte sollen auch die alteingesessenen Einwohner der Stadt dazu bringen, neue Begegnungsorte für sich nutzen. Die sind nämlich, wie der Vielplatz zeigt, für alle da.