Ausgehungerte Igel erkennt man deutlich am Knick zwischen Kopf und Rumpf. Foto: Silke Schacht

Der Igel ist Wildtier des Jahres 2024 und seitdem auch auf der Liste der bedrohten Arten. Silke Schacht, die in Leonberg eine Igel-Pflegestelle betreibt, erklärt, wie man den stachligen Säugern am besten hilft.

Sollten Sie einem Igel am helllichten Tag begegnen, der zudem wie ein betrunkener Matrose herum torkelt, dann handelt es sich um ein Tier in Not. „Igel sind nachtaktiv. Sieht man sie am Tag, ist das definitiv ein Zeichen dafür, dass sie Hilfe benötigen“, sagt Silke Schacht, die seit einem Jahr eine Igel-Pflegestelle in Leonberg-Eltingen betreibt und derzeit sechs Pflegetiere hat.

 

Aktuell sei auch noch Winterschlafzeit. Igel, die jetzt unterwegs sind, hat der Hunger aufgeweckt. Langsame Bewegungen, ein torkelnder Gang oder gar umkippen – das alles sind Zeichen für Mangel- und Unterernährung bei den stachligen Säugetieren. Auch erkennt man zwischen Kopf und Rumpf einen deutlichen Knick. Doch wie hilft man diesen Tieren am besten?

„Holen Sie so einen Igel ins Haus“, sagt Silke Schacht. Oft müssen die Tiere warm gehalten werden, da helfen Wärmflaschen oder Wärmepads, die aber nicht zu heiß sein sollten. Ein Karton oder eine Kiste mit möglichst hohem Rand, darin ein Handtuch als Versteck und vielleicht noch Zeitungsschnipsel dazu. „So haben die Igel die Möglichkeit, sich ein Versteck zu bauen“, erklärt Silke Schacht.

Sehr oft sind geschwächte Tiere von Parasiten befallen, etwa Flöhen, Zecken oder Würmern. Eigentlich ein Fall für den Tierarzt. „Es gibt nur sehr wenige Tierärzte, die sich gut mit Igeln auskennen“, meint die Eltingerin. Die Kosten müsse man zudem selbst tragen. Bessere Ansprechpartner für Tiere, denen es sehr schlecht geht, sind daher die Tierheime oder Vereine wie die Tierengel aus Ludwigsburg. Die vermitteln dann weiter an Igelhilfen und Pflegestellen wie die von Silke Schacht.

„Von Milch bekommen Igel ganz heftigen Durchfall.“ Silke Schacht betreibt in Leonberg eine Igel-Pflegestelle.

Wenn Igel von Würmern befallen sind, fressen sie anfangs wenn überhaupt nur sehr wenig. Was das Futter für Igel betrifft, so gebe es viele falsche Informationen, die sich hartnäckig hielten. Milch etwa ist für die Tiere gefährlich. „Igel sind massiv laktoseintolerant. Das von bekommen sie ganz heftigen Durchfall“, erklärt Silke Schacht.

Stattdessen sollte man den Tieren hochwertiges Katzenfutter bereitstellen. „Ob Nass- oder Trockenfutter ist dabei egal. Es sollte aber mindestens 60 Prozent Fleischanteil haben. Füttern kann man übrigens auch die wild lebenden Igel. Es gab in den vergangenen Jahrzehnten einen 75-prozentigen Schwund an Insekten in Deutschland. Dabei ist das die Hauptnahrungsquelle für Igel“, sagt die Igel-Mama. Ein Tiegel mit Katzenfutter in den Garten stellen und eine Nacht warten. Ist der Napf leer, dann die Menge erhöhen. Solange, bis ein wenig Futter übrig bleibt. Auf diese Weise hat Silke Schacht selbst immer mehr der Tiere in ihren Garten gelockt. Viele davon überwintern hier sogar.

Auch dafür die Igel-Pflegemama Tipps: „Richten Sie Totholzecken ein und lassen Sie das Laub im Garten liegen, auch gern schon im Haufen“, sagt sie. Besonders gut für Igel sind Kastanienblätter. „Diese enthalten einen Gerbstoff, der Flöhe abschreckt.“ Was den Tieren einen ruhigen Winterschlaf verschafft. Hoffentlich noch bis Endel April oder Anfang Mai.

Igelhilfen

Kreistierheim Böblingen
Herrenberger Straße 210, Telefon 0 70 31 / 6 63 27 51, E-Mail an kreistierheim@lrabb.de.

Tierschutzverein Ludwigsburg
Kugelberg 20, Telefon 0 71 41 / 25 04 10, E-Mail info@tierheim-lb.de. Der Tierschutzverein sucht auch Igelpaten sowie Gärten zum Auswildern von Igeln.

Tier-Engel unterwegs
Dieser Verein aus dem Kreis Ludwigsburg unterstützt bei der Versorgung von Igeln oder vermittelt eine Pflegestelle. E-Mail an tier-engel-unterwegs@web.de. Telefon nur für Notfälle: 01 78 / 9 31 34 65.