Pandabären lassen zahlreiche Herzen dahinschmelzen (Symbolbild). Foto: dpa

Bestimmte Tierarten schaffen es leichter in unsere Herzen als andere. Ein knuddeliger Panda hat es da oft leichter als ein schleimiger Regenwurm. Doch was bedeutet diese Benachteiligung für die Forschung?

Stuttgart - Possierliche Pandabären und majestätische Tiger, aber eklige Regenwürmer oder Spinnen: Beim Artenschutz werden bestimmte Tiere diskriminiert, wie Wissenschaftler beklagen. Ein Schlaglicht auf die bedrohten Arten legt der Biodiversitätsrat der UNO (IPBES), der am Montag in Paris seinen Abschlussbericht vorgelegt hat.

Wie viele Arten sind bedroht?

Laut dem Bericht der UN-Experten sind 500.000 bis eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Die Forscher sprechen von einem „Massenaussterben“, das es in den vergangenen 500 Millionen Jahren erst fünf Mal gab.

Was sind die Gründe für das Artensterben?

In den meisten Fällen steht dahinter der Mensch: Der UN-Bericht listet Landwirtschaft, Abholzung, Bergbau, Fischerei und Jagd als Gründe auf. Der Präsident des Biodiversitätsrats, Robert Watson, nennt das Artensterben „mindestens genauso“ bedrohlich wie den Klimawandel. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) spricht von einem „Weckruf“.

Warum sehen Wissenschaftler eine „Diskriminierung“ von Arten?

Besonders bedroht sind Insekten - ihre Zahl hat sich in Europa in den vergangenen drei Jahrzehnten bereits um rund 80 Prozent verringert. Das große Insektensterben hat auch Teile Deutschlands erfasst, wie das Bundesumweltministerium warnt. Aber viele Insekten hätten schlicht keine ‚Lobby’, klagt der Präsident des französischen Rechercheverbunds für Biodiversität, Jean-François Silvain. Eine Küchenschabe etwa habe „nur eine kurze Lebenserwartung“, da der Mensch sie nur als Schädling und Krankheitserreger ansehe.

Welche Arten werden benachteiligt?

Spinnen, Maden, Ratten und Schlangen etwa sind äußerst nützliche Tiere - aber beim Artenschutz falle kaum Augenmerk auf sie, sagt der emeritierte Psychologieprofessor Hal Herzog von der Universität Western Carolina in den USA, der das Verhältnis des Menschen zu Tieren erforscht hat. Arten wie der Regenwurm wirkten „eher wie primitive Außerirdische als wie Tiere, mit denen ein Mensch sich identifizieren kann“.

Was bedeutet das für die Forschung?

Ob Delfine, Tiger oder Elefanten: Für Studien zu ‚beliebten’ Tierarten können Wissenschaftler „leichter Geld auftreiben“, wie Frédéric Legendre vom Museum für Naturgeschichte in Paris sagt, der unter anderem zu Kakerlaken und Termiten geforscht hat. Er war auch einer der Autoren einer Studie, die 2017 einen Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Präferenzen und Artenforschung nachweisen konnte.

Was sagen Umweltschützer?

„Reptilien etwa lassen sich nicht so gut ‚verkaufen’„, räumt auch Christo Fabricius von der Organisation WWF ein, die einen Panda als Logo hat. Aber auch für Pandas, Elefanten oder Tiger fließen oft nicht übermäßig Spenden: Da diese Tiere oft in Medien auftauchten, hätten viele Menschen den Eindruck, sie seien nicht wirklich bedroht, klagen die Experten.