Die Stadt Marbach im Landkreis Ludwigsburg will für 3,2 Millionen Euro eine Unterkunft errichten lassen. Das schmeckt offenbar nicht jedem.
Noch hat die Stadt Reserven. Doch wenn sich die Geflüchteten-Zahlen auf dem aktuellen Niveau einpendeln, sind die Kapazitäten in Marbach bald erschöpft. Dann brauche die Kommune irgendwann im zweiten Halbjahr 2024 ein neue Unterkunft, prognostizierte Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling nun im Ausschuss für Umwelt und Technik. Daher soll das marode Anwesen in der Wildermuthstraße 13 abgerissen und durch einen großflächigeren Neubau ersetzt werden, in dem mehr als 50 Personen ein Dach über den Kopf geboten werden könnte.
Kritik an angeblich zu wuchtigem Baukörper
Der Ausschuss hat die Entscheidung über das auf 3,2 Millionen Euro taxierte Projekt zwar ganz dem Gemeinderat überlassen, aber der Tenor in der Runde ging klar in Richtung Umsetzung. Gut möglich, dass das einzelnen Bürgern nicht schmecken wird. Vor der Sitzung war in den sozialen Netzwerken eine Diskussion um das Vorhaben entbrannt. Kritiker monieren zum einen, wie wuchtig der Neubau ausfalle. Zum anderen wird bemängelt, dass die Stadt viel Geld in ein Heim für Geflüchtete stecke, wo doch auch „Einheimische“ Wohnraum suchten oder vermehrt knapp bei Kasse seien.
Vize-Bauamtsleiter Markus Kaiser stellte allerdings klar, dass die Wohnungen perspektivisch sehr wohl an Bürger vermietet werden könnten, die einen schmalen Geldbeutel haben: „Das sind Wohnungen, die funktionieren so oder so: entweder als Wohngemeinschaft in der Asylnutzung oder, wenn der Druck hier nachlässt und man es umwidmet, als Sozialwohnungsbau.“ Kaiser betonte, dass sich das neue Haus höhenmäßig am bestehenden orientiere, verschwieg aber nicht, dass man mit der Unterkunft stärker als bisher die Tiefe des Grundstücks nutzen wolle. Doch damit schaffe man keinen Präzedenzfall, sondern knüpfe nur an die dichte Bebauung an.
Stadt plädiert für nachhaltige Lösung
Im Gremium wurden überdies die Kosten von 3,2 Millionen Euro relativiert. Die Stadt muss das Vorhaben nicht alleine schultern, sie erhält einen Zuschuss von 500 000 Euro. Die Grünen-Rätin Barbara Eßlinger gab ferner zu bedenken, dass sich die Ausgaben über Transferleistungen vom Bund auf Dauer quasi selbst finanzieren. Im Sinne der Nachhaltigkeit und in Ermangelung eines geeigneten Standort wollte die Stadt auch keine Container anschaffen. „Alleine für die Miete müsste man dafür 160 000 Euro bezahlen. Zum Herrichten werden weitere 80 000 bis 90 000 Euro fällig. Und am Ende schmeißt man sie weg und das Geld ist verbrannt. Ganz abgesehen davon heizt man mit Elektroheizkörpern und der Strom geht zum Fenster raus“, erklärte Markus Kaiser.
Weniger Spielraum bei Sanierung
Er hob überdies hervor, dass eine Sanierung des schon früher als Unterkunft genutzten Hauses keine Option, weil zu aufwendig sei. Darüber hinaus hätte man in der Bestandskubatur bei Weitem nicht so viele Plätze bereitstellen können. Dann hätten hier maximal 23 Personen leben können.
Und angesichts des voraussichtlichen Bedarfs könnte das nicht ausreichen. 186 Plätze seien aktuell belegt, 96 Betten habe man in der Reserve, sagte Ordnungsamtsleiter Seiberling. In diesem und im nächsten Jahr müsse man aber wahrscheinlich insgesamt 126 Geflüchtete aufnehmen, sodass Handlungsbedarf bestehe.
Bürgermeister Jan Trost führte zudem vor Augen, dass sich die Situation für Marbach durch die geplante neue Landeserstaufnahmestelle in Ludwigsburg sogar verschärfe. Die direkt Betroffenen Kommunen Ludwigsburg, Tamm und Asperg würden dadurch bei der Zuteilung privilegiert, entsprechend steige die Quote für die restlichen Kommunen im Landkreis. Der gleiche Effekt entstehe durch die schon beschlossene Erstaufnahmeeinrichtung in Kornwestheim.