Ab 2026 gilt der Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung. Foto: imago images// Thomas Trutschel

Mehr Kinder werden in der Strudelbachgemeinde in Zukunft betreut werden müssen. Der Fachkräftemangel verstärkt diese Entwicklung nur noch mehr.

Es ist, so formuliert es Weissachs Bürgermeister Jens Millow, ein „aussichtsloses Unterfangen“: Ab 2026 gilt der Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung, mehrere Zehntausend Fachkräfte fehlen dafür alleine in Baden-Württemberg. Den massiven Fachkräftemangel bekommt die Gemeinde Weissach, wie viele andere Kommunen im Land auch, bereits jetzt zu spüren. Teilweise mussten Gruppen schließen oder Öffnungszeiten eingeschränkt werden.

Geburtenrate steigt auch in Weissach

„Was wir als Vorbote einer Fachkräftediskussion jetzt erleben, wird in den nächsten Jahren nur dramatischer“, prognostizierte Wolf Krämer-Mandeau, Referent der Projektgruppe Bildung und Region in der jüngsten Sitzung des Weissacher Gemeinderats, als er dort die Kitabedarfsplanung für die kommenden Jahre präsentierte. Der Druck auf die Kinderbetreuung in der Gemeinde wird sich aber nicht nur durch den Fachkräftemangel, sondern auch durch die demografische Entwicklung deutlich verstärken. Die Gemeinde hat durch Zuzug einen stabilen Anteil an jüngeren Einwohnern, außerdem steigt die Geburtenrate hier wie im restlichen Land langsam, aber stetig an. Bis zu 75 Geburten pro Jahr habe die Kommune in den vergangenen Jahren so geschafft, sagt Krämer-Mandeau. „Wir können die Geburtenrate nicht genau vorhersagen.“ Aber immerhin abschätzen: Knapp 100 Geburten prognostizieren die Hochrechnungen der Gemeinde für das Jahr 2036. Hinzu kommen andere Faktoren, etwa, dass immer mehr Frauen Vollzeit arbeiten, auch in Führungspositionen – und eine entsprechende Kinderbetreuung brauchen. Druck übe das besonders auf den Bereich der Betreuung für Kinder unter 3 Jahren, so Krämer-Mandeau.

Das Minus wird nur noch stärker

Mehr Kinder brauchen in Weissach also in Zukunft eine Betreuung – und müssen irgendwo unterkommen. Dafür gibt es in der Bedarfsplanung eine entsprechende Soll-Ist-Rechnung. Bereits für das Jahr 2023 zeigt diese ein Minus von insgesamt 21 Plätzen auf, die fehlen, um den gesamten Bedarf abzudecken. Wegen einiger geburtenschwacher Jahrgänge entspannt sich die Lage laut Hochrechnung in den kommenden Jahren zwar wieder etwas. Ab 2029 rutscht die Kurve aber wieder ins tiefe Minus. 2040 würden dann insgesamt 78 Plätze fehlen.

„Auch, wenn Sie jetzt nur mit wenigen Plätze im Minus sind“, erklärt Krämer-Mandeau mit Blick auf den U3-Bereich. „In zehn Jahren sind Sie schon bei Minus 30.“ Das wären drei neue Gruppen. „Und ich bin mir sicher, dass diese vorsichtige Prognose von der Realität überrollt wird.“ Zwar lobt er, dass sich die Gemeinde in den vergangenen Jahren gut aufgestellt habe – neue Einrichtungen sind aber nicht geplant. „In diesen Zahlen steckt drin: Man wird demnächst Einrichtungen brauchen“, ergänzt Millow.

Weissach will die Ausbildung stärken

Auch das nötige Personal muss dann her, ein schwieriges Unterfangen angesichts eines leer gefegten Marktes. In Sachen Fachkräftemangel könne auch die Kommune nicht viel tun, erinnert der Bürgermeister. In Weissach wolle man nun einen starken Fokus auf die Ausbildung legen. Über ein fehlendes offenes Ohr hatte der Gesamtelternbeirat im vergangenen Jahr in einem offenen Brief an Ex-Bürgermeister Daniel Töpfer geklagt. Immerhin: Dort sind die Wogen inzwischen geglättet. Zwar habe sich an der Personalsituation nicht viel verändert, kommentiert Elternbeirätin Nicole Essig. Aber zumindest die Kommunikation mit dem Rathaus habe sich verbessert. „Herr Millow bemüht sich.“