Christian Klar, hinten rechts, und Peter-Jürgen Boock, vorne links, mit Verteidigern und Bewachern auf der Anklagebank in Stammheim am 7. September 1992. Der ehemalige RAF-Angehörige Peter-Jürgen Boock soll nun im Prozess gegen Verena Becker aussagen. Foto: AP

Der Ex-Terrorist Peter-Jürgen Boock wird als Zeuge im Januar und Februar vernommen.

Stuttgart - Der frühere RAF-Terrorist Peter-Jürgen Boock wird als Zeuge im Prozess gegen die Ex-RAF-Terroristin Verena Becker vernommen. Er soll am 25. und 27. Januar sowie am 3. Februar vor dem Oberlandesgericht Stuttgart aussagen, sagte ein Gerichtssprecher am Dienstag und bestätigte damit Informationen der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“. Boock ist der wichtigste Zeuge der Anklage. Seine Aussagen bei der Bundesanwaltschaft führten zur Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Becker. Die Ex-Terroristin muss sich wegen des tödlichen Attentats auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback im Jahr 1977 vor Gericht verantworten.

Im Jahr 2007 sagte Boock der Bundesanwaltschaft und dem Sohn des Ermordeten, Michael Buback, der wegen anderer Taten der Rote Armee Fraktion (RAF) verurteilte Stefan Wisniewski habe auf den damaligen Generalbundesanwalt geschossen. Bis dahin galt als gesichert, dass Christian Klar, Knut Folkerts und Günter Sonnenberg das Attentat verübten. Zwei von ihnen sollten auf dem Motorrad gesessen haben, von dem aus die tödlichen Schüsse abgegeben wurden, der dritte sollte das Fluchtauto gesteuert haben.

Nach Boocks Angaben saßen weder Klar noch Folkerts auf dem Motorrad. Vielmehr sei es Wisniewski gewesen. Bei den neuen Ermittlungen wurden DNA-Spuren gefunden, die möglicherweise von einer Frau stammten. Michael Buback startete eigene Nachforschungen. Er ist mittlerweile überzeugt, dass Verena Becker die Schützin auf dem Motorrad war.

Nach Informationen der Zeitung hatte Boock der Bundesanwaltschaft im Jahr 2009 in einer Zeugenvernehmung berichtet, dass sich Becker besonders intensiv dafür eingesetzt habe, die Anweisungen der in Stammheim inhaftierten RAF-Führungsmitglieder umzusetzen. „Verena Becker kam es sehr darauf an, den Willen der Stammheimer in der Gruppe draußen durchzusetzen“, soll Boock damals gesagt haben. Dazu habe der eindeutige Befehl gehört: „Der General muss weg.“ Wer geschossen hat, wisse er jedoch nicht.