Bürgermeister Paulowitsch, Dirk Braune, Landrat Sigel und Pfarrer Hinzen (von links) verteilen den symbolischen Hefezopf-Schlüssel. Foto: Eva Herschmann

Die Diakonie Stetten übergibt den symbolischen Schlüssel an die neuen Besitzer der Hangweide – Überragende Resonanz auf den Architektenwettbewerb – der noch im März geplante zweite Bürger-Planer-Dialog fällt aber wegen Covid-19 aus.

Kernen - In Zeiten von Corona hat die Gemeinde Kernen alle öffentlichen Veranstaltungen im März abgesagt. Die symbolische Schlüsselübergabe der Hangweide durch die Diakonie Stetten an die neuen Besitzer – die Gemeinde Kernen, die LBBW Immobilien Kommunalentwicklung KE und die Kreisbaugruppe – am Donnerstag hat stattgefunden. Die Abwicklung des Grundstücksverkauf hat schließlich schon lange genug gedauert. Für die Neubebauung des 7,9 Hektar großen Geländes wollen viele renommierte Architekten ihre Ideen in einen Wettbewerb einbringen.

Die Neubebauung stößt bei Architekten auf großes Interesse

Mit Landrat Richard Sigel, Pfarrer Rainer Hinzen, dem Vorstand der Diakonie Stetten, Kernens Bürgermeister Benedikt Paulowitsch, Kreisbau-Aufsichtsrat Dirk Braune sowie Vertretern der Kommunalentwicklung waren die wichtigsten Personen in die künftige „Event-Scheuer“ auf dem ehemaligen Gelände der Gärtnerei gekommen. „Für uns ist die Hangweide ein Jahrhundertprojekt, das nicht nur ein besonderes Wohnquartier werden soll, sondern zukunftsweisend für die Gesellschaft“, sagte Kernens Bürgermeister Benedikt Paulowitsch.

Etwas Besonderes war die Hangweide schon immer, die im Jahr 1958 als Modelldorf der Behindertenhilfe gebaut worden war und in der bis zu 320 Menschen lebten. Die Neubebauung stößt bei Architekten auf großes Interesse. „Die Resonanz auf die Ausschreibung für dieses Leuchtturmprojekt war überwältigend“, berichtete Ernst Kellermann, der Geschäftsführer der Kommunalentwicklung. Alle am Wettbewerb beteiligten Planungsbüros haben allerdings Vorgaben zu beachten.

In Arbeitsgruppen haben die Kreisrätinnen und Kreisräte für sich zentrale Themen für das Wohnquartier identifiziert

Kernens Bürger haben im Rahmen der Bürgerbeteiligung unter der Leitung von Konrad Hummel, dem Mannheimer Stadtsoziologen, der den Hangweide-Prozess seit den Anfängen begleitet, konkrete Wünsche für das neue Wohngebiet geäußert, das seit April 2019 auf der Projektliste der Internationalen Bauausstellung 2027 (IBA) steht. Nicht nur deshalb ist Landrat Sigle überzeugt von der Strahlkraft des Projekts, weit über den Rems-Murr-Kreis hinaus, der eine Bürgschaft über 12 Millionen für die Kreisbau übernommen hat. „Der Kreistag hat sich in seiner Klausur vergangene Woche klar hinter das Projekt Hangweide gestellt. In Arbeitsgruppen haben die Kreisrätinnen und Kreisräte für sich zentrale Themen für das Wohnquartier identifiziert. Neben innovativen Mobilitätskonzepten stehen auch neue Wohntypologien, sowie das Gesamtenergiekonzept ganz oben auf der Agenda.“

Rainer Hinzen erinnerte an die „intensiven, guten, aber nicht immer ganz einfachen Verhandlungen“, die aber zu guter Letzt ein Ergebnis gebracht hätten, mit dem wohl alle leben könnten. „Nun soll hier ein Quartier entstehen, in dem Menschen gut und gerne zusammenleben.“

Die Planungsbüros werden ihre Wettbewerbsbeiträge bis Juni abgeben, das Preisgericht tagt im Juli

Einfamilienhäuser mit Gärten sind auf der knapp acht Hektor großen Hangweide nicht erwünscht. Geschosswohnungsbau soll viel Wohnraum und zugleich Freiraum bringen. Gebäude mit Innenhöfen, vielleicht auch höher als die maximal angepeilten sieben Geschosse werden dabei favorisiert. Das möglichst autoarme Gebiet soll mit einem verdichteten Buslinien-Takt, vielleicht einem Shuttlebus, gut angebunden sein, Transportmittel per Mietfahrrad oder Carsharing sollen bereitgehalten werden.

Das Quartier soll ein urbanes Viertel mit hohen Freiraumqualitäten werden – und mit gelebter Inklusion. Der Anna-Kaiser-Komplex bleibt im Besitz der Diakonie und soll weiterhin langfristig betrieben werden, den benachbarten Pavillon darf die Einrichtung bis Ende 2021 unentgeltlich nutzen.

Die Planungsbüros werden ihre Wettbewerbsbeiträge bis Juni abgeben, das Preisgericht tagt im Juli. Der für März geplante zweite Bürger-Planer-Dialog wurde wegen Covid-19 abgesagt. „Konzeptionell ändert sich aber nichts, die Vorgaben bleiben so, wie sie in der ersten Dialogveranstaltung besprochen wurden“, erklärte Peter Mauch, der Bauamtsleiter von Kernen.