Carola Bopp (Mitte) führt nicht nur die Geschäfte der Akademie, sondern sie gibt ihre Erfahrung auch als Dozentin weiter. Foto: Tilman Wagner

Vor ziemlich genau einem Jahr hat die Beauty Academy Stuttgart am Stöckach eröffnet. Die Geschäftsführerin Carola Bopp erzählt über sich und das erste anstrengende Jahr. Sie selbst ist Make-up Artist, Hairstylistin, Kosmetikerin, hat einen Bachelor of Arts in Culture Design und unterrichtet natürlich auch selbst in der Akademie.

S-Ost - Carola Bopp braucht ganz schön viel Zeit für Kosmetik und Make-up. Hier noch etwas Puder, dort eine etwas dunklere Farbnuance – Schönsein kann anstrengend sein. Allerdings braucht Carola Bopp die Zeit nicht für ihr eigenes Aussehen, sondern für das von anderen. Die noch nicht ganz 30-Jährige ist Make-up-Artist, Hairstylistin, Kosmetikerin, hat den Bachelor of Arts in Culture Design – und ist geschäftsführende Gesellschafterin der Beauty Academy Stuttgart, kurz Beast, die vor gut einem Jahr eröffnet hat.

Hier im Quartier begann die Waldorfbewegung

Das Arbeiten in der oberen Etage des Industriegebäudes an der Stöckachstraße ist für Carola Bopp so etwas wie „back to the roots“, sagt sie selbst. Sie wurde im Marienhospital geboren, besuchte später die Freie Waldorfschule am Kräherwald. Die Waldorfbewegung wiederum nahm ihren Anfang vor nicht ganz 100 Jahren in der Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik in der Hackstraße. Die Gebäude an der Stöckachstraße gehörten wohl auch zu der Fabrik. Deswegen will Carola Bopp noch mehr über die Geschichte der Gebäude herausfinden – sofern ihr ihre Akademie die Zeit dafür lässt.

Schon während ihrer Schulzeit machte sie sich zielgerichtet Gedanken über ihre Zukunft: „Ich wusste, dass ich etwas Gestalterisches machen will.“ Sie absolvierte Praktika in der Maske des Staatstheaters, als Kontrast dazu später auch im Breuningerland in Sindelfingen. Sie entschied sich für eine Ausbildung zum Make-up-Artist und zur Hairstylistin und machte sich sofort danach selbstständig. Nach einer Zeit als Freiberuflerin für unterschiedliche Kosmetikmarken wollte sie aber dann doch noch mehr lernen.

Eine Ausbildung nach der anderen

Ihre Entscheidung fiel auf ein Bachelor-Studium in der Fachrichtung Culture Design an der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Hall. „Ich habe von dort unheimlich viel Kreativität mitgenommen“, sagt die 29-Jährige. Sie machte Erfahrungen in Malerei und im Zeichnen, sie musste sich aber auch mit den kaufmännischen Aspekten des Kulturschaffens und nicht zuletzt mit Marketing beschäftigen. Nach dem Studium wollte sie wieder raus in die Welt. „Ich wollte in die Parfümerien, wollte sehen, wie das da draußen ist.“ Eine Zeit lang war sie für eine Kosmetikfirma im Außendienst in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs – und stellte fest, dass ihr doch noch etwas fehlte in ihrer Ausbildungssammlung: die Pflege der Haut, die Kosmetik. Auch das holte sie nach. Irgendwann war ihr aber das Reisen zu viel, sie wollte zurück nach Stuttgart. Die Mußler Beauty Group gab ihr die Gelegenheit dazu. Sie konnte in der Hirschstraße als Kosmetikerin arbeiten und außerdem tageweise als Make-up-Artist für Fotografen.

Eines Tages fuhr sie nach einem Besuch beim Kosmetikhersteller Shiseido in Düsseldorf mit Mattias Mußler, dem Geschäftsführer von Mußler Beauty, im Zug zurück nach Stuttgart. Dabei unterhielten sie sich über die ungeregelte Ausbildung in ihren Branchen und über die fehlenden Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Dabei entstand die Idee für die Academy. „Wir haben ein Konzept ausgearbeitet und sind damit losgezogen und haben Leute in ganz Deutschland gefragt, die sich damit auskennen“, schildert sie die Entstehungsgeschichte von Beast. „Die Resonanz war überwältigend gut.“

Im März 2014 eröffneten sie die Akademie als Gemeinschaftsunternehmen von Carola Bopp und Mattias Mußler in den Räumen an der Stöckachstraße, eine Etage über den Räumen der Mußler Beauty Group Stuttgart. „Das erste Jahr war für mich persönlich sehr anstrengend“, sagt Carola Bopp. „Wir wussten ja nicht, ob das funktioniert.“ Inzwischen sind die nächsten Masterkurse gut gebucht, sogar besser als geplant. Und das Angebot an Seminaren wird kontinuierlich ausgebaut. Nur eins ist etwas auf der Strecke geblieben: Als Geschäftsführerin und Dozentin hatte sie wenig Zeit fürs Make-up. Dafür arbeitet sie gerade an einem neuen Projekt, das besser mit der Akademie harmoniert: einem eigenen Blog mit Make-up-Kursen.