Lust auf mehr: Im vergangenen Jahr wurden Karla Borger (links) und Britta Büthe Dritte bei den Deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand. Foto: Archiv Tom Bloch

Interview mit den beiden Vize-Weltmeisterinnen von 2013: Karla Borger und Britta Büthe haben sich während eines kurzen Aufenthalts in Deutschland beim Training am Olympiastützpunkt in Bad Cannstatt Zeit für ein Gespräch genommen.

Bad Cannstatt - Karla Borger und Britta Büthe vom MTV Stuttgart haben am Wochenende zum ersten Mal in dieser Saison an einem Turnier der Deutschen Serie teilgenommen, denn die World Tour des Weltverbandes FIVB hatte Pause. Zürich, Shanghai, Prag, Cagliari, Moskau, Berlin, Stavanger, Gstaad, Den Haag, Long Beach, Klagenfurt und eben Kühlungsborn – das waren die Stationen der Vize-Weltmeisterinnen von 2013 bislang in diesem Jahr, gekrönt mit Silber in Gstaad und Bronze in Berlin. Bei dem kurzen Aufenthalt in Deutschland haben sich die Profis beim Training am Olympiastützpunkt Stuttgart Zeit für ein Interview genommen.

Kurzer Zwischenstopp in Stuttgart, kurz vor dem nächsten Grand Slam in Stare Jablonki, Zeit für eine kleine Zwischenbilanz...
Borger: Halt, halt, die Saison ist noch nicht vorbei . . .
Büthe: Und außerdem kommen ja noch einige Höhepunkte, wie die Deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand und das CEV-Satellite-Turnier hier in Stuttgart im Neckarpark Mitte September.
Gut, anders formuliert: Sie haben vor der Saison das Ziel angestrebt, Ihre Leistung zu stabilisieren und konstanter zu werden. Das ist doch bislang gelungen, oder wie sehen Sie das?
Büthe: Von den Ergebnissen her ist es uns schon gelungen, auf jeden Fall. Aber vom Spielerischen her waren wir schon manchmal unzufrieden, weil es öfters nicht so lief, wie wir uns das erhofft haben.
Borger: Und es gab ja auch einige knappe Spiele, wie zum Beispiel das Halbfinale jetzt in Kühlungsborn . . .
Büthe: Ich glaube, als Sportler ist man nie so richtig zufrieden, es geht doch immer besser. Aber so wie in Berlin oder in Gstaad, da merkt man, dass ein Halbfinale so viel Spass macht und dass man das gerne häufiger hätte. Und dann ist man halt schon enttäuscht, wenn es nicht so kommt.
Borger: Was halt auch ärgerlich ist, ist, dass wir in den Spielen, die dann das Turnierende bedeutet haben, auch nicht besonders gut gespielt haben. Zum Beispiel das Finale in Gstaad gegen Holtwick/Semmler. Ich hätte gerne gesehen, wie es gelaufen wäre, wenn wir normal gespielt hätten. Aber wir waren verkrampft. In vielen Sätzen lief es bei uns beiden nicht. Wenn ich mir überlege, dass nur fünf Bälle besser klappen, dann sieht das gleich ganz anders aus.
Rund 320 Tage von 365 Tage im Jahr sind Sie gemeinsam unterwegs. Wissen Sie eigentlich immer gleich, wenn sie aufwachen, wo Sie sind?
Büthe: Erstaunlich oft, ja.
Aber so etwas wie das Freuen auf das eigene Bett, das fehlt Ihnen doch?
Büthe: Ich glaub, es geht nicht nur um das Bett, sondern um das Zuhause sein.
Borger: Einfach mal einen Kleiderschrank zu haben und nicht immer nur aus der Tasche zu leben.
Büthe: Zuhause ist eben persönlich, da weiß man gleich, wo was ist. Da zieht man das Buch aus dem Regal, weil man einfach weiß, dass es da steht.
Borger: Man lebt sich aber recht schnell ein. Da liegen die Cremes, dort die Sonnenbrillen, man richtet sich so gut es geht heimisch ein in so einem Hotelzimmer. Was halt tierisch nervt, ist das ständige Tasche packen. Und zu Hause, das bedeutet eben während der Saison, nur kurz die Wäsche zu waschen.
Viel unterwegs, heißt auch, Sie müssen viel planen, sind quasi Ihr eigenes Reisebüro…
Büthe: Ich glaube, das ist auch das, was die meisten Leute unterschätzen. Die sagen ‚Wie? Ihr trainiert zweimal am Tag und das war’s?’ Aber, da wir das alles selber machen, ist es schon sehr viel, was Drumherum dazugehört. Abrechnungen und so, da sitzt man halt ewig.
Borger: Vor allem bei den Flügen. Du willst halt nicht so ’nen Mistflug, der irgendwo drei Stunden rumsteht, aber auch keinen, der zu teuer ist. Vielleicht bin ich auch zu ehrgeizig, um stets den richtig guten Flug zu finden, aber da sitzt man schon mal ’ne Weile. Und Rückflüge kann man nicht so einfach buchen, weil man ja nie weiß, wie lang man dabei ist.
Büthe: Manche Sachen wären halt einfacher, wenn man als Einzelner entscheiden könnte, aber das geht halt nicht. Wir müssen uns ja schon auch absprechen.
Als nächstes steht das polnische Stare Jablonki im Kalender der World Tour, die Stätte Ihres bislang größten Triumphs mit dem Gewinn der Vize-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr. Das ist doch sicher ein ganz besonderes Turnier für Sie?
Büthe: Ehrlich gesagt, habe ich mir dazu noch gar keine Gedanken gemacht.
Borger: Also ich freue mich riesig darauf. Dort habe ich immer sehr gerne gespielt. Da ist immer so eine tolle Atmosphäre, das pusht ungemein.
Und dann Timmendorf: auch noch so ein Höhepunkt mit der Deutschen Meisterschaft...
Büthe: Dann die Stuttgart Open direkt vor der Haustüre. Da müssen wir zum ersten Mal nicht fliegen. Wir können sogar im eigenen Bett schlafen und mit dem Fahrrad hinfahren. Karla kommt sogar zu Fuß.
Borger: Zum ersten Mal ein internationales Beachvolleyball-Turnier in Stuttgart. Da müssen wir natürlich dabei sein.