Graben nach den weißen Stangen: Spargelstecher in Bayern Foto: dpa/Armin Weigel

Nach der Einreisesperre für osteuropäische Erntehelfer geht Bayerns Innenminister Herrmann auf Klagen der Bauern ein und weist die Behörden an, Arbeitserlaubnisse „offensiv“ zu erteilen.

München - In der Not lockert Bayern die Beschäftigungsregeln für Asylbewerber. Diese dürfen in der beginnenden Pflanz- und Erntesaison jetzt auf bayerischen Feldern arbeiten. Damit kommt das Innenministerium den zahlreichen Bauern entgegen, die wegen der Einreisesperren für Saisonarbeitskräfte aus Osteuropa über großen Personalmangel klagen. „Wir dürfen unsere Landwirte nicht allein lassen“, erklärt Innenminister Joachim Herrmann (CSU), der in der Vergangenheit einer der härtesten Gegner von Arbeitserlaubnissen für Flüchtlinge war. Herrmann hatte damit einen „Sog-Effekt“ für weitere Ankünfte vermeiden wollte.

Zwar wurde das Arbeitsverbot bereits vor ziemlich genau einem Jahr erheblich gemildert; seit damals kommen „besonders gut Integrierte“ – zumindest dem Papier nach – leichter an Jobs oder Ausbildungsverträge heran. Man habe, so Herrmann schon damals, „ganz klar auch die Interessen unserer heimischen Wirtschaft im Blick.“ Allerdings gehen die konkreten Ausländerbehörden in den Landkreisen sehr unterschiedlich mit diesen rechtlichen Möglichkeiten um; weiterhin kommt es immer wieder vor, dass am Ort bestens vernetzte junge Leute aus ihren Ausbildungsbetrieben geholt und abgeschoben werden.

„Alle Kräfte mobilisieren“

Nun hat Minister Herrmann laut Mitteilung seines Ministeriums die nachgeordneten Behörden ausdrücklich „angehalten“, Erntehelfer-Tätigkeiten ab sofort „offensiv“ zu erlauben und dafür „die gesetzlichen Spielräume zu nutzen“. Man müsse „alle Kräfte mobilisieren“, um den Mangel an Saisonarbeitskräften auszugleichen, schreibt das Innenministerium.

Von den Erleichterungen erfasst sind ausdrücklich auch Asylbewerber, deren Antrag abgelehnt worden ist. „Vorrangig behandeln und verlängern“ sollen die einzelnen Ausländerbehörden darüber hinaus die Job-Anträge und die Aufenthaltstitel von Ausländern, die bereits jetzt in der Lebensmittelversorgung tätig sind, etwa in Supermärkten. Für Asylbewerber aus sicheren Herkunftsländern bleibt es laut Bayerischem Innenministerium bei der bundesgesetzlichen Regelung: Sie dürfen nicht arbeiten.

Gebraucht werden Erntehelfer aktuell ganz dringend beim Spargelstechen in Oberbayern, Schwaben und Franken. In Niederbayern, einem der größten Gemüseanbaugebiete Europas, sind darüber hinaus in einigen Wochen unzählig viele kleine Gurken zu pflücken, damit die Grundversorgung an Essiggurken nicht leidet. In den Hopfenplantagen der Hallertau müssen die Drähte gezogen werden, damit sich das Bierwürzmittel an ihnen hochranken kann.

Spargelbauern von Helfern überrannt

Mittlerweile hat aber der Ruf der bayerischen Bauern nach Hilfskräften auch bei Deutschen ein offenbar großes Echo hervorgerufen. Der Bayerische Rundfunk meldet, gerade Spargelbauern würden von Interessenten regelrecht überrannt. Es kämen beispielsweise Taxifahrer, Köche, Kellner, Golfkeeper, Vertriebsmitarbeiter, Schüler, Studenten, die entweder aus Geldsorgen oder aus akut verloren gegangener regulärer Beschäftigung ihre Arbeitskraft anböten. Vergeblich hatte zuvor der Bayerische Bauernverband gefordert, osteuropäische Frauen und Männer vom Einreisestopp auszunehmen. Tausende von diesen sind ja bereits seit vielen Jahren fest als Arbeitskräfte eingeplant. Man kennt sich zum Teil schon in zweiter Generation: nicht wenige der Osteuropäer haben ihre „Stamm“-Bauernhöfe in Bayern – durchaus mit Familienanschluss.