Schwerer Gang für das Maskottchen des FC Bayern München: Nach der 0:3-Niederlage stapft „Bernie“ mit hängenden Schultern an den feiernden Dortmundern vorbei Foto: Getty

Nach der 0:3-Heimpleite gegen Borussia Dortmund schrillen beim FC Bayern München die Alarmglocken – nicht nur in der Fußball-Bundesliga.

München/STuttgart - Pep Guardiola tippte sich nach der 0:3-Schlappe gegen Borussia Dortmund mit dem Zeigefinger an die Stirn – so als wolle er sich selbst den Vogel zeigen. Passend dazu sagte er etwas, das so klang wie von einem Schüler, der direkt nach einer Klausur weiß, dass er sie versaut hat: „Vielleicht war das ein Fehler von mir“, haspelte der Trainer des FC Bayern vor sich hin und meinte damit seine Aussage, dass für die Münchner nach der vorzeitig gewonnenen Meisterschaft am 27. Spieltag „die Bundesliga vorbei ist“.

Dass dieser Satz des spanischen Meistertrainers wohl nicht den Weg in Motivations-Handbücher für Fußball-Lehrer findet, zeigt sich jedenfalls in diesen Wochen – 3:3 gegen Hoffenheim, 0:1 in Augsburg und nun mit dem 0:3 gegen den BVB zum ersten Mal seit November 2011 wieder zwei Niederlagen nacheinander in der Bundesliga. Die Truppe von Guardiola agiert getreu dem Alibi ihres Chefs: emotionslos, mutlos, ideenlos! Auch gegen Dortmund merkte man dem bayrischen Starensemble an, dass die Luft in der nationalen Meisterschaft raus ist und sich das Team hängen lässt. Bayerns Nationalspieler Thomas Müller gab zu: „Die letzte Gier fehlt bei uns aktuell in der Bundesliga.“ Kapitän Philipp Lahm meinte gereizt: „Klar ist, wir wollen nicht verlieren, aber das kann zustande kommen, wenn man so unkonzentriert spielt wie wir.“ Und Sportvorstand Matthias Sammer erkannte, dass es „ein schmaler Grat ist, auf dem wir agieren“. Einzig Pep Guardiola ging das alles nicht weit genug. Nach der 0:3-Backpfeife, der ersten Heimpleite seit dem 1:2 gegen Bayer Leverkusen am 28. Oktober 2012, resümierte er: „Wir haben den Rhythmus verloren.“

In der jetzigen Phase der Saison kann das an der Isar keinem gefallen – eine Krise zur Unzeit. Schon an diesem Mittwoch (20.30 Uhr/ARD und Sky) geht’s im DFB-Pokal-Halbfinale gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern. Sechs Tage später steht das Halbfinal-Hinspiel in der Champions League bei Real Madrid an. Genau deshalb will Pep Guardiola nun den Schalter wieder umlegen. „Wir müssen sofort reagieren“, meinte er, „ich muss einen Trick finden, wie wir wieder in den Rhythmus kommen.“

Denn so einen Auftritt wie gegen den BVB will der 43 Jahre alte Trainer nicht mehr sehen. Auch weil sich seine Mannschaft von stets früh störenden Dortmundern auskontern ließ. Edeltechniker Henrich Mchitarjan (20.), Nationalspieler Marco Reus (49.) und Youngster Jonas Hofmann (56.) sorgten mit ihren Toren dafür, dass die Borussen praktisch für die Champions League in der kommenden Saison planen können. „Wir haben angegriffen ohne Ordnung“, bemängelte Pep Guardiola, und das sei tödlich, weil der Gast aus Westfalen ja der „Master für die Konteraktionen ist“. Schlimmer noch: Nationaltorhüter Manuel Neuer musste mit einer leichten Wadenblessur zur Halbzeit vom Platz, und Verteidiger Rafinha (90.) sah Rot, als er Mchitarjan ins Gesicht langte.

„Die drei Punkte gegen Bayern sind fast Bonuspunkte für uns“, jubelte Dortmunds Coach Jürgen Klopp. Und BVB-Kapitän Sebastian Kehl ergänzte: „Das war ein Ausrufezeichen. Die Bayern sind schlagbar, das tut uns gut.“ Gerade im Hinblick auf ein mögliches DFB-Pokalfinale am 17. Mai. Denn sollten die Schwarz-Gelben an diesem Dienstag (20.30 Uhr/ARD und Sky) den Ligarivalen VfL Wolfsburg im Halbfinale bezwingen, könnte es in der Bundeshauptstadt zum vierten Duell (inklusive Supercup) der beiden Rivalen in dieser Saison kommen. „Nach Berlin zu kommen ist das große Ziel“, sagte Jürgen Klopp.

Für die Münchner aber nicht nur. Sie sind in der komfortablen Situation, noch größere Ziele zu haben. „Wir wollen nicht nur den Pokal gewinnen, sondern auch die Champions League“, betonte Matthias Sammer. Und das sei auch das Gute an der Niederlage gegen den BVB. Sie sei „kein Beinbruch“, sagte der Sportvorstand. Weh tat sie aber trotzdem – vor allem Trainer Pep Guardiola.