Bereits nach dem zweiten Spiel der Amtszeit von Thomas Tuchel müssen die Bayern-Bosse den ersten Tiefschlag erklären. Ein Führungsspieler ist schwer angesäuert.
Mit versteinerter Miene schritt Thomas Tuchel nach dem Pokal-Schock schnellen Schrittes in die Münchner Nacht. Nach nicht einmal zwei Wochen im Amt muss der 49 Jahre alte Trainer des FC Bayern München den ersten Titel beim Triple-Wunsch abhaken. „Bitterer Abend für uns“, sagte Tuchel nach dem 1:2 im Pokal-Viertelfinale gegen den SC Freiburg. „Das wird uns eine Weile beschäftigen, aber wir müssen das verdauen und unsere Lehren daraus ziehen.“ Am trainingsfreien Mittwoch hielt Tuchel trotz des Stimmungsdämpfers nach vielen Strapazen seiner Stars in den vergangenen Tagen fest.
Die Freude über den eindrucksvollen Sieg gegen Borussia Dortmund und die Rückkehr an die Tabellenspitze in der Fußball-Bundesliga war nach dem Cup-Schmerz schnell in den Hintergrund gerückt. Und das Aus gegen die Breisgauer erhöhte postwendend die Bedeutung des nahenden Viertelfinals in der Champions League in der kommenden Woche gegen Manchester City. Man müsse die Wut über das Pokal-Aus, Leidenschaft und Willen mit ins Duell gegen City nehmen, sagte Führungskraft Joshua Kimmich mit Blick auf das Wiedersehen mit seinem Ex-Coach Pep Guardiola.
Kimmich lässt kritische Töne anklingen
„Am Ende des Tages kotzt mich das einfach brutal an, je mehr Titel wir verspielen“, haderte Kimmich. Der 28-Jährige ließ kritische Töne anklingen. Man spiele mit einem „Tick zu wenig Leidenschaft, ein bisschen zu wenig Emotion“, sagte der Nationalspieler.
Das fehlte den Gästen beim Jubel keineswegs. Die Breisgauer tanzten euphorisiert um ihren Pokal-Helden Lucas Höler, der den Strafstoß in einer dramatischen Schlussphase verwandelt hatte (90.+5). Es war der erste Sieg überhaupt der Freiburger in München. Den Führungstreffer durch Dayot Upamecano per Kopf und mit vehementem Körpereinsatz (19.) hatten die Freiburger vor 75 000 Zuschauern mit einem Traumtor von Nicolas Höfler (27.) gekontert.
Bayern-Kapitän Müller: „Tut richtig weh“
„Das tut richtig weh, weil man nichts reparieren kann. Aber irgendwie müssen wir schlucken, auch wenn es gerade noch nicht runtergeht“, sagte Bayern-Kapitän Thomas Müller. Man habe „diesen Witz, den letzten Kontakt“ in der Offensive vermissen lassen. „Vorne müssen wir uns schon ein paar Fragen gefallen lassen“, fügte Müller selbstkritisch hinzu.
Untröstlich war Nationalspieler Jamal Musiala, der den Handelfmeter zum 1:2 in der Nachspielzeit verursacht hatte. Nach dem dramatischen Aus schlich der Youngster der Münchner mit gesenktem Kopf vom Feld, auch Kumpel Alphonso Davies konnte ihn nicht trösten. Die auf dem Weg angestrebte Kontaktaufnahme von SC-Coach Christian Streich ließ der Offensivstar nicht sichtbar an sich heran - zu groß war die Enttäuschung bei Musiala. „Jamal ist kein Verteidiger“, sagte Verteidiger Matthijs de Ligt. „Ich bin sicher, dass Jamal daraus lernt.“