Die Brüder Gerhard und Paul-Hermann Bauder (r.) führen das Weilimdorfer Unternehmen in dritter Generation. Foto: Hemminger

Wir porträtieren lokale Firmen, die in die Welt exportieren. Heute: der Bauzulieferer Bauder.

Stuttgart-Weilimdorf - Bis nach Thailand werden die Dachsysteme der Firma Bauder geliefert. Erst kürzlich hat die Schweizer Botschaft in Bangkok Bitumenbahnen bestellt, die in Weilimdorf entwickelt und produziert wurden, um ihr Dach damit abzudichten. Dabei handelt es sich jedoch um eine Ausnahme, denn „wir konzentrieren uns bei unseren Vertriebsaktivitäten auf Europa“, betont Paul-Hermann Bauder. Er führt das Familienunternehmen seit 1982 zusammen mit seinem Bruder Gerhard in dritter Generation.

Ihr Großvater Paul Bauder war es, der als erster Unternehmer seinen Industriebetrieb in Weilimdorf an der Korntaler Landstraße ansiedelte – damals noch auf der grünen Wiese. Gegründet worden war das „Dachpappen- und Asphaltgeschäft“ bereits 1857 von Wilhelm Burck in Zuffenhausen. 1924 stieg Hermann Bauder, der Sohn des Inhabers, als 14-Jähriger in die Firma mit ein. „Er hat ein kleines Stuttgarter Unternehmen zu einem süddeutschen ausgebaut“, berichtet Paul-Hermann Bauder. „Mein Bruder und ich haben die Chance bekommen, es zu einem internationalen Unternehmen weiterzuentwickeln.“ Mittlerweile gibt es sechs Produktionsstandorte innerhalb Deutschlands sowie 13 Vertriebsgesellschaften in Europa. Zwei Drittel der Kundschaft kommt aber nach wie vor aus Deutschland.

Derzeit werden europaweit 750 Mitarbeiter beschäftigt

Ein Familienunternehmen zu sein, liegt den beiden Bauder-Brüdern am Herzen. „Das ist für uns ein absoluter Vorteil“, ist sich Paul-Hermann Bauder sicher. „Es hat sich in der Krise gezeigt, dass sich Familienunternehmen anders verhalten und langfristiger denken.“ Der Weilimdorfer Firma sei es gelungen, während der Wirtschaftskrise den Umsatz zu steigern und Personal aufzubauen. Derzeit werden europaweit 750, in Stuttgart 300 Mitarbeiter beschäftigt. Das Prinzip während der Krise habe bei Bauder stets geheißen: Augen zu und durch. Und dabei soll es auch bleiben, denn: „Es bringt zu viel negative Energie ins Unternehmen, wenn man sich jetzt schon wieder Gedanken um die nächste Krise macht“, sagt der 59-Jährige.

Das Kerngeschäft des Unternehmens besteht im Herstellen von Dachsystemen zum Abdichten, Wärmedämmen, Begrünen und Energiegewinnen. Laut Geschäftsführung ist die Firma im Segment der Flachdächer hierzulande Marktführer; jedes vierte Dach werde mit Bauder-Material abgedichtet. In den Weilimdorfer Produktionshallen werden zum einen Bitumenbahnen hergestellt, mit denen Flachdächer abgedichtet werden. Zum anderen wird Dämmmaterial aus Polyurethan-, kurz PU-Hartschaum produziert. Es wurde von Bauder vor 30 Jahren für Steildächer entwickelt und in den Markt eingeführt. „Da waren wir Pioniere“, erinnert sich Paul-Hermann Bauder. Neu daran war das Prinzip der sogenannten Aufsparrendämmung. Statt ein Dach zu dämmen, indem Glaswolle zwischen den Holzsparren aufgefüllt wird, hat Bauder das Verfahren entwickelt, „das Dach einzupacken“, wie der Geschäftsführer es nennt. Der PU-Hartschaum wird also nicht zwischen den Balken, sondern wie ein Deckel auf ihnen angebracht. „So wird vermieden, dass Wärme über die Holzsparren verloren geht.“ 100 Prozent der Energie könne auf diese Weise im Haus gehalten werden.

Firma soll auch künftig ein Familienunternehmen bleiben

„In den besseren Wärmedämmwerten steckt für unser Unternehmen eine große Wachstumschance“, sagt Paul-Hermann Bauder. Sein Bruder und er gehen davon aus, dass das Thema Energiesparen auch weiterhin wichtig sein wird. Auch begrünte Dächer und Fotovoltaikanlagen hat Bauder als wachsenden Markt erkannt, doch vor Ort sind den Geschäftsführern die Hände gebunden. „Wir würden gerne hier am Standort Weilimdorf erweitern. In unmittelbarer Nähe haben wir aber keine Chance, denn es gibt in Stuttgart kaum mehr bezahlbare Industriefläche.“ Weiter wegzuziehen würde aber zwangsläufig bedeuten, dass Mitarbeiter verloren gingen. „Genau das wollen wir nicht“, betont Bauder. Er und sein Bruder setzen hohe Stücke auf ihre „beste Mannschaft“.

Stattdessen wird der Blick über die nationalen Grenzen hinaus gerichtet. „Wir können uns in den nächsten Jahren die Produktion in Europa vorstellen, um näher an unsere Märkte heranzukommen“, sagt Paul-Hermann Bauder. „Das wäre der logische nächste Schritt.“ Er setzt sich dafür ein, dass die Firma auch künftig ein Familienunternehmen bleibt. „Es gibt sechs Söhne, da werden wir doch ein paar finden, die das machen wollen“, sagt er und lacht.