„Bisher auch kein Hingucker“: Am Kreisel Richtung Oßweil soll ein Wohn- und Geschäftskomplex entstehen. Foto: Simon Granville

Ein Investor plant in Ludwigsburg einen kleinen Wohn- und Geschäftskomplex mit großem Hochpunkt. Das findet die Stadtverwaltung gut – mancher Stadtrat wegen der Höhe nicht.

Ludwigsburg - Ein siebengeschossiges Gebäude an der Stelle, an der sich derzeit noch ein Autohaus mit Werkstatt befindet? „Siebzehneinhalb Meter, das ist deutlich zu hoch“, urteilte FDP-Stadtrat Jochen Eisele zu einem Bauprojekt, das der Grundstücksbesitzer des Geländes vorhat. SPD-Stadträtin Margit Liepins kommentierte im Bauausschuss: „Ich sehe diese Stelle auch nicht als Tor zu Oßweil. Die ganze Schorndorfer Straße entlang stehen zweigeschossige Häuser mit Satteldach.“ Der geplante Neubau sei zwar von der geplanten Nutzung her richtig, aber von der Gebäudehöhe her überdimensioniert.

In Zeiten, in denen händeringend nach Wohnungen gesucht wird, tut das Projekt an dem beim Kreisverkehr gelegenen Eckgrundstück zwischen Schorndorfer Straße und Altem Oßweiler Weg der Stadt aus Sicht der Verwaltung gut. Vorgesehen war ursprünglich ein L-förmiger, in Richtung Kreisverkehr geöffneter Baukörper mit drei bis vier Geschossen und einem sechsgeschossigen Kopfbau. Jetzt sind daraus zwei separate, im rechten Winkel zueinander stehende Baukörper mit Durchgang von Schlösslesfeld/Schorndorfer Straße in Richtung Wohngebiet Fuchshof/Sportpark Ost geworden. Sie haben drei Stockwerke, das Richtung Osten stehende Gebäude jetzt aber einen siebengeschossigen Hochpunkt.

Die meisten Autos sollen unter die Erde

Zum Kreisverkehr hin soll es einen begrünten Quartiersplatz geben. Die Autos der künftigen Bewohner sollen in einer Tiefgarage Platz finden, während oberirdische Stellplätze nur für die Besucher der künftigen Geschäfte geplant sind. Konkrete Pläne liegen noch nicht vor, jetzt geht es erst einmal um einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan für das Nachverdichtungsvorhaben, für das das jetzige Autohaus und die Werkstatt mit Wohnhaus abgerissen werden sollen.

„Uns haben schon Schreiben erreicht, wir würden ein Marstallcenter 2.0 bauen“, sagte Baubürgermeisterin Andrea Schwarz. Das sei nicht der Fall. „Wir wollen ein Wohn- und Geschäftshaus zur Nahversorgung der umliegenden Quartiere.“ Welche Gestalt und Höhe die Gebäude letztendlich erhalten würden, „dazu gehen wir jetzt erst in die Diskussion“. Auch zur Frage, wie viele Wohnungen dort entstehen sollen, gibt es noch keine Auskunft. Der Gestaltungsbeirat werde das Projekt begleiten, und während der Offenlegung der Pläne könnten sich die Bürger dazu äußern.

„Niemand bekommt etwas Unzumutbares vor sein Fenster gestellt“

Allerdings stellte Schwarz klar, dass die Verwaltung den Hochpunkt an dieser Stelle als städtebaulich gut verträglich einschätzt und als probates Scharnier zwischen Oßweil und dem neuen Wohnareal am Fuchshof sieht. Diese Einschätzung teilte auch die Mehrheit der Stadträte im Bauausschuss. Als „kluge Art, mit der Fläche umzugehen“ sah Christine Knoß (Grüne) das Vorhaben. In die Höhe zu bauen und dafür vor dem Gebäude Platz zu gewinnen, sei sinnvoll. Die Anwohner könnten ihre Bedenken noch äußern, sie finde aber: „Niemand bekommt etwas Unzumutbares vor sein Fenster gestellt.“

Maik Braumann (CDU) meinte, im Moment sei das Areal „auch nicht gerade ein Hingucker“. Er sehe das Vorhaben als große Chance für mehrere Nachbarquartiere. „Wir brauchen Wohnraum“, kommentierte auch Andreas Rothacker (Freie Wähler). „Der Gestaltungsbeirat wird das hoffentlich gut begleiten.“ Hinsichtlich der Geschäfte und Gastronomie sagte er: „Was man haben möchte, sind Wunschgedanken. Was im Endeffekt reinkommen wird, wissen wir nicht.“

Sorgen wegen Schall und Schatten

„Fünfgeschossig plus Dachgeschoss, da könnte ich mitgehen, aber an dem Kreisverkehr ist ständig Autolärm, und dieser Block wird so viel Schall zurückschmeißen. Und was heißt das für die Verschattung? Da gehe ich nicht mit“, sagte CDU-Stadtrat Wilfried Link. Er stimmte gegen den vorhabenbezogenen Bebauungsplan, Jochen Eisele und Margit Liepins enthielten sich. Der Rest des Ausschusses – und damit die Mehrheit – gab grünes Licht.