An der Ecke Bahnhofstraße und Hauffstraße – genau gegenüber der Wohncity – soll ein neues, dreigeschossiges Gebäude errichtet werden. Foto: Dirk Herrmann

Das Stadtparlament hat keine grundsätzlichen Bedenken gegen den geplanten Neubau an der Ecke zur Hauffstraße – getreu der Devise „Innen vor Außen“. In der Debatte ging es auch um die emotionalen Proteste der Nachbarschaft.

Fellbach - Nach den Kapriolen, wechselseitigen Vorwürfen, Mailwechseln, Leserbriefen und Forderungen in den Wochen zuvor, ging es nun im Fellbacher Lokalparlament nicht ganz so aufgeregt zur Sache. Sache, das war in diesem Fall das private Bauprojekt auf dem Grundstück Bahnhofstraße 13 an der Einmündung zur Hauffstraße.

Jetzt startete der Gemeinderat nicht das Projekt

Anwohner aus der Hauffstraße hatten zuvor in Sorge um die „Idylle“ in diesem Areal heftig protestiert gegen das aus ihrer Einschätzung geplante „monströse Gebäude“. Jetzt startete der Gemeinderat nicht das Projekt, aber eine Art Vorstufe dazu, indem er die Aufstellung des entsprechenden Bebauungsplans, Titel „Innere Bahnhofstraße“, beschlossen hat.

Baudezernentin Beatrice Soltys beschrieb zunächst die Anfänge des Projekts, als die Bauverwaltung im Jahr 2017 erstmals Kenntnis von dem Vorhaben erhalten habe. Nach der zunächst vorgesehenen „maximalen Auslastung" habe es „umfangreichen Überarbeitungsbedarf“ mit den Eigentümern des Grundstücks gegeben. Es folgten moderierte Begleitungen in Form gemeinsamer Workshops. „Die Gremien haben sich neunmal mit diesem Vorhaben beschäftigt“, so Soltys. Da die Verwaltung „lösungsorientiert aufgestellt“ sei, habe man letztlich einen Kompromiss gefunden. Die Besonderheit sei, dass ausschließlich das Erdgeschoss als gewerbliche Fläche genutzt werde. Soltys verwies auch auf das Einzelhandelsgutachten von 2017 des Büros Acocella, das Gebiet für den jetzigen Bebauungsplan befinde sich innerhalb des zentralen Versorgungsbetriebs Innenstadt.

Darüber sind acht Wohnungen in der Größe zwischen 58 und 133 Quadratmeter in der Planung

Die von Nachbarn monierte Befreiung von der ursprünglichen Baulinie habe es in diesen Bereichen schon mehrfach gegeben, wies Soltys deren Bedenken zurück. Das städtebauliche Konzept, entwickelt von den Architekten Rösslein aus Stuttgart, sieht entsprechend der schriftlichen Vorlage zur Sitzung ein dreigeschossiges Gebäude mit zurückgesetztem Flachdach, im Erdgeschoss gewerbliche Nutzungen mit Arztpraxis und Gastronomie vor. Darüber sind acht Wohnungen in der Größe zwischen 58 und 133 Quadratmeter in der Planung. Die Bauflucht zur Hauffstraße hin ist gemäß dieser Überlegungen um fünf Meter von der Grundstücksgrenze zurückgesetzt. Die Dezernentin versicherte, dass mit diesem Start noch rein gar nichts vorweggenommen werde. Es gebe ein „transparentes Verfahren“, in dem die Einwendungen aufgewogen würden.

Fast alle Fraktionssprecher erwähnten anschließend die äußerst emotional geführte Debatte. „Die Wogen bei der Nachbarschaft sind hochgegangen“, meinte etwa SPD-Vize Andreas Möhlmann. Einerseits, so die meisten Redner, könne man die Sorgen der Nachbarn nachvollziehen. Andererseits: „Nicht immer ist es so, dass der, der am lautesten schreit, richtig liegt“, so Möhlmann. Eine bessere Ausnutzung des Grundstücks halte er für sinnvoll, ebenso wie die acht neuen Wohnungen, und auch ein Laden oder eine kleine Gastronomie sei angemessen. „Diese Ecke neu zu entwickeln, ist ein positiver Beitrag für die Stadt.“

Schließlich meldete sich auch die Oberbürgermeisterin zu Wort

Hans-Ulrich Spieth (CDU) erklärte, „der jetzige Zustand ist nicht tragfähig“. Und: „Ein Neubau müsste einen doch freuen, aber bei uns ist das meistens anders – doch wenn er dann mal fertig ist, schwillt es schnell ab.“ Er bemängelte allerdings, dass die Verwaltung es versäumt habe, frühzeitig auch die Nachbarschaft einzubeziehen, gerade wenn ältere Bewohner betroffen seien. Dass der „großzügige Garten“ neben dem bestehenden Haus wohl bebaut werde, „schmerzt nicht nur die Nachbarn, sondern auch uns Grüne“, betonte Stadträtin Beate Wörner. Auch die Sorge um den Lärm durch Gastronomie oder durch verstärkten Pkw-Verkehr sei nachvollziehbar. Andererseits befinde man sich eben „in der Fellbacher Innenstadt“, weshalb man „nicht das Kind mit dem Bade ausschütten“ solle.

Thomas Seibold (FW/FD) sprach von einem „Abwägungsprozess“ und dass man das Thema „betont rational“ angehen solle. Und: „Auch eine Gaststätte wäre bereits heute schon möglich.“ Die vorgesehene Vergrößerung des Gebäudes folge dem seit Jahren angewandten Grundsatz „Innen vor Außen“ inklusive der entsprechenden Nachverdichtung, auch wenn das manche „unbequem“ finden dürften. Und: „Wenn man es ganz positiv sehen will, kann das Gebäude sogar eine gewisse Abschirmung zur ,lauten’ Bahnhofstraße bieten.“ Sein Fazit: Nach dem Aufstellungsbeschluss „fängt die eigentliche Arbeit allerdings erst richtig an“.

Schließlich meldete sich auch die Oberbürgermeisterin zu Wort. „Im Moment stehen Dinge im Raum, da kann ich mich nur wundern“, erklärte Gabriele Zull. Sie habe Verständnis für die Bedenken der Nachbarn, „aber kein Verständnis habe ich, wenn auf einmal beispielsweise von einer dort vorgesehenen Shisha-Bar gesprochen wird“. Und auch eine Arztpraxis wiederum sei etwas „sehr Sinnvolles, das brauchen wir“. Im Übrigen sei es eben „ein privater Bau, da kann man gar nicht unendlich vorschreiben“.

Am Ende gab es bei lediglich zwei Enthaltungen die klare Zustimmung, das Verfahren auf den Weg zu bringen. Der erste offizielle Schritt zur Bebauung des Eckgrundstücks Bahnhofstraße/Hauffstraße ist nun also gemacht.