Die Staustufe an der Wehrbrücke ist denkmalgeschützt, daher darf dort baulich nur wenig verändert werden. Foto: factum/Archiv

Ist das der Durchbruch in Sachen neuer Enzbrücke in Besigheim? Das Regierungspräsidium stellt Pläne vor, die den Bau der Brücke erlauben, ohne dass damit zuvor über die Radwegüberquerung entschieden wird.

Besigheim - In die seit Monaten stillstehenden Planungen zur Erneuerung der maroden Brücken über Enz und Neckar in Besigheim ist wieder Bewegung gekommen. Der Stuttgarter Regierungspräsident Wolfgang Reimer informierte die beiden davon tangierten Kommunen Walheim und Besigheim jetzt über den neuen Sachstand und konkretisierte den Zeitplan. So soll an der Enzbrücke Mitte des kommenden Jahres mit dem Bau begonnen werden. Die Neckarbrücke, über die die Hessigheimer Straße verläuft, wäre nach der Fertigstellung der Enzbrücke dran, wohl im Jahr 2020. Die Enzbrücke verbindet Walheim und Besigheim, über sie läuft die B 27.

Besonders umstritten an beiden Projekten waren in der Vergangenheit die vorgesehenen Lösungen für Radfahrer. So war bei der Neckarbrücke nicht klar, wie eine für Radler und Fußgänger gleichermaßen sichere Verkehrsführung möglich werden kann. Einem extra angehängten Stahlsteg stimmte das Wasser- und Schifffahrtsamt wegen Statikproblemen nicht zu, und ein Stahlsteg mit separater Gründung wäre mit 2,5 Millionen Euro zu teuer gewesen.

Ein Teil der Brücke ist denkmalgeschützt

Hinzu kommt das Problem, dass der westliche Teil der Neckarbrücke – Wehrbrücke genannt – mit einer von dem Architekten Paul Bonatz entworfenen Staustufe versehen ist. Diese ist denkmalgeschützt, größere bauliche Veränderungen sind also tabu. Der östliche Teil hingegen – auch Kanalbrücke genannt – aus dem Jahr 1952 ist nicht denkmalgeschützt.

Nun gibt es folgende Lösung: Der Geh- und Radweg auf der Nordseite der Brücken wird von 1,25 Meter auf 2,50 Meter verbreitert. Auf der Wehrbrücke sollen die Fahrbahnplatten erneuert werden, die Kanalbrücke wird neu gebaut. Die Hessigheimer Straße wird für den Verkehr deshalb für rund ein Jahr gesperrt sein. Eine Kostenschätzung liegt dem Regierungspräsidium (RP) noch nicht vor. Konkreter sind die Planungen für die Enzbrücke: Abbruch und Neubau werden rund 3,9 Millionen Euro kosten. Die neue Brücke soll in einem Bogen die Enz passieren. Das soll laut RP die Verkehrssicherheit ebenso erhöhen wie Schutzplanken auf beiden Seiten der Brücke. Bislang verläuft sie kerzengerade und macht am Nordufer der Enz einen Knick.

Die neue Brücke passiert die Enz in einem Bogen

Ein großer Knackpunkt war zuletzt die künftige Wegführung für Radfahrer: Bisher müssen Radler, die die B 27 überqueren wollen, eine Bedarfsampel aktivieren – was dazu führt, dass sich der Verkehr auf der Straße staut. Besigheim und Walheim, aber auch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub wünschen sich stattdessen eine Unterführung. Diese würde aber bis zu eine halbe Million Euro mehr kosten. Eine neue Planung habe es nun möglich gemacht, dass man mit dem Bau der Brücke bereits beginnen könne, ohne dass die Entscheidung für oder gegen die Unterführung bereits gefallen ist, sagte der Regierungspräsident Wolfgang Reimer. Bislang hieß es, dass die gewünschte Unterführung den Bau der Brücke um weitere zwei Jahre verzögern würde.

Kommunen wollen sich finanziell beteiligen

Das RP prüft zurzeit, wie eine Unterführung umgesetzt werden könnte. Das Ergebnis soll bis zur Sommerpause vorliegen und dann ans Verkehrministerium gehen. „Wir legen das dem Minister zur Entscheidung vor“, sagte Reimer. Die Bürgermeister von Besigheim und Walheim kündigten an, sich an den Kosten einer Unterführung mit zehn Prozent beteiligen zu wollen. „Wir wollen nicht nur meckern, sondern auch mit Geld beitragen“, sagte Besigheims Bürgermeister Steffen Bühler. „Da sich die Kommunen beteiligen wollen, gehen wir davon aus, dass Minister Winfried Hermann sich auch für die teurere Variante entscheiden könnte“, sagte Reimer. „Man hat den Eindruck, es geht voran“ lobte der Landtagsabgeordnete Daniel Renkonen (Grüne) die Pläne. Ein Problem könnte der Härtetest in der Praxis werden, wenn Besigheim durch die Brückenprojekte für dreieinhalb Jahre zur Dauerbaustelle werde. „Da wird es sicher Beschwerden geben, aber die muss man aushalten können“, sagte Renkonen. Fabian Gramling (CDU) nannte die Situation an der Neckarbrücke „elegant gelöst“. „Es ist gut, dass die Bürgermeister ihre Argumente an den Minister herantragen konnten“, sagte er. Auch er sprach sich für eine Radweg-Unterführung an der Enzbrücke aus.

Stellungnahme des BUND

Der BUND Bezirksverband Stromberg-Neckartal spricht sich für eine Unterführung für Radfahrer an der Enzbrücke aus. Eine Ampelüberquerung würde durch die wartenden Autos auf der B 27 zu einer höheren Schadstoffbelastung der Luft führen. Die Feldgehölze in der Nähe der Brücke seien wegen der Baustelle „in jedem Falle nicht zu halten“. Eine Feldbegehung habe aber ergeben, dass dort keine Pflanzenarten wachsen, die auf der Roten Liste stehen.