In einem schlechten Zustand: die Neckarbrücke in Besigheim muss saniert werden. Doch ein Baubeginn ist nicht mehr abzusehen. Foto: factum/Bach

Die marode Neckarquerung in Richtung Hessigheim muss seit Jahren saniert werden – doch der Baubeginn ist auf unbestimmte Zeit verschoben. An der Brücke über die Enz streiten Kommunen und das Land über einen Tunnel für Radler.

Besigheim - Es war im Grunde nur noch eine Frage von Wochen: Anfang kommenden Jahres sollten an der maroden Neckarbrücke in Besigheim die Bauarbeiter anrücken. Die Querung, die von der Stadt aus in Richtung Hessigheim führt, sollte nach den Plänen des Regierungspräsidiums Stuttgart (RP) aufwendig saniert und zum Teil neu gebaut werden. Dementsprechend überrascht war der Besigheimer Bürgermeister Steffen Bühler, als er erfuhr, dass die Bagger auf absehbare Zeit wohl doch nicht gestartet werden.

Eine Anfrage des CDU-Landtagsabgeordneten Fabian Gramling hat unlängst ergeben, dass der Baubeginn auf unbestimmte Zeit verschoben ist. Man könne einen Start aus jetziger Sicht nicht mehr vorhersagen, bestätigt die Sprecherin des RP, Katja Lumpp. Der Grund für die Verzögerung ist dabei durchaus kurios: Im Zuge der Sanierung sollte an einem Abschnitt der Brücke ein Stahlsteg für Fußgänger und Radfahrer angebracht werden, damit diese sich nicht mehr wie bisher die Fahrbahn mit Autos und Lastwagen teilen müssen. Das Wasser- und Schifffahrtsamt erteilte dieser Variante aber jüngst eine Absage, weswegen laut Katja Lumpp nun eine zweite, eigenständige Brücke in Betracht gezogen wird. Zudem plane das Schifffahrtsamt, bis zum Jahr 2040 die Wehranlage, über die ein Teil der Brücke verläuft, zu sanieren. Auch das müsse in die neuen Überlegungen einbezogen werden.

Eigentlich sollten in wenigen Monaten die Bagger anrücken

Kurios ist die Entwicklung vor allem deshalb, weil der Radsteg seit Langem ein Wunsch aus Besigheim gewesen war – aus Stuttgart aber zurückgewiesen wurde. „Wir sind zurück auf Los“, sagt der Bürgermeister Bühler. Zwar gelte ein Tempo-30-Limit, das wegen der Schäden eingeführt worden war, derzeit nicht mehr. Vor allem für Fußgänger und Radler sei die Situation aber schlecht.

Als „untragbar“ bezeichnet sie gar der Abgeordnete Fabian Gramling, vor allem in den Wintermonaten gebe es durch die Dunkelheit enorme Sicherheitsrisiken. Er drängt daher auf eine rasche Lösung.

Die marode Brücke über den Neckar und den Neckarkanal ist derweil nicht die einzige, die den Besigheimern derzeit Verdruss bereitet. Auch die Querung der Bundesstraße 27, die im Norden der Stadt in Richtung Walheim über die Enz führt, ist baufällig und soll neu errichtet werden. Auch hier ist das Regierungspräsidium Stuttgart zuständig, das in diesen Tagen die letzten rechtlichen Anträge dazu stellt. Läuft alles nach Plan, soll mit dem Bau 2018 begonnen werden, geschätzt vier Millionen Euro wird die neue Brücke wohl kosten.

Ein Rad-Tunnel ist laut Verkehrsministerium zu teuer

Während der Besigheimer Gemeinderat mit den groben Zügen des Plans keine Probleme hat, ärgert man sich vor Ort über Teile des Vorhabens: Besigheim wünscht sich, genau wie die Kommune Walheim, der Landespolitiker Fabian Gramling und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club, eine separate Unterführung für Radfahrer. Bisher müssen Radler, welche die B 27 queren wollen, auf eine Ampel drücken – was nicht selten für Staus auf der Straße sorgt.

Das Umweltministerium von Winfried Hermann (Grüne) hält von derlei Überlegungen aber nichts: Die Mehrkosten von fast einer halben Million Euro gegenüber einer Ampel sprächen ebenso gegen diese Lösung wie eine drohende Überflutung des Rad-Tunnels während eines Hochwassers und der Umweltschutz. Zudem seien die steilen Rampen, die für einen Tunnel notwendig wären, nicht attraktiv für Radfahrer, erklärt die Sprecherin Babett Waschke.

Vielmehr setzt die Behörde auf den Dialog: Man werde die Pläne vor Ort erläutern und hoffe damit auf eine „höhere Akzeptanz für die Entscheidung.“