Neben der Bibliothek in Bernhausen ist ein Gebäude mit Musikschule geplant. Foto: Krämer

In der besten Lage von Bernhausen, neben der Bücherei, direkt beim S-Bahnhof, plant die Karl-Schlecht-Stiftung ein Gebäude mit neuer Musikschule.

Bernhausen - Auf dem Areal bei der Stadtbücherei könnte sich bald etwas tun. Der frühere Chef der Firma Putzmeister, Karl Schlecht, will nach dem Verkauf des Aichtaler Betonpumpen-Herstellers in der besten Lage von Bernhausen groß bauen. Investor soll die Karl-Schlecht-Stiftung werden, die das Unternehmen für 520 Millionen Euro an den chinesischen Sany-Konzern verkauft hat. Von diesem Geld soll nun ein Teil in das Gebiet fließen, das von der Aicher-, Friedens-, Volmar- und Filderbahnstraße begrenzt wird. Schlecht plant einen Neubau, dessen genaue Ausmaße noch nicht bekannt sind. Die Verhandlungen mit den drei betroffenen Grundstückseigentümern sind in Gang.

 

Noch gebe es keine Ergebnisse, sagt einer von ihnen. Deshalb will auch Karl Schlecht noch nichts Genaueres zu seinen Plänen sagen. Das Projekt sei noch in einem zu frühen Stadium, lässt er mitteilen. Bestätigt wird allerdings aus dem Umfeld des früheren Firmen-Patriarchen, dass die Stiftung in besagtem Carré eine Musikschule bauen möchte. Sie soll auf jeden Fall größer werden als die bereits existierende städtische Musikschule an der Fröbelstraße. Mindestens ein Konzertsaal soll dazu gehören. Anscheinend will Schlecht mit der Musikschule die Jugend aus aller Welt zusammenführen. Dies passt dazu, dass er als Anhänger der Weltethos-Idee des Theologen Hans Küng die Menschen, die durch die unterschiedlichen Religionen getrennt werden, vereinen will. Ob deshalb für die Jugendlichen aus nah und fern auch Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen werden, ist nicht bekannt.

Bürgermeister über Projekt erfreut

Inwiefern die Stadtverwaltung bereits über die Pläne von Schlecht informiert ist, bleibt ebenfalls offen. Bürgermeister Andreas Koch verweist wie Karl Schlecht darauf, dass das Projekt noch ganz am Anfang stehe. Er freut sich jedoch, dass sich ein Investor für das Filetstück von Bernhausen gefunden hat. „Wir sind froh, dass sich dort etwas tut“, sagt er. Über die Größe des Gebäudes will er nichts sagen. Das Projekt orientiere sich am Bebauungsplan-Entwurf, der für das Gebiet existiert.

Dieser lässt auf dem Areal fünfgeschossige Gebäude zu, die sich entlang der Straßen erstrecken. Im Innenbereich des Carrés ist laut dem Bebauungsplan eine eingeschossige Bebauung vorgesehen. Damit wollte man ursprünglich die Voraussetzungen für Ladengeschäfte im Erdgeschoss schaffen. Ob dies auch noch zur Planung der Schlecht-Stiftung passt, ist nicht bekannt. „Wir würden uns wünschen, dass dort Geschäfte reinkommen“, sagt Bürgermeister Koch eher vorsichtig.

Unbekannt ist bisher auch, ob es außer der Musikschule noch andere Nutzungen im Gebäude geben wird. Es könnte durchaus sein, dass auch die Filderstädter Kunstschule dort Platz findet und letztlich durch das Zusammenspiel von Musikschule, Kunstschule und Stadtbibliothek ein Kulturzentrum im Ortskern von Bernhausen entsteht. Dazu sagt Bürgermeister Koch: „Die Kunstschule ist im Moment gut untergebracht.“ Wenn man das ändern wolle, müsse sich die Sache für die Stadt auch rechnen.

Die laufenden Kosten

Der finanzielle Aspekt scheint auch bei der von Schlecht angedachten Musikschule eine große Rolle zu spielen. Die Stadt ist offenbar nicht bereit, eine solche Einrichtung, die deutlich größer wäre als die existierende Musikschule, zu tragen. Dies wird jedenfalls deutlich, wenn man Stadträte dazu befragt. „Wenn Herr Schlecht so etwas plant, muss er auch schauen, wie es unterhalten wird“, sagt einer von ihnen. Es könne nicht sein, das die Stadt mit laufenden Kosten überfrachtet werde.

Deshalb gibt es auch eine gewisse Skepsis gegenüber der aufkeimenden Idee, dort auch ein zentrales Rathaus einzurichten. Würde die Stadt dann selbst als Investor mit einsteigen oder aber die Räume später anmieten? Für Bürgermeister Koch stellen sich solche Fragen derzeit nicht. „Ob das Rathaus dort überhaupt noch Platz hätte ist fraglich“, sagt er. Man müsse erst einmal feststellen, welchen Bedarf die Verwaltung überhaupt habe. Dann könne man überlegen, wie weiter vorgegangen wird. „Es gibt auch andere geeignete Stellen für ein Rathaus.“