Bisher sieht es an der Fangelsbachstraße eher schmuddelig aus. Das soll sich in Zukunft nun ändern. Foto: Nina Ayerle

Auf dem Areal an der Ecke Fangelsbach-/Tübinger Straße sollen Wohnungen gebaut werden.

S-Süd - Dass die Tübinger Straße eine spannende Ecke für ein neues Bauvorhaben ist, darin waren sich in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats Süd eigentlich alle Anwesenden einig. Doch wie dieses am Ende genau auszusehen hat, da gingen die Meinungen zwischen den Mitgliedern des Gremiums und dem Stuttgarter Architekturbüro Ludwig etwas auseinander. Während sich die Bezirksbeiräte für das Erdgeschoss des neuen Areals, welches vornehmlich an der Tübinger Straße sein wird, Gewerbe und Gastronomie wünschen, haben Architekturbüro und Bauherr Wohnungen geplant.

Lange Zeit war das Gelände ein offenes Thema im Stuttgarter Süden. „Das Projekt verfolgt mich, seitdem ich Bezirksvorsteher bin“, sagte auch Rupert Kellermann in der Sitzung. Er selbst betrachtet die Tübinger Straße als sehr herausfordernd. „Sie ist nicht tot zu kriegen, egal, wie man sie behandelt“, befand er. Ziemlich sicher ist er sich aber, dass die Straße in Zukunft die Anbindung an die Innenstadt schaffen wird. Architekt Frank Ludwig sieht dies ebenfalls so. Das Grundstück habe er schon seit sechs Jahren im Blick gehabt, leider habe sich lange kein Investor gefunden. Bauträger ist nun die Ludwigsburger Firma Strenger Bauen und Wohnen.

Tübinger Straße soll kein Unort mehr sein

Frank Ludwig findet die Lage des Grundstücks extrem spannend, wenn nicht gar einer der spannendsten in Stuttgart, sagte er. „Früher war das fast ein Unort, aber jetzt bewegt sich was.“ Mit dem neuen Areal will er natürlich dazu beitragen. Eine Pflicht sehe er darin, eine Mischung aus Gewerbe und Wohnen an dieser Stelle unterzubringen.

Insgesamt planen Bauherr und Architekturbüro vier Gebäudeblöcke, die entlang der Ecke Tübinger/Fangelsbachstraße verlaufen und sich dort bis vorn an die Hauptstätter Straße ziehen. Die Planungen sehen laut Frank Ludwig zudem einen begrünten Innenhof vor, der zudem autofrei bleiben soll. „Damit wollen wir einen geschützten Raum schaffen“, beschreibt Ludwig den Entwurf.

Geplant sind insgesamt 65 Wohnungen, die sich auf 23 Miet- und 42 Eigentumswohnungen verteilen sollen. Von der Größe her halten Bauherr und Architekt Zwei- bis Vierzimmerwohnungen für ideal. In den bisherigen Plänen sind auch im Erdgeschoss Wohnungen vorgesehen. Daran will Ludwig auch festhalten. Gastronomische Betriebe halte der Bauherr für schwierig, sagte Ludwig.

Die Bezirksbeiräte wünschen sich aber gerade an dieser Stelle Geschäfte und Gastronomie, die der Straße Leben verleihen. Auch, weil sie die Nachfrage nach Wohnungen im Geschoss direkt an der Straße nicht wirklich sehen können. „Glauben Sie im Ernst, die Tübinger Straße wäre die Tübinger Straße, wenn dort im Erdgeschoss Wohnungen wären?“, fragte Rupert Kellermann. Aus seiner Sicht könne man dort auf Gewerbe nicht verzichten.

Bezirksbeirat hält Wohnungen im Erdgeschoss für schwierig

Wolf-Dieter Wieland von der FDP-Fraktion begrüßte, dass immerhin Wohnungen geplant werden und nicht schon wieder Büros. Er ergänzte jedoch: „Ich würde dort allerdings auch nicht im Erdgeschoss wohnen wollen.“ Als Alternative könne er sich auch eine Kindertagesstätte gut vorstellen. Die Pläne für den Innenhof sah Wieland jedoch positiv. Auch die SPD-Fraktion lobte grundsätzlich die Pläne, an dieser Stelle etwas Neues entstehen zu lassen.

Insgesamt fehlten den Mitgliedern des Bezirksbeirats für eine genauere Einschätzung des geplanten Bauprojekts noch viele Fakten. Derzeit befindet sich das Projekt allerdings noch in der Genehmigungsphase. Aus diesem Grund könne man noch keine detaillierten Informationen oder gar Modelle zeigen, entgegnete Ludwig.

Mehrere Gespräche hatte das Architekturbüro nach eigenen Angaben mit dem Baurechts- und dem Stadtplanungsamt geführt, bis der Entwurf nun feststand. „Wir versuchen, das mit der Stadt gemeinsam zu entwickeln“, betonte Ludwig. Inzwischen hat sein Büro beim Baurechtsamt ein Baugesuch eingereicht. Das Verfahren läuft nun, genehmigt ist es aber noch nicht.

Gewünscht hätten die Vertreter der Stadt, so der Architekt, dass sich der geplante Baukörper ins Stadtbild einfügt. „Da hatten wir ein bisschen Angst, dass uns das WGV-Gebäude überrennt“, sagte Ludwig. Neben dem massiven Baukörper der Versicherung stünden in dieser Straße wunderbare Gebäude aus der Jahrhundertwende, die in klassischer Blockstruktur angeordnet seien, erklärte Ludwig. An dieser hätten sich die Planungen nun orientiert.

Uwe Völker von der Grünen-Fraktion im Bezirksbeirat stellte erfreut fest, dass die Blockstruktur, welche sich auch sonst bis zum Marienplatz zieht, von den Architekten aufgenommen wurde. „Solche Gebäude haben wir nicht mehr besonders viele in Stuttgart“, sagte er.