Vor mehr als vier Monaten stürzten drei Bauarbeiter an der Hochbrücke zu Tode. Der Schwarzwälder Bote berichtet darüber, was die Staatsanwaltschaft ermittelt hat und wie Baufirma Porr und das RP Karlsruhe reagieren.
Vier Monate nach dem schweren Baustellenunfall auf der Hochbrücke in Horb sind die Ermittlungen immer noch nicht abgeschlossen.
Markus Wagner, Sprecher der Staatsanwaltschaft Rottweil, sagt dem Schwarzwälder Boten: „Wir erwarten das schriftliche Sachverständigen-Gutachten. Nach dessen Eingang und Prüfung werden wir eine weitere Pressemitteilung herausgeben.“
Dann wird sich auch die Frage stellen, wie das Ermittlungsverfahren gegen den Kranführer weiter geht. Die Staatsanwaltschaft hatte das Verfahren gegen den 36-Jährigen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung eingeleitet. Laut Polizei und Staatsanwaltschaft werden Hinweise auf mögliches menschliches Versagen und mögliche Fehler beim Bedienen des Krans geprüft.
Demnach könnten die bisherigen Erkenntnisse darauf hin deuten, dass sich die Kranflasche – das Teil, an dem die Gondel befestigt war – möglicherweise in querlaufenden Drahtseilen verfangen haben könnte, was das Drahtseil zum Reißen gebracht haben könnte. Der genaue Hergang soll im nun erwarteten Gutachten geklärt werden.
Videoaufnahmen als Beweismittel
Ein weiterer zentraler Aspekt in den Ermittlungen sind Videoaufnahmen, die inzwischen öffentlich kursierten und den Unfallhergang zeigen. So ist in einem im Internet veröffentlichten Video zu sehen, wie die Gondel in Richtung eines Querseils gezogen wird, dort hängen bleibt und schließlich das Drahtseil reißt.
Ermittler hatten den Kran inzwischen beschlagnahmt, und das Videomaterial wird als wichtiger Baustein für die Rekonstruktion des Unfalls betrachtet.
So reagiert die Baufirma Porr auf den Unfall
Einen Tag nach dem Unfall hatte Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) den Unglücksort an der Hochbrücke Horb besucht. Damals sagte er: „Wir werden bald eine Aufklärung bekommen. Unabhängig von allen Spekulationen gibt es dann Fakten. Alle Beteiligten werden dann die notwendigen Konsequenzen zu ziehen haben. Dazu fordere ich alle auf.“
Die Baufirma Porr sagt: „Auf der Baustelle der Hochbrücke Horb wurden in enger Abstimmung mit der Berufsgenossenschaft zusätzliche Maßnahmen zur Arbeitssicherheit umgesetzt. Zudem ist die Risikobewertung überarbeitet worden. Die Kranführerschulung wurde inhaltlich erweitert. Die Intervalle der Sicherheitsrundgänge wurden noch engmaschiger angesetzt, um die Einhaltung der Arbeitsschutzmaßnahmen systematisch zu kontrollieren. Mit diesen Maßnahmen unterstreichen wir unseren Anspruch, die Sicherheit auf unseren Baustellen kontinuierlich zu erhöhen.“
Erik Lang, Referatsleiter Straßenbau Süd des Regierungspräsidiums Karlsruhe und oberster Bauaufseher der Hochbrücke Horb: „Von unserer Seite aus haben wir noch keine Konsequenzen gezogen. Wir warten – ebenso wie die Staatsanwaltschaft – das schriftliche Gutachten und die Auswertung ab. Dann werden wir prüfen, ob wir von unserer Seite her die Sicherheitsauflagen verändern müssen.“
Die Horber Bevölkerung zeigt große Solidarität mit den Angehörigen der drei Bauarbeiter, die am 20. Mai beim Arbeitsunfall ums Leben kamen. Beim Rathaus gingen 279 Spenden ein – insgesamt mehr als 38.700 Euro.