Leben gefährlich: Straßenbauarbeiter Foto: dpa

Tod eines 24-jährigen Bauarbeiters ist trauriger Höhepunkt einer Serie von Baustellenunfällen.

Stuttgart - Er war für die Absicherung einer Autobahn-Baustelle zuständig und kam dabei ums Leben: Der Tod eines 24-jährigen Bauarbeiters auf der A8 am Donnerstagmorgen ist trauriger Höhepunkt einer Serie von Baustellenunfällen. Rundum kam es zum Verkehrsinfarkt.

Es passierte an der Steigung bei Rohr, am berüchtigten Autobahnkilometer 203, wo es in der Vergangenheit immer wieder zu schweren Lkw-Auffahrunfällen gekommen war. Ein 41-jähriger Lastwagenfahrer war am Donnerstag um 6.45 Uhr an dieser Stelle bei Dunkelheit und Regen Richtung Karlsruhe unterwegs, als plötzlich ein Mann mit orangefarbener Warnkleidung vor ihm auftauchte.

Der 24-jährige Bauarbeiter wurde erfasst und tödlich verletzt. Ein Notarzt konnte ihm nicht mehr helfen. Der Lkw-Fahrer erlitt einen Schock. In beide Fahrtrichtungen staute sich der morgendliche Berufsverkehr auf 20 Kilometer aus Richtung Wendlingen und 16 Kilometer aus Richtung Leonberg. Auf den Ausweichstrecken auf den Fildern kam es zum Verkehrsinfarkt.

Warum war der Arbeiter auf der Fahrbahn unterwegs? Hätte der Lkw-Fahrer die Situation erkennen müssen? Die Autobahnpolizei hat für ihre Ermittlungen einen Sachverständigen eingeschaltet.

Forderung nach mehr Prävention

Die Vorgeschichte des Unfalls beginnt Stunden zuvor, drei Kilometer entfernt nahe der Autobahnausfahrt Möhringen. In Fahrtrichtung München war eine Betonplatte gebrochen, und der Schaden sollte während einer Nachtbaustelle behoben werden. "Hierzu waren zwei Privatfirmen beauftragt", sagt Clemens Homoth-Kuhs, Sprecher des Regierungspräsidiums, das für die Autobahnmeistereien zuständig ist. Eine Firma für die Reparatur, eine für die Verkehrssicherung. Reine Routine. "Erfahrene Firmen, klare Regeln", so Homoth-Kuhs. Der 24-Jährige gehörte zu der Firma, die mit der Absicherung betraut war. Ein Ulmer Unternehmen mit 40 Mitarbeitern, vor 15 Jahren gegründet. Nach bisherigen Ermittlungen hatte er nach Abschluss der Bauarbeiten an der Mittelleitplanke bei Rohr ein elektronisches Warnschild ausgeschaltet. Dann wollte er über die drei Fahrspuren hinüber zu seinem Baustellenfahrzeug rennen. Ein Verhalten gegen die Vorschriften: Gewöhnlich müssen Abbauarbeiten von einem Fahrzeug gesichert werden. "Bei wem es Versäumnisse gegeben haben könnte, wird nun geprüft", sagt der Böblinger Polizeisprecher Frank Natterer.

Bauarbeiter leben gefährlich - und die Fälle häufen sich. Zwei Schwerverletzte gab es vor vier Wochen auf der A8 bei Leonberg, als ein 62-jähriger Sattelzugfahrer ungebremst gegen eine Absperrtafel eines Baustellenfahrzeugs prallte. Ein 62-jähriger Bauarbeiter wurde durch umherfliegende Glassplitter verletzt. Mitte Juli musste sich auf der A81 bei Tauberbischofsheim ein Arbeiter der Autobahnmeisterei mit einem Sprung in Sicherheit bringen, als ein 45-jähriger Lkw-Fahrer das Baustellenfahrzeug auf dem Standstreifen rammte. Im April rammte ein Sattelzug auf der A8 bei Plieningen eine mobile Absperrwand, es gab 50.000 Euro Schaden. Im letzten Jahr gab auf der A81 bei Böblingen-Hulb, auf der A8 bei Kirchheim/Teck und bei Aichelberg einen Verletzten und 270.000 Euro Schaden, als Lkw-Fahrer in vier Fällen Absicherungsfahrzeuge demolierten.

Verkehrstechniker Jens-Rolf Oppermann von der Initiative für mehr Sicherheit an Straßen-Arbeitsstellen von kürzerer Dauer fordert mehr Prävention: Dazu gehörten Anpralldämpfer für die Absperrtafeln und die generelle Pflicht, 7,5-Tonner als Absicherungsfahrzeuge einzusetzen. Hilfreich seien auch gelbe Warnballone am Seitenstreifen: "Ein eventuell abgebrochener Seitenspiegel ist kein Vergleich zu den hohen Schäden an Personal und Material."