Der Rosensteinsteg wird erst 2016 wieder freigegeben Foto: Max Kovalenko

Mit interaktiver Grafik - Nächste Jahrhundertbaustelle in Stuttgart: Für die beiden 1300 Meter langen Röhren unterhalb des Rosensteinparks haben kürzlich die vorbereitenden Bauarbeiten begonnen. Eröffnet werden soll der neue B-10-Rosensteintunnel zum Jahresanfang 2020.

Nächste Jahrhundertbaustelle in Stuttgart: Für die beiden 1300 Meter langen Röhren unterhalb des Rosensteinparks haben kürzlich die vorbereitenden Bauarbeiten begonnen. Eröffnet werden soll der neue B-10-Rosensteintunnel zum Jahresanfang 2020.

Stuttgart - Jener Flaschenhals, der Autofahrer aus dem Raum Esslingen und dem Rems-Murr-Kreis oder die täglich Tausenden Lastwagenlenker auf ihrem Weg in Richtung Pragsattel und Autobahn immer wieder zur Verzweiflung treibt – eines Tages in knapp sechs Jahren wird er dann doch erheblich aufgeweitet sein. Zwei Spuren in den neuen Rosensteintunnel, zwei Spuren in der neuen dritten Röhre samt verkürztem U-Turn in Richtung Innenstadt, zwei Spuren wiederum bergab vom Pragsattel hinunter ins Neckartal – das sind Verbesserungen, an die mancher Verkehrsteilnehmer schon nicht mehr geglaubt hat.

„Der neue Tunnel, der den Rosensteinpark und Teile der Wilhelma unterquert, schließt zusammen mit der B 10/B 14-Verbindung am Mineralbad Leuze die Lücke zwischen Zuffenhausen und Stuttgart-Ost im Gesamtausbau der Bundesstraße 10“, erläutert Stuttgarts Technikbürgermeister Dirk Thürnau (SPD) bei einer Vorstellungsrunde am Montagvormittag im Baubüro an der Poststraße. Es ist ein Großprojekt, das freilich auch große Summen verschluckt: Ging man 2007 noch von 193 Millionen Euro aus, sind es mittlerweile 231 Millionen Euro Gesamtkosten. Thürnau begründet dieses Plus von fast 40 Prozent mit den generellen Kostensteigerungen im Baugewerbe.

750 Meter der beiden 1,3 Kilometer langen Röhren werden in bergmännischer Bauweise, also unterirdisch, vorangetrieben. Dies hat zur Folge, dass die Eingriffe in den Rosensteinpark sowie den Zoologisch-Botanischen Garten weitgehend vermieden werden, erklärt Claus-Dieter Hauck, Abteilungsleiter für Stadtbahn, Brücken und Tunnelbau der Stadt Stuttgart.

Der Tunnel befindet sich in den tiefsten Bereichen 20 Meter unterhalb des Rosensteinparks. Die Anfahrt der Baufahrzeuge in den Tunnel und die Abfahrt des Baugrubenaushubs erfolgen zumeist über den südöstlichen Zugangsstollen – hierfür wird der derzeitige Wilhelma-Busparkplatz genutzt, von wo aus die Lastwagen direkt auf die Neckartalstraße gelangen. Für den Reisebusverkehr zur Wilhelma bedeutet dies allerdings, dass vom ersten Quartal 2015 an die Besucher zwar in der Nähe des Haupteingangs aussteigen können, der Bus dann allerdings auf dem Wasen geparkt werden muss, ehe er später die Besucher wieder einsammelt. Während der Bauphase bis Ende 2019 sollen auf der B 10 stets zwei Fahrspuren zur Verfügung stehen – wobei die Straßen immer mal wieder verschwenkt oder über Behelfsbrücken geführt werden. Auch müssen die Gleise der Stuttgarter Straßenbahnen in mehreren Bauphasen provisorisch verlegt werden.

Zwei grundlegende Ziele sollen mit diesem Großprojekt verwirklicht werden, so Thürnau. Zum einen die erwähnte Verkehrsverflüssigung zwischen den Knotenpunkten am Pragsattel und am Leuze. Zum anderen hoffen die Anwohner rund um die Rosensteinbrücke auf deutliche Entlastungen. Schließlich wird die aktuelle Verbindung „über das Neckarknie bei der Wilhelma künftig ausgespart“, sagt Stuttgarts Tiefbauamtsleiter Wolfgang Schanz. Der neue Tunnel reduziert zudem den bisherigen unerwünschten Ausweichverkehr in den Wohngebieten jener Stadtbezirke. „Wir wollen die Verkehrsbelastung in diesen Wohngebieten verkleinern und die Verkehrsführung für Fußgänger und Radfahrer verbessern“, sagt Thürnau.

Verbunden damit ist der Umbau der Kreuzung an der Rosensteinbrücke „auf eine der örtlichen Situation angemessene Dimension, dies trägt auch der Nähe zum Neckar und zum Wilhelma-Theater Rechnung“. Für den Bus- und Stadtbahnverkehr ergeben sich ebenfalls bessere Bedingungen. Direkt im Anschluss an die Eröffnung des Rosensteintunnels werden die Verkehrsflächen in der Pragstraße und der Neckartalstraße von zwei auf eine Fahrspur pro Richtung zurückgebaut. Das bringt, so Thürnau, „große städtebauliche Vorteile – vor allem die Wilhelma kann dann deutlich aufatmen“.

Info 

Erhebliche Umwege müssen Fußgänger und Radfahrer durch die Bauarbeiten am Leuze beziehungsweise entlang des Neckars und an der Wilhelma in Kauf nehmen.

Der Elefantensteg, die steinerne Fußbrücke über der B 10 als Verbindung zur Wilhelma, ist bereits seit vergangenem Donnerstag gesperrt. Als Alternative bleibt die Fußgängerampel auf Höhe der Wilhelma-Stadtbahnhaltestelle. Dort sollen noch Verbesserungen in den Grünphasen erfolgen, damit die Fußgänger in einem Zug über die Fahrbahn gelangen können und nicht auf der Mittelinsel stehen bleiben müssen.

Der Rosensteinsteg, also die Hängebrücke zwischen Leuze und Rosensteinpark, ist bereits zur Hälfte abgerissen. Ende 2016 soll der Steg wieder begehbar sein.

Die Stadtbahnhaltestelle an der Wilhelma wird verlegt – und zwar direkt vor den Haupteingang. Baubeginn ist in diesem Herbst, die Fertigstellung ist für das dritte Quartal 2015 angepeilt.

Der beliebte Holzsteg über dem Neckar soll im Zuge der S-21-Arbeiten abgerissen werden. Wann? Thürnau: „Meine Hypothese ist das erste Halbjahr 2015.“ Ein Bürgertelefon (07 11 / 21 68 08 88) sowie regelmäßige Bürgersprechstunden sollen die Öffentlichkeit umfassend über den Baufortschritt informieren.