Eine von vielen Baustellen in der Stadt: Die B10 zwischen Esslingen und Wangener Dreieck. Foto: Andreas Rosar

Stuttgarts Straßennetz ist eine Dauerbaustelle: Jedes Jahr gibt es 18 000 Eingriffe in den Straßenverkehr – vom neuen Fahrbahnbelag bis zur einer Schuttmulde, die eine Fahrspur versperrt. Wo stöhnen die Autofahrer besonders?

Stuttgart - Auweia, jetzt auch noch die Aubrücke! Autofahrer, fährst von Nordosten in die Stadt, wappne dich mit Geduld. Sperrungen, Umleitungen, Staus. Das Baustellen-Leid ist eine unendliche Geschichte in Stuttgart. Wer von Mühlhausen kommt, muss über Neugereut ausweichen, der Verkehr aus der Löwentorstraße findet sich in der Neckartalstraße wieder. Kein Wunder, dass vor lauter Umleitungen sogar neue Stadtteile erfunden werden: Ein Schild in Bad Cannstatt weist Verkehrsteilnehmern den Weg nach „Neugereuth“.

Und dabei sind ja noch gar keine Sommerferien – dann wird der Ferienkalender für Baufirmen traditionell besonders voll. „Wir haben eine anhaltend hohe Zahl an Baustellen in der Stadt“, sagt Jürgen Mutz vom städtischen Tiefbauamt. Das liege auch an den vielen Hochbauten, die Auswirkungen auf die Fahrspuren haben. Hier mal eine Schuttmulde abstellen, dort mal einen Gehweg absperren. „Jedes Jahr gibt es in Stuttgart etwa 18 000 Eingriffe in den Straßenverkehr, von klein bis groß“, sagt Mutz. Oder ganz groß – etwa der neue Knotenpunkt von B 10 und B 14 am Leuze im Stuttgarter Osten für den Rosensteintunnel.

Unfälle sorgen vollends für Chaos

Die intensive Bautätigkeit ist vor allem im Norden und rund um Bad Cannstatt zu spüren – besonders auf Streckenabschnitten entlang des Neckars. Die Staukolonnen quälen sich von Mühlhausen über Neugereut bis nach Hedelfingen. Seit Anfang der Woche ist nun auch die Aubrücke in Hofen gesperrt – sie soll bis September instandgesetzt werden. Der Brücken-Fall hatte schon zuvor für heftige politische Debatten gesorgt: Denn die Hofener Straße, die eigentlich als Umleitung für den Autoverkehr hätte dienen können, ist an den Sonntagen geschlossen. Die Strecke gehört an diesen Tagen ganz den Radfahrern, Inlinern und Fußgängern – und das wird auch so bleiben. Das hatte der Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik im Februar noch einmal in einer Kampfabstimmung bekräftigt. Das Sonntagsverbot sei ja auch in dieser Form schon ein Kompromiss gewesen, hieß es.

Ebenfalls umstritten war der Baustart für die Brückensanierung in dieser Woche – man hätte die Maßnahme nach Ansicht der Grünen auch auf 2018 vertagen können, weil die Pendler dann auf die verlängerte Stadtbahnlinie U 12 hätten umsteigen können. Eine Ansicht, die allerdings im Gemeinderatsausschuss nicht mehrheitsfähig war.

B 10 bis Mitte Juli eine Engstelle

Die Kreuzung Roter Stich, Tapach- und Schozacher Straße in Rot ist diese Woche ebenfalls von Baggern und Bauarbeitern in Beschlag genommen worden Dort soll bis 21. August gebuddelt werden – dafür werden wechselweise Zufahrten gesperrt.

Baustellenkolonnen auch im Neckartal: auf der B 10 werden voraussichtlich noch bis zum 14. Juli die Fahrbahndecke und die Mittelleitplanken zwischen Esslingen-Weil und dem sogenannten Wangener Dreieck erneuert. Auf 3,7 Kilometern Länge geht es deshalb viel enger zu.

Größtes Sommerprojekt: Straße am Kräherwald

Allerdings gebe es nicht nur wegen des Baustellenverkehrs Staus, betont Jürgen Mutz. „Wenn es dann noch Unfälle auf der B 14 beim Kappelbergtunnel gibt, dann geht eben nicht mehr viel“, sagt der Mann vom Tiefbauamt. Dass es derzeit so viele Baustellen wie schon lange nicht mehr gibt, kann Mutz weder dementieren noch bestätigen. Kein Wunder bei 18 000 Eingriffen im Jahr. Die aktuell 48 Fälle im Baustellenkalender jedenfalls seien jedenfalls nur eine Auswahl – ausgefiltert nach den Auswirkungen auf den Durchgangsverkehr.

Die nächste Sommerferienzeit beginnt bestimmt: Großkampfzeit für Bauarbeiter. „Es wird wieder ein ähnlich hohes Niveau an Ferienbaustellen geben“, sagt Mutz. Das aufwendigste Projekt dürfte im Stuttgarter Norden geplant sein – in der Straße Am Kräherwald. „Unsere größte Baustelle“, so Mutz. Zwischen Feuerbacher Heide und Doggenburg werde knapp ein Kilometer Straße saniert und neu gestaltet. Dafür sind 1,5 Millionen Euro veranschlagt.