Blick auf die Baustelle der künftigen Stadtbahn-Haltestelle direkt am Wilhelma-Haupteingang Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Rund um die Wilhelma sind manche Bauprojekte bereits abgeschlossen, weitere folgen allerdings noch. Die Wilhelma erhält eine neue Stadtbahn-Haltestelle direkt vor dem Haupteingang, dafür wird der Holzsteg über dem Neckar demnächst abgerissen.

Jetzt ist er weg

Wer nicht zu den staugeplagten Dauerpendlern gehört, sondern mit seinem Vehikel nur alle paar Monate über die B 10 zuckelt oder der Wilhelma einen Besuch abstattet, bemerkt es erst jetzt: Er fehlt. Der sogenannte Elefantensteg, bis vor einigen Monaten zumindest noch in angeknabbertem Zustand vorhanden, ist endgültig verschwunden.

Einst ermöglichte er den Tierfreunden den kurzen Weg zum Zoo. Nun ist er weg, und die Schulklassen oder Familien mit Kinderwagen, die beispielsweise vom Cannstatter Bahnhof her kommen, müssen am ampelgesteuerten Fußgängerüberweg die vierstreifige Neckartalstraße überqueren – während im Sekundenabstand die tonnenschweren Brummer direkt vor ihrer Nase vorbeirauschen.

Sie ist bald weg

Wer, über die zentimetertiefen Spurrillen stolpernd, auf der anderen Straßenseite ankommt, steht direkt an der Stadtbahn-Haltestelle Wilhelma. Ein Anblick, auf den man, ähnlich wie bereits beim Elefantensteg, demnächst verzichten muss. Die Haltestelle kommt weg. Genauer: Sie wird gut 200 Meter in Richtung Nordosten direkt zum Haupteingang des zoologisch-botanischen Gartens verlegt, was den Verantwortlichen der Wilhelma natürlich gut passt. Zahlreiche der insgesamt 2,3 Millionen Besucher jährlich können nun, sofern sie etwa vom Hauptbahnhof mit der Linie 14 kommen, direkt am Entree des Zoos aussteigen. Märsche über und entlang verkehrsumtoster Straßen sind nicht mehr nötig.

Zwei halbe Kreise

Vom Bahnsteig hinüber zum Hügel erblickt man die beiden Röhrenmündern, in denen künftig die Autos und Lastkraftwagen bei der Fahrt in den Rosensteintunnel verschwinden werden. Wegen dieses Projekts muss denn auch die Stadtbahn-Haltestelle weichen. Zu sehen ist hinter dem Bauzaun allerdings nur die alleroberste Teil des neuen Tunnels. Das hat seinen Grund: Von der B 10 geht es künftig auf einer Rampe langsam bergab ins Dunkle. Den Architekten des mittlerweile 275 Millionen Euro teuren Rosensteintunnel-Projekts – im Juni wurde eine Preissteigerung um 44 Millionen Euro verkündet – blieb gar keine andere Möglichkeit. Denn in der Höhengestaltung des Geländes geht es fast um Zentimeter.

Dies lässt sich an der Verschalung des Tunnel erkennen: Oberhalb der Tunneleinfahrt verlaufen künftig nicht nur die Stadtbahnschienen – sie werden gegenüber dem jetzigen zustand um 1,70 Meter höher liegen – sondern auch die gegenüber dem jetzigen Zustand etwas verschwenkte Straße in Richtung Innenstadt. Und was noch gar nicht zu erkennen ist: Es wird künftig noch eine weitere Ebene geben – nämlich jene der neuen Eisenbahnbrücke, die im Zuge von Stuttgart 21 zum Hauptbahnhof führt und die nur leicht neben und knapp oberhalb des B-10-Rosensteintunnels ebenfalls im Berg verschwindet. Baubeginn für die Eisenbahnbrücke: vermutlich 2016, Bauende 2018 oder 2019.

Die Neue

Ein kleiner Fußmarsch in Richtung Wilhelma – und schon ist die nächste Baustelle in Sicht. Es ist jene, die von der Stuttgarter Straßenbahnen AG organisiert wird. Bauzäune versperren den Weg unmittelbar an der Straße entlang zum Zoo-Haupteingang. Stattdessen schlendert man hinter zwei Meter hohen Holzbrettern direkt an der denkmalgeschützten Terrakotta-Wand der Wilhelma zum schmucken Kassenpavillon mit seinem Vorplatz. Was hinter dem Bretterzaun gerade passiert, ist von hier nicht zu erkennen. Dafür muss man den erheblichen Umweg auf die andere Straßenseite der B 10 machen.

Vom Fußweg entlang des Neckars blickt man hinüber zur Wilhelma, wo die Bauarbeiter in ihren orangenen Schutzwesten gerade am Neubau der Haltestelle werkeln. Vorgesehen ist ein schlichtes, gebogenes Glasdach auf zwei Metallstützen. Bis Mitte 2016 sollte alles so weit sein, dass die Haltestelle in Betrieb genommen werden kann, schätzt Claus-Dieter Hauck, Abteilungsleiter im Tiefbauamt und mit dem Gesamtkomplex Rosensteintunnel und Straßenarbeiten rund um die Wilhelma befasst.

Verschobene Straßen

Was ebenfalls auffällt beim Blick vom Neckarufer zur Wilhelma: Die Straße in Richtung Esslingen beziehungsweise Stadtmitte ist bereits in der Mitte verschwenkt und offenkundig insgesamt näher an den Fluss gerückt. Das stimmt, bestätigt Hauck: „Wir haben die Fahrbahnen in Richtung Neckar gedrückt, um Platz zu schaffen für die neue Haltestelle.“ Wenn der neue Rosensteintunnel dann vermutlich 2020 fertig ist, wird es eine erhebliche Verkehrsentlastung direkt vor der Wilhelma wie auch am rechtwinkligen Knick der jetzigen B 10 nahe der Rosensteinbrücke in Richtung Pragsattel geben. Statt täglich an die 50 000 Fahrzeuge soll sich das Ganze auf 11 000 Fahrzeuge, also etwa ein Fünftel, reduzieren. Künftig ist dort nur noch eine Fahrspur je Richtung vorhanden. „Die Wilhelma kann aufatmen, der Lärm ist weg“, sagt Hauck.

Treppauf, treppab

Die Bundesstraße beim Wilhelma-Theater überqueren kann man entweder ebenerdig an der Fußgängerampel. Oder über den seit Oktober stehenden Behelfssteg. Diese etwa sieben Meter hohe Stahlkonstruktion stand früher zwischen der Stadtbibliothek und dem Milaneo und wurde vor einem Jahr an den Neckar verfrachtet. Stadt und Wilhelma empfehlen vor allem Schulklassen, diese Brücke zu nehmen und nicht den ebenerdige Übergang an der Ampel.

Hauck: „Wenn da zwei Klassen auf einen Schwung rüberwollen, ist es schon schwierig.“ Ohnehin empfehlen die Verantwortlichen, vom Cannstatter Bahnhof aus diesen Weg über Wilhelmsplatz, Badstraße, Rosensteinbrücke und Stahlsteg zu wählen – und nicht mehr jenen über die Neckar-Holzbrücke und dann an der Stadtbahn-Haltestelle über die B 10.

Auch er kommt weg

Schlendert man nun entlang des Neckars wieder gen Südwesten zum Ausgangspunkt des Spaziergangs, kommt man zunächst zu jenem Areal ziemlich direkt bei der Anlegestelle des Neckar-Käpt’n, auf dem eines Tages die Nilpferde in einem Außengehege der Wilhelma bestaunt werden können. Ein Projekt, das aber sicher erst kommt, wenn der Rosensteintunnel fertig ist. Von dort ist es nicht mehr weit zum Neckar-Holzsteg. Er bietet Fußgängern und Radfahrern den schnellen Weg vom Seilerwasen und der Schönestraße in Richtung Rosensteinpark beziehungsweise Schossgarten. Doch damit ist bald Schluss. Der Holzsteg ist der neuen Eisenbahnbrücke im Weg.

Anfang nächsten Jahres, so die Erkenntnis im Rathaus, dürften die Abrissbagger anrücken und die Tage des Holzstegs gezählt sein. Drei Jahre bleibt den Fußgängern dann nur der Umweg über König-Karl- oder Rosensteinbrücke, um ans andere Flussufer zu gelangen. Erst mit der neuen Eisenbahnbrücke, unter die ein Fußgänger- und Radfahrersteg gehängt wird, ist wieder der kurze Weg in den oder aus dem Park möglich.

Also: Am besten die Gelegenheit nutzen und in den kommenden Wochen noch ein letztes Mal über den alten, vom Stuttgarter Holzbau-Professor Dieter Senger erfundenen, 158 Meter langen Cannstatter Steg flanieren, der einst zur Bundesgartenschau 1977 eröffnet wurde.