Das Schachtbauwerk, am Haken des Krans, ist rund 50 Tonnen schwer. Foto: Chris Lederer

Das Tiefbauamt arbeitet noch bis Spätsommer an der Neckarsulmer, Wimpfener und Frauenstegstraße.

Stuttgart-Zuffenhausen - Es schüttet und will gar nicht mehr aufhören. Der Regen überschwemmt die Straßen. Das Kanalnetz kommt mit dem vielen Wasser nicht mehr zurecht. Die Feuerwehr hat alle Hände voll zu tun. Diese Szenen haben sich an einem Sonntagmorgen im Juli 2010 abgespielt. Zahlreiche Straßen mussten vorübergehend gesperrt werden: unter anderem die Strohgäustraße, die Bundesstraße 295 in Weilimdorf und die B 27a in Stammheim. Die Bergheimer Steige war zeitweise ebenfalls von Regenwasser überschwemmt. Auf der B 295 im Bereich der Zufahrt nach Wolfbusch stand das Wasser etwa einen Meter hoch. Die Strohgäustraße in Zuffenhausen wurde zwischen Porscheplatz und Adestraße wegen Überflutung von 6.15 bis 7.30 Uhr gesperrt. Die Wassermassen waren so stark, dass die Gullydeckel herausgeschwemmt wurden. Auf der Straße steckten mehrere Fahrzeuge im Hochwasser fest. Das war nicht das erste und sicherlich auch nicht das letzte Unwetter dieser Art in Stuttgart. Erst ein Jahr zuvor herrschten im Stuttgarter Norden ähnliche Zustände.

Experten hielten einen konsequenten Hochwasserschutz in Stuttgart für dringend angeraten, vor allem nachdem auch im Jahr 2016 sintflutartige Regenfälle verzeichnet wurden. Im hohenlohischen Braunsbach richtete das Wasser verheerende Schäden an. Die Topografie in Stuttgart sei ähnlich und die 100 Liter Wasser je Quadratmeter, die binnen weniger Stunden in Braunsbach niedergegangen waren, hätte auch Stuttgart nicht verkraften können, warnte der Meteorologe Uwe Schickedanz damals. Die Stadt musste handeln und hat nun beim Hochwasserschutz nachgerüstet. Das Tiefbauamt hatte den Stadträten Anfang 2017 berichtet, dass das Kanalnetz auf 46,4 der insgesamt 1785 Kilometer Länge nicht fit genug ist, um die künftig zu erwartenden Wassermengen aufzunehmen. Das Netz in diesen Abschnitten sei hydraulisch nicht ausreichend leistungsfähig. Die betreffenden Kanalrohre müssen saniert werden. Einiges wurde zwischenzeitlich schon erledigt – unter anderem in Giebel und in Neuwirtshaus sowie im Bereich Korntaler und Freihofstraße in Stammheim. Weitere Abschnitte sollten folgen – auch in Botnang und Zuffenhausen.

6,7 Millionen Euro kostet der neue Abfangsammler

Seit Frühjahr 2018 ist das Tiefbauamt nun dabei, einen neuen sogenannten Abfangsammler in der Neckarsulmer, Wimpfener und Frauenstegstraße zu bauen. „Zuffenhausen hatte starke Probleme mit Hochwasser. Ein neuer und größerer Kanal ist die Lösung“, erklärt Thomas Koerbler vom Tiefbauamt. Bislang fließt das Abwasser aus Stammheim kommend in einem Kanal mit einem Durchmesser von 1,20 Meter U-förmig durch Zuffenhausen. Das ist bei weitem nicht optimal, wenn dementsprechend große Wassermassen abfließen sollen. Der neue Kanal hat einen Durchmesser von 1,60 Meter. Auf einer Strecke von 340 Meter wurde unter der Erde der Kanal verlegt – in einer Tiefe von bis zu 13 Meter. Hinzu kamen rund 140 Meter Kanal in offener Bauweise. „Jetzt sind wir dabei die Schächte einzubauen“, sagte Koerbler.

Das größte Schachtbauwerk wurde am Dienstag angeliefert – mit einer Höhe von 4,45 Meter, einer Breite von 4,75 Meter und einem Gewicht von rund 50 Tonnen. Gegen 8 Uhr sollte es am Haken des Krans hängen, doch es kam zu einer rund zweistündigen Verzögerung – unter anderem, weil die Firma Porsche einen Schwertransport mit zwei Containern wohl nicht angemeldet hatte. Die Laster samt Ware standen dann just dort etwas im Weg, wo das Schachtbauwerk hätte einfahren sollen, nämlich an der Ecke Ade-/Neckarsulmer Straße. Am Ende lief dann aber doch noch alles glatt. „Wir hoffen nun im Spätsommer dieses Jahres fertig zu sein. Die Anlieger waren teilweise schon sehr von dieser Baumaßnahme betroffen“, sagt Koerbler. Die Kosten für das gesamte Projekt belaufen sich laut Tiefbauamt auf 6,7 Millionen Euro.