Die Sperrung ist nicht zu übersehen. Doch viele Fußgänger und Radler halten sich einfach nicht an das Verbot. Foto: Michael Steinert

Fußgänger und Radfahrer ignorieren an der B 313 in Nürtingen immer wieder die Absperrungen der Baustelle. Zwar sparen sie dadurch Zeit. Doch gibt es die Umleitung aus gutem Grund.

Nürtingen - Wenn es darum geht, einen rund einen Kilometer langen Umweg zu vermeiden, dann siegt bei manchen Menschen der Leichtsinn über die Vernunft. In Nürtingen ist die Bundesstraße 313 wegen umfassender Sanierungsarbeiten seit Mitte April abschnittsweise nur eingeschränkt befahrbar, und es gibt Sperrungen. Wegen Belagsarbeiten ist es derzeit für Fußgänger und Radler verboten, die Fahrbahn an der Ampelkreuzung mit der Galgenbergstraße zu überqueren. Viele respektieren die Sperrung, viel zu viele jedoch missachten das Verbot und setzen dabei nicht nur ihre eigene Gesundheit aufs Spiel.

Absperrungen und Umleitungsschilder scheinen Luft zu sein

Bei einem Ortstermin, zu dem die Stadt Nürtingen und das Regierungspräsidium am Montag nach Nürtingen eingeladen haben, schüttelt der Polier Reimar Dürr nur noch mit dem Kopf. Schon wieder schicken sich Fußgänger und Fahrradfahrer an, die Kreuzung in Verlängerung der Stadtbrücke zu überqueren. Die Absperrungen und Umleitungsschilder scheinen für sie Luft zu sein, die Hinweise der Bauarbeiter fruchten bei manchen Menschen nicht. Dürr und seine rund 15 Kollegen sehen sich sogar Anfeindungen ausgesetzt.

„Wir hätten unsere Baustelle nicht im Griff, wir sollen schneller machen – solche Kommentare kommen ständig“, berichtet Reimar Dürr vom Baustellenalltag. Manchmal würden erboste Verkehrsteilnehmer sogar mit Flaschen werfen. Pöbeleien sind das eine, das Provozieren von Gefahren das andere. Mitarbeiter der Stadtwerke sahen sich vor einigen Tagen bei Arbeiten an der Gasleitung im Zuge der B 313-Sanierung mit einem uneinsichtigen Zeitgenossen konfrontiert, der partout das Rauchverbot nicht einhalten wollte. „Ich rauche wann und wo ich will“, soll er gesagt haben – ohne sich um die eigene Sicherheit und die seiner Mitmenschen zu scheren.

Der Asphalt ist nach dem Auftragen circa 150 Grad heiß

Auf Höhe der Stadtbrücke wird jetzt die zweite Asphaltschicht aufgebracht. Der Teer ist heiß und kühlt nur langsam ab. Nachdem der Asphalt aufgetragen ist, hat er noch eine Temperatur von bis zu 150 Grad Celsius. Die Arbeiter tragen spezielle Asphaltschuhe. Wer ungeschützt in der heißen Phase über den Asphalt geht, riskiert nicht nur kaputte Schuhe, sondern auch Verbrennungen. Reimar Dürr berichtet von Eltern, die mit Kindern die Sperrzone durchqueren. „Stellen Sie sich mal vor, was passiert, wenn ein Kind stürzt und sich mit den Händen abstützt“, spielt der Polier ein Szenario durch, das so hoffentlich nicht eintritt. Gefahr geht auch von einem Haftkleber aus, der zwischen den Schichten verbaut wird.

Um Unfälle zu vermeiden, appelliert die Bauleiterin Vera Schmidt vom Regierungspräsidium, die Regeln einzuhalten. „Die Sperrung und die Umleitungsstrecke sind klar gekennzeichnet“, sagt die Sprecherin der Stadt Nürtingen, Susanne Weisheit. Vielen scheint der rund einen Kilometer lange Umweg aber zu lästig.

Die Bauarbeiten liegen voll im Zeitplan

Die aktuelle Sperrung dauert noch bis zum Donnerstag, dann wandert das Baufeld weiter in Richtung Oberensingen. Laut Vera Schmidt werden die künftigen Umleitungen für Fußgänger kürzer sein. Inzwischen ist fast Halbzeit bei der Sanierung. „Wir liegen voll im Zeitplan“, so die Projektleiterin. Die Sanierung auf dem 2,2 Kilometer langen Abschnitt soll bis zum 5. Oktober abgeschlossen sein.