Wegen der Baustelle müssen Fahrzeuge auf den Parkstreifen ausweichen. Foto: Avanti//R. Poller

Die Stadt Marbach am Neckar lässt an der Ortsdurchfahrt eine neue Unterkunft für Geflüchtete bauen. Das hat seit Monaten Auswirkungen auf den Verkehrsfluss – und wird es auch noch ein Weilchen haben.

Die Geduld der Autofahrer, die in Marbach über die Affalterbacher Straße und in ihrer Verlängerung über die Wildermuthstraße rollen, wird seit Monaten auf die Probe gestellt. Wegen des Baus einer neuen Geflüchtetenunterkunft ist ein Teil der Fahrbahn vor dem Grundstück gesperrt. Begegnungsverkehr ist zwar weiter möglich, weil die Trasse in Richtung des gegenüberliegenden Parkstreifens verschwenkt wurde. Komfortabel ist das freilich nicht.

Ins Stocken gerät der Verkehr vor allem, wenn größere Fahrzeuge das Nadelöhr passieren. Als dann in den Sommerferien wegen Leitungsarbeiten auf ganzer Strecke auch noch eine Einbahnstraßenregelung galt, sollen sich mitunter kuriose Szenen abgespielt haben. Augenzeugen sprechen von Lastwagenlenkern, die die Verbotsschilder wohl übersehen haben und widerrechtlich an der Kronenkreuzung auf Höhe der Fußgängerzone in Richtung Wildermuthstraße abgebogen sind – und dann entweder verzweifelt den Rückwärtsgang einlegten oder ihr Heil ein Stück weiter oben suchten und offenbar links in die schmale August-Lämmle-Straße einfuhren und sich dort verkeilten. Immerhin, das ist Schnee von gestern. Pünktlich seit Ende der Ferien kann die Straße wieder regulär aus beiden Richtungen befahren werden. Was noch bleibt, ist jedoch die Verschwenkung vor der neuen Unterkunft.

Wie der Marbacher Bürgermeister Jan Trost mitteilt, werde das Haus Ende April nächsten Jahres fertiggestellt. Und „voraussichtlich nicht vor April 2025“ werde auch die derzeitige Verkehrsregelung aufgehoben, bei der der Parkstreifen miteinbezogen wird, damit Autos und Lastwagen überhaupt aneinander vorbeirollen können. Wobei der Rathauschef in der aktuellen Lösung kein Problem sieht. „Der Verkehr fährt ja weiterhin in beide Richtungen“, konstatiert Trost. Ist an dem Gebäude im nächsten Frühjahr ein Knopf dran, könnte es gut sein, dass in den Wohnungen rasch die ersten Bewohner einziehen. „Wenn der Landrat sein Versprechen hält und die Entwicklung des Gesundheitscampus Marbach zusammen mit dem neuen Geschäftsführer Dr. Nickel konsequent vorantreibt, werden wir das Gebäude schon bald nach der Fertigstellung belegen, denn dann fallen die 100 Plätze im ehemaligen Krankenhaus in der Unterbringung des Landkreises weg und werden uns nicht mehr angerechnet“, erklärt Jan Trost.

Der Bürgermeister spielt damit auf den Umstand an, dass im früheren Marbacher Krankenhaus aktuell vom Landkreis Geflüchtete untergebracht sind. Entsprechend niedriger ist die Quote an Personen, für die die Stadt selbst ein Dach über dem Kopf bereitstellen muss. Wird aber das ehemalige Kliniken-Areal, wie schon lange geplant, zu einem Gesundheitscampus mit Pflegeschule, Mitarbeiterwohnungen und mehr weiterentwickelt, fallen dort auch die Geflüchteten-Plätze weg – was die Kommune mit eigenen Kapazitäten kompensieren muss. In der Wildermuthstraße kann die Stadt bis zu 49 Frauen, Kinder und Männer beherbergen.

Landratsamt will den Vertrag verlängern

Die aktuelle Vereinbarung zwischen Stadt und Landkreis über die Nutzung des Krankenhauses als Asylheim läuft Ende 2024 aus. Man habe aber „auch über das Jahr 2024 hinaus Interesse, dort Geflüchtete vorläufig unterzubringen“, betont der Landratsamts-Pressesprecher Andreas Fritz. Mit der Kommune werde man zu gegebener Zeit Gespräche über eine mögliche Verlängerung führen. Sobald jedoch „die Räumlichkeiten anderweitig genutzt werden sollen beziehungsweise Abrissarbeiten in Aussicht stehen, wird die derzeitige Nutzung durch den Landkreis aufgegeben“, stellt Fritz klar.