Bei der Großbaustelle in Bietigheim-Bissingen reagieren die Behörden auf Kritik und ändern eine Umleitung. Pöbeleien, die Enge und eine mögliche Bombe sorgen für Probleme.
Die B 27-Baustelle in Bietigheim beschäftigt jeden, der im nördlichen Landkreis Ludwigsburg unterwegs ist: „Zu Beginn der Maßnahme kamen viele Beschwerden und Anmerkungen herein, mittlerweile hat sich das etwas gelegt. Aber wir bessern natürlich ständig nach und reagieren auf Hinweise aus der Bevölkerung“, sagt Bietigheim-Bissingens Baubürgermeister Michael Wolf und bezieht sich dabei auf vor allem auf Umleitungen.
Seine Stadt macht es Autofahrern gerade besonders schwer, von A nach B zu kommen. Die B 27 erhält einen neuen Belag, gleichzeitig werden darin Leitungen für Fernwärme verlegt und ein neuer Kanal. Das hat zur Folge, dass statt vier nur zwei Spuren zur Verfügung stehen. Weil gleichzeitig auch die Verbindung nach Sachsenheim erneuert und voll gesperrt wird, gibt es Umleitungen, Staus und jede Menge Ärger für Autofahrer.
Das Regierungspräsidium Stuttgart und die Stadtverwaltung Bietigheim-Bissingen sowie die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen sind an dem Großprojekt beteiligt. „Mit dem Fortschritt der Bauarbeiten sind wir ganz zufrieden“, sagt Andreas Klein. Als Leiter des Baureferats West beim Regierungspräsidium (RP) ist er mitverantwortlich für die Umleitungsregelungen. Die haben bei manchen doch für Naserümpfen geführt. Der Verkehr durch Untermberg hat wie erwartet stark zugenommen. Viele fahren durch das zu Bietigheim-Bissingen gehörende Dorf nach Sachsenheim. Dabei ist Untermberg nicht Teil einer offiziellen Umleitung, folglich gibt es auch keine Parkverbote. Der Verkehr stoppt also immer wieder wegen der am Straßenrand geparkten Autos.
Untermberg diskutiert Verkehrschaos: Treffen mit Ordnungsamt geplant
Ob das nun gut oder schlecht ist, wird in Untermberg unterschiedlich gesehen. Die Stadt will erst nach Rücksprache mit Vertretern aus dem Ort eingreifen, falls gewünscht. Kommende Woche hat der Verein Sympathie für Untermberg zu einem Austausch mit dem Leiter des Ordnungsamts eingeladen. Danach werde man weiter sehen, sagt Wolf.
An anderer Stelle reagiert die Stadt schon auf eine kritisierte Verkehrsregelung. Um einen Schleichverkehr durch Metterzimmern zu verhindern und den B 27-Verkehrsfluss zu verbessern, war an der Schwarzwaldstraße das Abbiegen Richtung Metterzimmern verboten worden. Diese Regelung soll nun aber wieder zurückgenommen werden. „Viele, auch große Fahrzeuge, sind über die Holzgartenstraße ausgewichen und das ist zu gefährlich wegen der vielen Kinder, die dort mit dem Rad zur Schule unterwegs sind“, sagt Wolf.
B27-Baustelle: Herausforderungenund Fortschritte bis November
Der Bürgermeister war sich schon vor Beginn der Arbeiten im Mai sicher, dass es immer wieder zu solchen Problemen kommen wird. Bis in den Dezember ziehen sich die Bauarbeiten voraussichtlich. Stück für Stück schiebt sich auf der B27 der Bautross hinunter. Dass die Umleitungen nicht das einzig Herausfordernde bei dem Projekt sind, wird bei einem Besuch auf der Bundesstraße deutlich. Die Baustelleneinrichtung ist äußerst knapp bemessen. So wird zum Beispiel ein vier Meter tiefes Loch für Strom, Fernwärme und Abwasserkanal ausgebaggert, während einige Zentimeter daneben der Verkehr weiter fließt. Eigentlich würde man für eine solche Baustelle eine weitere Spur sperren, aber Klein will sich lieber nicht ausmalen, was das für den Verkehr bedeute. „Dadurch, dass der Verkehr hier nur sehr langsam vorbeifließt, können wir die enge Baustelle arbeitsrechtlich vertreten“, sagt der Referatsleiter. Der Stau macht es also erst möglich, dass zwei Fahrspuren offen sind.
Hitze und Frust: Bauarbeiter imKreuzfeuer der Autofahrer
Dennoch sei das Arbeiten dort nicht ohne. Nicht nur müssten die Arbeiter sich ständig mit äußerster Vorsicht bewegen, sie seien auch immer wieder der Wut mancher Autofahrer ausgesetzt, berichtet Klein. Gerade bei heißen Temperaturen kämen da schon mal schnell Kraftausdrücke aus den Fenstern gen Bauarbeiter geflogen.
Da haben es diejenigen, die die L 1125 zwischen Bietigheim und Sachsenheim erneuern, wohl leichter, denn die komplette Strecke ist gesperrt. Allerdings läuft dort, wie manch ein Radfahrer oder Spaziergänger bemerkt haben dürfte, noch längst nicht alles auf Hochtouren. Jasmin Ziegler vom RP ist für den Abschnitt verantwortlich und hat auch eine Erklärung, warum die schweren Maschinen dort bislang noch nicht zum Einsatz gekommen sind.
Zum einen seien vorbereitende Arbeiten neben der jetzigen Fahrbahn notwendig gewesen – die Fahrbahn wird verbreitert. Zum anderen warte man derzeit auch auf den Kampfmittelräumdienst. Auf Luftaufnahmen ist ein Bombenkrater neben der Fahrbahn zu sehen und nun muss geschaut werden, ob dort noch eine Weltkriegsbombe in der Erde liegt, die bislang noch nicht detoniert ist. „Die Fräse kommt trotzdem“, sagt Ziegler. Selbst wenn eine Bombe gefunden würde, könne man am Rest der Strecke arbeiten.