Alles dicht: Ein Wald von Warnbaken lenkt den Verkehr am Schmidener Ortseingang Foto:  

Die Karolingerstraße wird zur Durchgangsstraße, was manche Anwohner ärgert und andere kalt lässt. Die Stadt hat die Karolingerstraße zur Hauptzufahrtstraße gen Schmiden umfunktioniert.

Schmiden - Nun ist auch noch das kleinste Schlupfloch versperrt. Bis vor wenigen Tagen war es noch möglich, von Süden her sich irgendwie in die Fellbacher Straße hineinzuschlängeln. Das ist seit Montag vorbei. Die Abschrankungen an der Kreuzung stehen so eng beieinander, dass niemand mehr durchrutschen kann. Die Geradeausspur vom Bahnhof her wie die Abbiegespuren auf der Siemens-/Stauferstraße sind mit rot-weißen Baken versperrt.

Die Karolingerstraße nimmt nun jenen Verkehr auf, der bisher im südlichen Bereich der Fellbacher Straße unterwegs war

Der Grund: Der erste Bauabschnitt in der Fellbacher Straße ist beendet, nun ist die Baustelle gen Süden gewandert. Zugleich hat die Stadt die Karolingerstraße zur Hauptzufahrtstraße gen Schmiden umfunktioniert. Hierfür wurde der Poller nahe der Zähringerstraße, die bisher die Weiterfahrt verhinderte, abgesenkt. Außerdem hat der Bauhof die im Boden festmontierten Abschrankungen entfernt. Die Folge: Die Karolingerstraße nimmt nun jenen Verkehr auf, der bisher im südlichen Bereich der Fellbacher Straße unterwegs war – und wird somit zur neuen Hauptverbindung zum Schmidener Ortskern.

Damit derartige Verkehrsmengen dort überhaupt durchpassen, hat die Bauverwaltung auf der Nordseite der Karolingerstraße ein absolutes Halteverbot verfügt. Dass dies ausreicht, zeigt eine Kurzinspektion am Dienstagvormittag. Der Verkehr ist, zum Verdruss sicher etlicher Anwohner, natürlich deutlich stärker als bisher, als die Karolingerstraße wegen des Pollers nahe der Fröbelschule als Sackgasse endete. Aber ein Verkehrschaos sieht anders auch. Bei den Bussen der Linie 60, die hier und dann weiter über die Stauferstraße auf die Umleitungsstrecke geschickt werden, sind zwar kleine Ausweichmanöver der Autofahrer fällig, aber die Verzögerung hält sich in Grenzen.

Eine Anwohnerin einer Seitengasse der Karolingerstraße sieht die Lage hingegen recht entspannt

Um die Lärmbelästigung zu mindern, gilt durchgehend Tempo 30, im Bereich der Fröbelschule ist die Geschwindigkeit nochmals auf Tempo 20 reduziert. Damit Fußgänger und insbesondere Kinder auf dem Weg zur Schule oder zum Kindergarten sicher hinüber kommen, hat die Stadt im Abstand von jeweils etwa 200 Metern drei provisorische Druckknopfampeln aufgestellt.

Passanten am Dienstagmorgen reagieren mal kritisch, mal gelassen auf die Frage, wie sie die plötzliche Verkehrszunahme vor der Haustüre und die nächtliche Verwandlung einer ruhigen Anliegerzone in eine Durchfahrtstraße empfinden. „Das war die letzten Wochen schon das reinste Chaos, als die Stadtverwaltung alles durch die Nebenstraßen geleitet hat, und die Katastrophe wird auch die nächsten Monate nicht anders ausfallen“, schimpft eine Bürgerin aus der Baldungstraße.

Keine Sackgasse mehr. Foto: Patricia Sigerist
Eine Frau aus Luginsland, die einen Termin in der Schmidener Ortsmitte hat, hat ihr Fahrzeug gar in der Mitte der Karolingerstraße abgestellt, sie will zu Fuß an ihr Ziel gelangen. „Ich kenn’ mich hier gar nicht mehr aus, das ist mir so sicherer“, sagt sie. Eine Schmidenerin, die wiederum ihren Arbeitsplatz in der Ringstraße hat, kurvt orientierungslos durch die Gegend – „ich weiß gar nicht, wo ich hin muss“, erklärt sie aus dem Autofenster heraus. Eine Anwohnerin einer Seitengasse der Karolingerstraße sieht die Lage hingegen recht entspannt. „Ärger? Nein, kein Ärger. Klar ist das derzeit mehr Lärm, das merkt man schon, aber die paar Wochen kriegt man doch rum.“ Tatsächlich sollen die Bauarbeiten in der Fellbacher Straße, so die Auskunft des Fellbacher Tiefbauamtsleiters Thomas Stengel am Dienstagnachmittag, Anfang November beendet sein.

Ein Autofahrer aus Schmiden ist gar richtig froh über die derzeitige Situation: „Ich muss Richtung Waiblingen, da spar’ ich mir die Kreuzung und Ampel an der Stauferstraße. Und abends kann ich diese Abkürzung auch nehmen – also mir läuft die Umleitung voll gut rein.“