Das Projekt will bieten, was es auch im Pflegeheim gibt. Foto: Baurconsult Architekten-Ingenieure

In einem Gebäudekomplex soll es alles geben, was ein traditionelles Pflegeheim umfasst: Mit dem Baustart nimmt das Pflegewohnen in Heimerdingen Gestalt an – was in dieser Form landesweit einmalig ist.

Ditzingen - Die Warteliste ist lang. „Mehr als 70 Personen haben ihr Interesse bekundet“, sagt Fritz Hämmerle, Heimerdinger Ortsvorsteher und CDU-Stadtrat. Alle wollen Teil des Wohn- und Pflegeprojekts werden, das in dem Ditzinger Ortsteil entsteht. An diesem Freitag fällt der Startschuss für den Bau.

Fritz Hämmerle ist selbst einer von den Personen auf der Warteliste. Er wohne alleine in einem Haus mit Gärten vor und hinter dem Reihenhaus, erzählt er. Das sei „unmoralisch“, fügt der Christdemokrat an. Schließlich sei dies ein idealer Platz für Familien. „Natürlich tut’s weh“, sagt er über seine geplante Verkleinerung. Schließlich bedeute dies auch Trennung von vielen vertrauten Gegenständen. Hämmerle, 1943 geboren, ist aber auch davon überzeugt, dass dieser Schritt – sich von Dingen zu trennen – befreiende Wirkung habe.

Werbung hat die neue Einrichtung bei dieser langen Warteliste nicht nötig. Gleichwohl schwärmt Fritz Hämmerle davon. Er sei stolz darauf, sagt er. „Wir machen schließlich etwas ganz Neues.“ Zumal es mehrere Jahre bedurfte von der Grundidee bis zur Umsetzung: „Ich bin so froh, dass sich das Ganze nach vielen Jahren so positiv entwickelt hat.“

Gegen die Einsamkeit

In dem Ditzinger Ortsteil soll eine Einrichtung entstehen, die in dieser Form landesweit einmalig ist. In dem Gebäudekomplex soll es alles geben, was ein traditionelles Pflegeheim umfasst. Allerdings wird das Angebot ambulant gemacht, ganz gleich ob in der Tagespflege, den Wohngemeinschaften oder in den Einzelapartments. Das bedeutet: Eine Pflegefachkraft wird dort nur bei Bedarf anwesend sein.

Gebaut werden 16 Wohnungen, in denen Menschen mit Pflegebedarf selbstständig leben, zwei Wohngemeinschaften für diesen Personenkreis sowie 27 Apartments, die von Personen jeden Alters bewohnt werden können. Zudem gibt es eine Tagespflege für 15 Gäste sowie unter anderem ein Café, das sowohl den Bewohnern als auch allen anderen Heimerdingern offen stehen wird. Gerade diese bewusste Einbindung in den Ort, die Nähe ebenso zum Spielplatz – und damit zu Kindern – wie zu einem Flüchtlingswohnheim und dessen Bewohnern ist für Fritz Hämmerle von besonderer Bedeutung. „Es geht nicht nur um Menschen, die Pflege brauchen, sondern auch darum, dass niemand einsam ist.“ Das sei ein wichtiger Punkt für die Senioren. Denn „Einsamkeit macht Menschen krank“.

Erste Bewohner könnten 2021 einziehen

Die Einrichtung wird von den Heimerdingern so sehr gewünscht wie sonst nur noch der Bau der geplanten Ortsumfahrung. Läuft alles nach Plan, können laut dem Geschäftsführer des Projektträgers Vielfalt Leben, Falko Piest, die Bewohner zu Beginn des Jahres 2021 einziehen.

Vielfalt Leben ist ein gemeinnütziges Unternehmen, das sich die Entwicklung und Umsetzung innovativer Wohn- und Pflegekonzepte zur Aufgabe gemacht hat. Gesellschafter sind zu gleichen Teilen das Altenhilfezentrum Gerlingen und das Haus Guldenhof in Ditzingen.