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Projektsprecher Wolfgang Drexler plaudert Baustart am 2. Februar zu früh aus.

Stuttgart - Wolfgang Drexler war in Hochstimmung. Der Sprecher des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm hatte bei der Neujahrssitzung des Kreistags in der Schlossparkhalle Geislingen volle Ränge vor sich. Stuttgart 21, sein Leib- und Magen-Thema, kennt der sozialdemokratische Landtags-Vizepräsident nach mehreren Dutzend Vorträgen aus dem Effeff. Was ermüden kann. Da ist es für den Genossen Balsam, zur Diaschau mal etwas Neues mitteilen zu können.

Am 2. Februar sei Baubeginn für das umstrittene Großbauvorhaben, verkündete Drexler in Geislingen: "Nicht wackeln, anfangen, sonst ist unsere Chance weg!", forderte Drexler in gewohnter Manier. Aber warum plaudert er den Termin am späten Montag in Geislingen aus und schweigt in Stuttgart? Sein forscher Auftritt brachte das Projektbüro am Mittwoch auf Anfrage dieser Zeitung kurzfristig ins Schlingern. Der 2. Februar sei richtig, hieß es. Nur, mitteilen wollte man den Termin für den Startschuss des bis Ulm mindestens 6,2 Milliarden Euro teuren Bahnhofs- und Gleis-Neubaus doch noch nicht. Begründung: Die Einladungen seien noch nicht abgeschickt.

Es handelt sich wohl nur um einen Brief, bei dem es klemmt. Auf ihm steht die Postadresse Richard-Wagner-Straße 15 in Stuttgart. Der Empfängername fehlt. Auch die Bahn AG kann im Adressfeld nicht einfach Ministerpräsident Oettinger-Mappus eintragen. Am heutigen Donnerstag stellt sich Günther Oettinger dem EU-Parlament vor, bis zum Wochenende sollte seine Nominierung als EU-Kommissar klar sein. Auf Oettingers Wahl und damit seinen Abgang als Landeschef hätte die Bahn gerne noch gewartet. Dann ginge die Einladung zweifelsfrei an seinen Nachfolger, den sehr geehrten Herrn Mappus.

Der Drexlersche Ausrutscher hat die Wartezeit deutlich verkürzt. Am Mittwoch um 16.18 Uhr teilte das Kommunikationsbüro für das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm mit, dass Wolfgang Drexler am 2. Februar "im Rahmen einer Feierstunde in der Kleinen Schalterhalle im Stuttgarter Hauptbahnhof Vertreter der Projektpartner und weitere Gäste" begrüße. Das sind der Bahn-Vorstandsvorsitzende Rüdiger Grube, Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), Stuttgarts OB Wolfgang Schuster, die Regionaldirektorin Jeannette Wopperer und ein nicht namentlich genannter "Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg".

Sie alle wollen an Gleis 49 symbolisch den ersten Prellbock anheben. "Endlich ist es so weit", wird Wolfgang Drexler, wieder in Hochstimmung, sagen. Der Umbau des Gleisgewirrs wird sich bis Juli 2012 hinziehen, Erst dann können die Ausschachtungen für den neuen Tiefbahnhof beginnen.