Ein Holzhaus steht auf Geldscheinen. Millionen Deutschen finanzieren sich den Traum vom Eigenheim mit einem Bausparvertrag. Foto: dpa-Zentralbild

Millionen Deutsche sichern sich heute die niedrigen Zinsen für die Zukunft mit Bausparverträgen. Das passende Angebot ist nicht immer leicht zu finden. Im Test sehen viele Institute nicht gut aus. Experten geben Tipps.

Stuttgart - Lohnt sich ein Bausparvertrag heute noch?
Experten sind sich uneins. „Bausparen ist eine prima Idee. Wer in sieben oder zehn Jahren eine Immobilie bauen, kaufen oder modernisieren will, sichert sich damit bereits heute einen Kredit zu niedrigen Zinsen“, sagt Heinz Landwehr, kommissarischer Chefredakteur bei „Finanztest“. Zwar erhält der Bausparer bis zum Darlehen kaum Zinsen für seine Sparraten. „Doch der Nachteil fällt nicht schwer ins Gewicht, weil es für Geld auf dem Sparkonto zurzeit auch nur Minizinsen gibt.“ Niels Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, widerspricht. „Ob ein Bausparvertrag sich lohnt oder nicht, hängt davon ab, ob die Zinsen steigen oder fallen.“ Bei stark steigenden Zinsen könne sich ein Bauspardarlehen in Zukunft rückblickend lohnen. Laut Finanztest ist ein Bankdarlehen günstiger, wenn die Zinsen in zehn Jahren unter drei Prozent bleiben.
Warum sind Bausparberatungen in der Kritik?
Die Stiftung Warentest hat für ihre aktuelle „Finanztest“-Ausgabe, die an diesem Mittwoch erscheint, 20 Bausparkassen getestet. Mit ernüchterndem Ergebnis: Beratungsfehler kosten viele Bausparer unnötig Geld. Schlechte Angebote verzögerten zudem den Immobilienkauf um Jahre. Manche Testkunden, die den Empfehlungen der Berater gefolgt wären, hätten viel Geld verloren. Der Unterschied zwischen einer guten und schlechten Leistung einer Bausparkasse machte beim Test mehr als 13 000 Euro aus. Die Warentester vermuten, dass ein Teil der Berater den Kunden bewusst überdimensionierte Verträge andrehe. Diese lohnten sich wegen der anteiligen Abschlussgebühr mehr, sagt Heinz Landwehr. Zwar beraten die Bausparkassen heute besser als früher. Jedoch hätten sie dieselben Fehler wie beim letzten Test im Jahr 2012 gemacht.
 
 
Wie haben die Bausparkassen abgeschnitten?
Viele getestete Bausparkassen erhalten nur die Noten „befriedigend“ oder „ausreichend“. Durchgefallen sind die Aachener und die Deutsche Bank Bauspar und die Landesbausparkassen (LBS) West und Rheinland Pfalz. Eine gute Beratung und passgenaue Angebote bieten laut den Testern die LBS Baden-Württemberg, Wüstenrot und die LBS Ost. Die LBS Baden-Württemberg glänzte zudem mit einheitlicher Qualität: Selbst das schlechteste der sieben Beratungsgespräche sei gut gewesen.
Worauf sollen Verbraucher achten?
Bausparinteressenten sollten sich gründlich auf das Beratungsgespräch vorbereiten und unter anderem folgende Fragen klären:Wie viel Geld kann man monatlich sparen? Wann soll die Immobilie finanziert werden? Gibt es weiteres Vermögen? Die Bausparsumme sollte nicht zu hoch sein, sagen die Tester. Andernfalls benötigen Kunden zu lange, um das Bauspardarlehen pünktlich abzurufen. Wichtig: Bauspardarlehen müssen meist binnen acht bis elf Jahren zurückgezahlt werden. Die monatliche Belastung durch die Kreditrate sollte deshalb nicht zu hoch sein.
Woran erkennt man ein gutes Angebot?
Anhand der Wünsche sollte der Berater ein Angebot mit Sparplan und gegebenenfalls Tilgungsplan vorlegen. Daraus muss unter anderem hervorgehen, wie hoch die Bausparsumme ist, wie viel der Kunde einzahlen muss, wann der Vertrag voraussichtlich zugeteilt wird und welche Monatsrate zur vollständigen Entschuldung gezahlt werden muss. Kunden sollten sich auch Angebote von weiteren Bausparkassen holen. Im Zwiefelsfall prüfen Experten die Angebote.
Wo können Kunden Geld sparen?
Wer einen Bausparvertrag abschließen will, sollte zumindest über die Abschlussgebühr verhandeln, sagt der Verbraucherschützer Niels Nauhauser. Nach einer jüngsten Entscheidung der deutschen Finanzaufsicht Bafin dürfen Vermittler die Abschlussgebühr ihren Kunden teilweise erstatten. „Wer erfolgreich verhandelt, senkt die Kosten des Bausparens“, sagt Nauhauser.
Was können Verbraucher tun, die einen schlechten Vertrag abgeschlossen haben?
Der erste Schritt ist die Beschwerde bei der Bausparkasse, dann folgt die Beschwerde beim Ombudsmann, sagt Nauhauser. „Ist man damit nicht erfolgreich, sollten Betroffene ihre Verbraucherzentrale informieren.“ Die Experten könnten im Einzelfall entscheiden, ob eine Klage Erfolg verspricht.

Den Praxistest gibt es online unter: www.test.de/bausparen. Angebote von Bausparkassen können Verbraucher unter www.test.de/bausparrechner vergleichen oder mithilfe der Verbraucherzentrale.