Die Geschichte der Firma Leitz begann 1871, als Louis Leitz in Stuttgart sein Unternehmen gründete. 1897 wurde der erste Bau seiner Fabrik in Feuerbach vom Architekten Gottlob Schäufelin begonnen und 1898 fertiggestellt. Weitere Gebäude kamen bis in die 1990er Jahre hinzu. Foto: Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg/Judith A. Sägesser

Ein neuer Eigentümer möchte schnellstmöglich anfangen, die leeren Hallen zu bespielen.

Stuttgart-Feuerbach - Auf dem Leitz-Areal soll es endlich vorwärts gehen. Seit Jahren stehen die Gebäude und Hallen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bahnhof zwischen Siegle-, Diesel-, Siemens- und Hohnerstraße leer. Ein neuer Eigentümer und Investor soll es nun richten.

Als die 1 A Immobilien AG im Mai 2014 das rund 19 000 Quadratmeter große Grundstück vom Büroartikelkonzern Esselte Leitz erworben hatte, sollte alles recht schnell gehen. Im besten Fall sollten schon Mitte 2015 die neuen Mieter in die insgesamt elf Gebäude eingezogen sein. Doch die Verhandlungen stockten und der Denkmalschutz machte die Situation vor Ort nicht einfacher.

2017 wurde dann ein neues Konzept für das Areal präsentiert. Ein Fitness-Studio über zwei Etagen samt separatem Schwimmbad sollte es geben. Zudem wollten die Gründer der Firma Dexina aus Böblingen mit ihrer neuen Live at Stuttgart GmbH einen riesigen Co-Working-Campus auf dem Areal verwirklichen. Das Prinzip: Verschiedene Personen nutzen gemeinschaftlich Büroräume, in denen sie flexibel einen Schreibtisch mieten können. Wichtig sind der Austausch und der Kontakt untereinander, auch wenn man nicht direkt zusammenarbeitet. In Feuerbach sollten auf neun Ebenen mehr als 2000 Menschen zusammen arbeiten können. Andere Gebäudeteile sollten als Hotel beziehungsweise Boardinghouse genutzt werden. Doch aus all diesen Plänen wurde nichts. Die Gesellschafter seien sich uneinig gewesen, wie es weitergehen soll, heißt es. 2018 verkauften die Eigentümer dann das Areal an die Lianeo Real Estate, die ihren deutschen Hauptsitz in Berlin hat. „Die neuen Investoren wollen lieber heute als morgen anfangen“, sagte Diane Ziegler vom Architekturbüro Zieglerbürg auf Nachfrage unserer Zeitung.

Zwei Gebäude sollen abgerissen werden

Gemeinsam mit ihrem Architekten-Kollegen Ralf Petersen von Petersen Architekten war sie jüngst im städtischen Gestaltungsbeirat zu Gast. Dort stellten sie dem Gremium ihre ersten Entwürfe für das Leitz-Areal vor. „Wir würden gerne einen Ort schaffen, der aus sich selbst heraus stark werden kann“, sagte Petersen. Ihm schwebe der „Leitz-Boulevard“ vor. „Es ist ein Bildungsprojekt, ein Projekt für Entwicklung, ein Projekt für Produktion, eine Brain-Factory.“ Es solle kleine Produktionseinheiten geben, die auf dem Gelände für wenig Geld angemietet werden können. „Zwei Euro könnten das pro Quadratmeter sein“, sagt Ziegler. Die Idee von einem Boardinghouse und Motel haben die neuen Investoren übernommen.

Auch ein Abriss ist geplant. Mitten auf dem Gelände sollen zwei Gebäude weichen. Dafür soll an der Dieselstraße ein Neubau entstehen – direkt neben den Gebäuden, die heute noch von Esselte Leitz genutzt werden. Das Unternehmen hatte nach dem Verkauf des Geländes im Jahr 2014 einen Teil der Flächen umgehend vom neuen Eigentümer wieder angemietet. Dabei handelt es sich um etwa 27 000 der insgesamt rund 43 000 Quadratmeter an Nutzfläche.

Die Firmengeschichte von Leitz begann übrigens schon 1871, als Louis Leitz in Stuttgart sein Unternehmen gründete. Schnell wurde ihm klar, dass die Industrialisierung und wachsende Bürokratisierung mit immer mehr Schriftverkehr einhergeht. Auf der Suche nach einer modernen Lösung, Papiere abzulegen und zu organisieren, erfand er 1896 den Ordner. Bereits ein Jahr später wurde der erste Bau seiner Fabrik in Feuerbach vom Architekten Gottlob Schäufelin begonnen und 1898 fertiggestellt. Der in seiner Gesamtheit denkmalgeschützte Fabrikkomplex wurde in mehreren Bauabschnitten zwischen 1897 und 1935 sowie in den 1960er und 1990er Jahren errichtet. Vor der Übernahme durch die Esselte Corporation im Jahre 1998 waren etwa 2500 Mitarbeiter in Feuerbach beschäftigt.

Und wie geht es nun weiter? „Es muss schnell etwas passieren. Die Tauben sind schon eingezogen“, sagt Diane Ziegler. Nun soll erst einmal eine Bauvoranfrage bei der Stadt Stuttgart eingereicht werden. „Dann wollen wir am 14. Februar oder 21. April noch einmal in den Gestaltungsbeirat.“ Das Gremium war vom Konzept grundsätzlich angetan. Nur über die Höhen des Neubaus und über die Öffnung des Areals, um einen Quartiersplatz zu bekommen, sollten die Architekten laut Beirat noch einmal nachdenken.