Schon Ende des vergangenen Jahr wurde die alte Gymnastikhalle neben der Hillerschule abgerissen. Seither tut sich auf dem eingezäunten Gelände nichts. Foto: Mathes

Grundschüler müssen länger als geplant außerhalb der Schule essen und Sport machen: Die Erweiterung der Hillerschule wird teurer und dauert länger. Die Stadt will eine Baukontrolleur-Stelle schaffen, um solche Entwicklungen bei Bauvorhaben künftig zu vermeiden.

Bietigheim-Bissingen - Wir haben Baustellen, da läuft es besser“, übt sich der Bietigheim-Bissinger Oberbürgermeister Jürgen Kessing in Diplomatie. Der CDU-Stadtrat Thomas Wiesbauer ist unverblümter: Ein „Debakel“ nennt er das, was sich rund um den durch einen Holzbauzaun abgesperrten Pausenhof der Bietigheimer Hillerschule seit einem Jahr abspielt – oder besser gesagt: nicht abspielt. Auf dem Gelände war 2017 eine alte Turnhalle abgerissen worden. Eigentlich sollte dort längst eine neue, größere in die Höhe wachsen – kombiniert mit einer Mensa. Die braucht die rund 350 Schüler zählende Grundschule, weil sie schrittweise ihren Ganztagsbetrieb ausgebaut hat, für den ein Mittagessensangebot Pflicht ist.

Doch bis heute hat sich auf der Brachfläche noch nichts Sichtbares getan. Im Frühjahr 2018 hatte der geplante Baustart für das 7,1-Millionen-Euro-Vorhaben wegen des Wechsels des Tragwerkplaners auf Eis gelegt werden müssen. Und als der Gemeinderat Ende Juli endlich die Erd- und Rohbauarbeiten vergeben wollte, überstieg das günstigste Angebot – 2,9 Millionen Euro – den Kostenvoranschlag um fast 30 Prozent. Vereinzelte Stadträte waren darüber so erzürnt, dass sie nicht nur Ingenieure und Architekten zum Rapport bestellen wollten, sondern sogar eine Aufhebung und Neukalkulation der Ausschreibung forderten. Finanzbürgermeister Joachim Kölz warnte, das könne ein weiteres Jahr Zeit kosten. Weder suchten Firmen in der boomenden Baubranche händeringend nach Aufträgen, noch werde das Material günstiger. Zähneknirschend vergaben die Räte also die Arbeiten.

Unerquicklicher Verlauf

Anfang September sollen nun nicht nur Schüler und Lehrer wieder eintrudeln, sondern auch Arbeitertrupps – zum Einrichten der Baustelle. Das Ziel, den Neubau zu Beginn des Schuljahres 2019/20 einweihen zu können, ist hinfällig. Die Kinder werden erst einmal weiterhin außerhalb verköstigt und machen Sport in Ausweich-Hallen und im Freien. „Wir hoffen, dass der Bau Anfang bis Frühjahr 2020 fertig ist und wir mit acht Millionen Euro hinkommen“, sagt Jürgen Kessing. Über den bisherigen unerquicklichen Verlauf sei mit den Planern mittlerweile „fachlich und sachlich geordnet“ gesprochen worden.

Die Stadt plant nun als Konsequenz – und weil sie so viele Bauprojekte vorantreibt, dass die Mitarbeiter an ihr Limit kommen –, eine Baukontrolleurstelle im städtischen Personalplan vorzusehen. Ob sie besetzt werden könne, stehe auf einem anderen Blatt, sagt der Oberbürgermeister. Der Markt sei leergefegt. Die Erweiterung der Hillerschule nicht in die Hände eines Generalunternehmers gelegt zu haben, sei trotzdem richtig gewesen. „Man hat zwar vermeintlich einen Festpreis, aber wehe, es kommt im Projektverlauf zu Änderungen. Dann sind die Kostensteigerungen enorm.“