Die neue Bebauung wird entlang der jetzt einseitig bebauten Stauferstraße an einem Nordhang entstehen. Statt Parkplätzen an der Straße sollen Fahrzeuge in einem Mobility Hub, einem Parkhaus mit weiteren Mobilitätsangeboten, stehen. Foto: Google Earth/Landsat Copernicus

Auf einer drei Hektar großen städtischen Freifläche will Waiblingen dringend benötigte barrierefreie Wohnungen schaffen und auf den demografischen Wandel des Stadtteils reagieren. Darüber wird kontrovers debattiert.

Für die einen ist es eine „gelingende Innenentwicklung“, die anderen halten die Wohnungen, die im Zuge des Projekts „Neues Wohnen auf der Korber Höhe“ entstehen sollen, für wenig attraktiv oder lehnen die damit verbundene Versiegelung von Flächen ab. Trotzdem hat der Waiblinger Gemeinderat nun mehrheitlich den Plänen der Stadtverwaltung zugestimmt. Diese schlägt vor, auf einer ungefähr drei Hektar großen Fläche im Gebiet Korber Höhe rund 220 Wohnungen zu bauen.

Die Gebäude werden den Plänen nach entlang der Stauferstraße errichtet, die bisher nur einseitig bebaut ist. Die Entwürfe gehen auf einen der dringlichsten Wünsche, welche die Anwohner bei einer Bürgerbeteiligung geäußert haben, ein. Sie hatten darauf gepocht, dass es mehr Stellplätze für Fahrzeuge brauche und die Stauferstraße durch Neubauten nicht mit zusätzlichem Verkehr belastet werden dürfe. Verhindern wollen das die Planer mit einem sogenannten Mobility Hub: In einem Gebäude, das am östlichen Ende der Stauferstraße in Richtung der Korber Straße geplant ist, sollen die Bewohnerinnen und Bewohner ihre Autos parken, was die Stauferstraße von Verkehr und abgestellten Autos an der Straße entlasten und so weniger Lärm bringen und mehr Platz für andere Nutzungen schaffen soll.

Stellplätze, Radverleih, Car-Sharing-Angebote

An dem öffentlich zugänglichen mehrgeschossigen Knotenpunkt sollen neben Stellflächen für Privatautos auch weitere Mobilitäts- und Serviceangebote bereitstehen, beispielsweise Car-Sharing-Angebote, ein Radverleih, eine Fahrradwerkstatt oder eine Packstation für Pakete.

Das beauftragte Büro UTA Architekten und Stadtplaner hat zwei Varianten für das Gelände, das an einem Nordhang liegt, ausgetüftelt: Bei der Variante „Niedrig + Dicht“ sind 14 Wohngebäude stirnseitig und dreigeschossig zur Stauferstraße angeordnet, zur Kreisstraße hin sind sie fünfgeschossig. Die Planer haben die Häuser zu Dreiergruppen arrangiert, wobei jeweils das mittlere Gebäude versetzt ist, sodass ein Gemeinschaftshof entsteht. Die weitere Variante namens „Hoch + Grün“ sieht Wohngebäude vor, die zur Stauferstraße hin fünf und zur Kreisstraße sieben Geschosse aufweisen. Durch die höhere Bauweise bleiben zwischen den dann nur zehn statt 14 Gebäuden mehr Freiraum und Grünflächen erhalten, so beispielsweise der Rodelhügel und ein Großteil einer Fläche mit Streuobstbäumen.

Bedenken hinsichtlich der Attraktivität

„Wir können uns das nicht vorstellen“, sagte Iris Förster von der Fraktion Grüne, Natur- und Tierfreunde (Grünt) zu den Plänen. Der Mobility Hub sei zwar grundsätzlich eine gute Idee, doch bräuchte es dort mindestens 300 Stellplätze. Und eine Versiegelung von Flächen finde auch statt. Roland Wied räumte zwar einen Bedarf an Wohnungen ein, äußerte aber angesichts der Lage am Nordhang und der Etagen unter dem Niveau der Stauferstraße Bedenken an der Attraktivität des neuen Wohnraums: „Wer will dort hinziehen?“ Ein Hochhaus mit rund 75 Zwei-bis Drei-Zimmer-Wohnungen, wie es einmal geplant gewesen war, hätte nach seinem Dafürhalten mehr Qualität gebracht: „Das brauchen die Leute, die aus einer großen Wohnung ausziehen wollen.“

Der „harte Gegenwind“ überrasche ihn, sagte hingegen Hans-Ingo von Pollern (CDU). Er lobte das Projekt als „eine gelingende Innenentwicklung mit viel Grün“, sein Fraktionskollege Hermann Schöllkopf stellte die Frage, wo sonst 220 Wohnungen mit vergleichsweise wenig Flächenversiegelung geschaffen werden könnten. „Das werden wohl nicht die Nonplusultra-Wohnungen, aber man kann dort sicher etwas Gutes hinbekommen“, befand Urs Abelein (SPD).

Eine Mehrheit im Gemeinderat sprach sich zuletzt für die von der Verwaltung favorisierte „Hoch + Grün“-Variante aus. Sie wird nun den Bürgern vorgestellt und soll die Grundlage für ein städtisches Wettbewerbsverfahren sein.

Eine Wohnsiedlung aus den Siebzigerjahren

Veranstaltung
Die Stadtverwaltung stellt das Projekt „Neues Wohnen auf der Korber Höhe“ bei einer Bürgerinformation am Mittwoch, 14. Dezember, vor. Die Veranstaltung dauert von 19 Uhr bis 20.30 Uhr und findet im Ökumenischen Haus der Begegnung im Schwalbenweg 7 statt. Der Oberbürgermeister Sebastian Wolf begrüßt die Gäste. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Wohnquartier
Die Korber Höhe gehört in der Region zu den letzten Großwohnsiedlungen aus der Zeit der 1970er-Jahre. Weil viele ihrer Bewohner inzwischen das Seniorenalter erreicht haben, werden dringend barrierefreie und seniorengerechte Wohnungen für die Menschen benötigt, die weiterhin im Stadtteil leben möchten. Gewünscht wird auch ein Pflegeheim. Das Projekt „Neues Wohnen auf der Korber Höhe“ ist im Netzwerk der IBA 27 und hat laut dem IBA-Intendanten Andreas Hofer Chancen, als IBA-Projekt ausgewählt und betreut zu werden.